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(Nicht-) äußerung der Kirchenleitung zur Tunneltaufe

Die evangelische Landeskirche glaubt immer noch, sich aus S21 heraushalten zu dürfen.
Von Georg Eberhardt, dem Assistenten des Bischofs kam eine Mail folgenden Inhalts:

„Sehr geehrter Herr Harr,
nachdem sich nun ja etliche Missverständnisse klären ließen – der selbstkritischen Äußerung des evangelisch-meth. Kollegen will ich nichts hinzufügen -, möchte ich Ihnen ein frohes Christfest wünschen.“

Naja, man kann abwarten, wie lange die Kirchenleitung die Politik des „nichts sehen – nichts hören – nichts sagen“ noch durchhält.
Noch eine Bemerkung sei gestattet mit der Frage, was denn bei der evangelisch-methodistischen Kirche so diskutiert wird. Auf dem Hamburger Kirchentag wurde beim württembergischen Zentrum eine interessante Diskussion geführt, an der auch Prälat Mack teilnahm.
Deutlich und einhellig wurde verurteilt die Vernutzung der Stadtflächen für Luxuswohnungen und Shopping auf Kosten des Raums für Öffentlichkeit, bürgerliches Zusammenleben, Gottesdienst, Raum für sozial schwache Menschen und Familien. Konkret wurde die Zerstörung einer historischen und denkmalgeschützten  methodistischen Kirche zugunsten des neuen Einkaufzentrums im Gerberviertel angesprochen.
Hier wurde ein bauliches Kleinod in der Stuttgarter Innenstadt, eine Perle methodistischen Kirchenbaus zerstört und dem Mammon geopfert. Wer diese Kirche kannte, kann nur mit Wehmut und Empörung daran denken. Aber dafür Tunnel taufen!!

Herzliche Einladung an alle evangelisch-methodistischen Glaubensgeschwister zur Demo am nächsten Montag. Bei den Kismet-Treffen der „Theologe/innen gegen S 21“ sind selbstverständlich auch freikirchliche Kolleg/innen herzlich willkommen.

Michael Harr

Einladung zur „Tunnel-Taufe“-Aktion am kommenden Freitag, 20. Dezember, 12 Uhr, Gänsheidetraße 4

Thomas Felder, S21 Tunnel-Taufe

Thomas Felder hat folgenden Brief an den Herrn Landesbischof geschrieben und ihm eine Aktion vor dem Bischofssitz in der Gänsheidestraße 4 angekündigt.
Gerne dokumentieren wir diesen Brief und laden herzlich ein, bei dieser Protestaktion dabei zu sein.

Sehr geehrter Herr Landesbischof Dr. July,

nachdem Sie auf meinen offenen Brief nicht reagiert haben, machte ich mich gestern zusammen mit der Pfarrfrau Dorothee Esche auf den Weg nach Stuttgart, um für eine kirchliche Aufklärung der Vorgänge vom 4.12.13 zu demonstrieren. Warum schweigt die Kirche zum Missbrauch der Taufe? Wo bleibt die versprochene Rüge für einen Pfarrer, der im Namen der Kirchen und des dreieinigen Gottes eine Veranstaltung eröffnet, die nicht nur S21-Gegner beleidigt? Auch »ganz normale« Kirchgänger, die nach landesbischöflichem Vorbild keine Stellung beziehen, sind empört und in ihrem religiösen Empfinden zutiefst verletzt.

Unsere Aktion hilft dabei ein gewisses Maß an Heiterkeit in die Diskussion zu bringen. »Lasset die Tunnel zu mir kommen und wehret Ihnen nicht«… Viele unterschiedliche Kommentare drangen an meine Ohren beim gestrigen Aktionstag, den Manfred Grohe fotografisch dokumentierte (siehe Bild). Ein Passant meinte schmunzelnd: »So ein Großprojekt braucht halt auch einen großen Pfarrer«. Als solcher verkleidet möchte ich am kommenden Freitag um 12 Uhr mittags vor Ihrem Amtssitz Gänsheidestr. 4 eine »S21-Tunneltaufe« symbolisch nachspielen. Frau Esche und verschiedene Medienvertreter werden mich begleiten und das Geschehen dokumentieren.

Ich lade Sie herzlich dazu ein aktiv an dem kleinen Happening teilzunehmen und öffentlich Stellung zu beziehen. Über Ihre kurze Rückmeldung würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Felder

Offener Brief zur »Tunneltaufe« von Thomas Felder

Sehr geehrter Herr Landesbischof Dr. July,
als Nebelkerze hat sich entlarvt, was Sie mir am 23. 8. 2010 haben ausrichten lassen: »Zum Projekt Stuttgart 21 wird die Landeskirche keine Stellung beziehen. Sie würde Öl ins Feuer gießen, wenn sie sich im Diskurs auf die eine oder andere Seite schlagen würde«. Sie selbst haben das »Schweigen« auf Ihre Kirchenfahne geschrieben und versprachen »alles zu rügen, was den Konflikt schürt«. Doch mehren sich die Anzeichen, dass Ihre öffentlichen Verlautbarungen diametral dem widersprechen, was hinter verschlossenen Türen abgekartet wurde und wird. Ich habe den Verdacht, die Evangelische Landeskirche Württemberg arbeitet seit Anbeginn aktiv am Projekt mit! Es fing an mit der Propaganda von Frau Heike Baehrens, die sich als »Kirchenrätin und Vorstand Diakonisches Werk« werbewirksam für S21 in Szene setzte. Wo blieb da Ihre Rüge? Aus blieb sie! Kein einziges Mal musste sich Frau Baehrens verantworten – schon gar nicht bei ihrer feierlichen Verabschiedung aus kirchlichen Ämtern und Würden vor wenigen Wochen. Sie haben den Skandal nicht nur geduldet und ausgesessen sondern durch Unterlassung wissentlich verschlimmert.
Inzwischen ist gang und gäbe, dass Pfarrer im Namen der Kirchen als Hauptakteure bei Veranstaltungen mitwirken, die an Geschmacklosigkeit und Gotteslästerung kaum zu überbieten sind – so genannte Tunnel-Taufen. Allein schon die Bezeichnung erinnert an Götzendienst im finstersten Sinne des Wortes. Was hier geschieht, hat mit einer Taufe im Sinne Jesu Christi nichts mehr zu tun. Es sind Machtdemonstrationen im Dienst einer hochkriminell organisierten Mafia, die unsere Gesellschaft wie ein bösartiges Krebsgeschwür durchwuchert. Wenn schon Regierungsvertreter nicht mehr zu dem stehen können, was sie vor ihrer Wahl versprochen haben, sollte wenigstens die Kirche das Wort-Halten vorleben. Meine Fragen an Sie: Wurden Sie über die »Tunneltaufen« informiert? Haben Sie solche gebilligt? Falls nicht – schauen Sie sich das Video http://youtu.be/XLCXDJgVcVc an. Ich erwarte Ihre sofortige Stellungnahme, in der Sie sich vom Schmierentheater S21 öffentlich distanzieren!
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Felder
http://www.thomas-felder.de

Nachlese zur „Tunneltaufe“

Als erstes muss fest gehalten werden: Es war kein Pfarrer der Evangelischen Landeskirche, der bei der „Tunneltaufe“ am Barbaratag mitgewirkt hat. Es war der Leitende Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Esslingen, Markus Bauder, der an dieser Veranstaltung mitwirkte und durch seine Begrüßung „im Namen der Kirchen“ den Eindruck erweckt hatte, eben auch im Auftrag der Landeskirche zu sprechen

Insofern müssen wir die Überschrift des früheren Beitrags „Landeskirchlicher Pfarrer tauft Tunnel“ korrigieren.

Wir baten Markus Bauder um eine Stellungnahme zu seiner Mitwirkung an der „Tunneltaufe“. Vor allem wurde er gefragt, ob er dazu autorisiert worden sei, im Namen der Landeskirche an dieser Tunneltaufe mitzuwirken. Wir frugen auch beim Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart nach, ob Pastor Bauder autorisiert worden sei, für die Landeskirche zu sprechen. Bislang kam auf diese Frage noch keine Antwort.

Markus Bauder erklärte folgendes:
Die ökumenische Barbarafeier wurde von mir nicht im Namen der Kirchen „eröffnet“, sie fand „im Namen Gottes, der Vaters, der Sohnes und des Heiligen Geistes“ statt. „Im Namen der Kirchen“ habe ich die Mineure, Arbeiter und anderen Gäste „begrüßt“. Dieser Unterschied ist mir schon wichtig.
Ich gebe zu, dass diese Formulierung möglicherweise etwas ungeschickt war. Ich hätte besser sagen sollen „Ich begrüße Sie als ein Vertreter der Kirchen“.
Des Weitern legt Markus Bauder darauf Wert, dass er nur gebetet habe für den Segen und den Schutz Gottes für die Mineure und Arbeiter bei der gefährlichen Arbeit im Berg. Damit sei keine Stellungnahme zu Stuttgart 21 verbunden gewesen. Dies sei ein Projekt, dem gegenüber er viele Bedenken der Gegner teile, aber die Volksabstimmung respektieren wolle.
Wie es überhaupt dazu kam, dass er dabei war, erklärt er mit einer Anfrage des katholischen Betriebseelsorgers zu S 21, des katholischen Diakons, der die Barbara-Statue weihte und zur Bedeutung der Heiligen Barbara predigte.

Soweit die Erklärungen von Pastor Bauder.

Dazu soll fest gehalten werden: Pastor Bauder erweckte den Eindruck, von den Kirchen, und das heißt auch von der Evangelischen Landeskirche autorisiert, bei dieser Veranstaltung dabei zu sein. Weiterlesen

S21-Gegnerin siegt bei Kirchenwahl landeskirchlicher Pfarrer „tauft“ S21-Tunnel (Korrektur: nicht landeskirchlicher, sondern freikirchlicher Pfarrer „tauft“ S21-Tunnel)

Die Kirchenwahl ist vorbei. Wir gratulieren Brigitte Lösch, deren Wahl wir empfohlen hatten, für ihren 1. Platz bei der Wahl in Stuttgart. Auch darin kann man, so man es denn will, etwas davon erkennen, wie das Stuttgarter Kirchenvolk zu großen Teilen denkt. Der Herr Landesbischof hat zur Wahl (laut „Stuttgarter Zeitung“ vom 3. Dezember) bemerkt: „In einem großstädtischen Bereich leben viele Menschen, die sich bewusst gesamtgesellschaftlicher Fragen und Fragen des Zusammenlebens annehmen.“ Nun, wo er recht hat, hat er recht, aber als Dorfpfarrer darf ich ergänzen: Solche Leute leben nicht nur in der Großstadt, sondern auch in der Kleinstadt und auf den Dörfern. Und: Nach unserer Ansicht ist das nicht nur Sache von Menschen in der Großstadt, sondern Fragen des Zusammenlebens und gesamtgesellschaftliche Fragen sind per se auch Fragen der Kirche.

Wenn wir an den Kirchentag in Hamburg denken, von dem in der kirchlichen Presse Württembergs nur zu lesen war, dass die württembergischen Pfarrer die besten Kicker beim „popen open“ waren und dann noch etwas von diesem unsäglichen Kehrwochenwettbewerb, dann kommen einem schon Zweifel, ob diese Kirche sich ihres Auftrags bewusst ist.

Und wenn wir denken, welches Chaos beim Nahverkehr schon da ist und welch größeres noch droht, aber dennoch unverdrossen nach Stuttgart auf die größte Baustelle Europas zum Kirchentag eingeladen wird, dann fasst man sich schon gelegentlich an den Kopf.

Es ist an der Zeit für biblisch begründete und theologisch durchdachte Worte zu der architektonischen, ökologischen und sozialen Verwüstungszone, die Stuttgart 21 durch Stadt und Land legt. Nur zu schweigen, kann für unsere Kirche nicht mehr reichen.

Soweit dieser Artikel, bevor der Autor auf youtube ein Video sah und feststellen musste, dass unsere Landeskirche doch nicht mehr zu Stuttgart 21 schweigt. In ihrem Auftrag fleht ein mir unbekannter Kollege auf dem Hintergrund des DB-Logos den Segen Gottes bei der „Tunneltaufe“ in Untertürkheim auf dieses Projekt herab. Dazu fallen mir im Moment leider nur noch nicht-theologische Worte ein, die ich aufgrund meiner guten Kinderstube weder in den Mund nehmen, noch zu Papier bringen will. Wer sich das antun will und kann, schaue http://youtu.be/XLCXDJgVcVc bzw. http://youtu.be/ca-YnCXij88 .

Ich war nicht imstande, mir das zur Gänze anzuschauen. Das hat mich psychisch überfordert. Da kann ich nur sagen: Es wäre doch besser die Landeskirche würde schweigen, als bei so was mitzumachen.

Michael Harr

Parkgebet vom 12. auf 19. Dezember verlegt!

Eiliger Hinweis:

Das nächste „Parkgebet“
wurde verlegt von Donnerstag, 12. Dezember
auf – neuer Termin –: Donnerstag, 19. Dezember!

Wie immer:
18.15 Uhr, Stuttgart, Mittlerer Schlossgarten, bei der Lusthaus-Ruine
und  musikalisch begleitet von „Parkblech“.

Ansprache beim Parkgebet am 28.11.13, Gunther Leibbrand

Die Ansprache als pdf-Datei: Parkgebet, 28.11.13, Leibbrand

Liebe Parkgemeinde,

als ich das letzte Mal zu Ihnen sprach, am 1. August, hatte ich so geendet:
Wir stehen vor dem Jahrhundertprojekt, den Gebrauchswert der Dinge zum Leben wieder in Erinnerung zu bringen.
Dann hatte ich gesagt, dass es uns Christen um’s Leben geht, um das Leben vor dem Tod. Auch um ein Leben nach dem Tod, aber eben auch um ein wirklich gutes Leben vor dem Tod.
Und dass wir solche großen Aufgaben mit Gottes Hilfe anpacken können.

Heute möchte ich Ihnen ein Beispiel nennen von Menschen, die sich ihre Würde nicht nehmen lassen, obwohl sie wenig Erfolg haben bei der Durchsetzung ihrer wichtigen Ziele.
Ich möchte uns Mut verschaffen durch den Blick auf Leute, die seit bald sieben Jahrzehnten dafür kämpfen, dass ihnen Gerechtigkeit widerfahre und nicht weiterhin Unrecht, ja Desinteresse und Zynismus.
Ich möchte von Enrico Pieri und Enio Mancini erzählen und den anderen Überlebenden eines der fürchterlichsten deutschen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg in Italien.

  • Wie haben es Menschen geschafft, gegen den Triumpf der Gewalt seit beinahe 70 Jahren nicht zu verstummen? Mehr noch:
  • Wie schafften sie es zu überlegenen Menschen zu werden, die nicht hassen, sondern ganz ruhig und fest nur Gerechtigkeit einfordern?
  • Wie kann es sein, dass diese damals noch im Kindesalter Stehenden nicht in der Scham über das ihnen widerfahrene Leid reaktiv ihrerseits zu Gewalttätern geworden sind, sondern zu Menschen, die ihren Schmerz authentisch zeigen können und für eine gemeinsame Zukunft mit uns Deutschen in einem friedfertigen Europa eintreten?

In einem bis auf den letzten Platz gefüllten Theaterhaus hat Enrico Pieri am 10. November bei der Verleihung des 11. Stuttgarter Friedenspreises der AnStifter  sich von seinem Sohn, einem Wirtschaftspädagogen eines Basler Gymnasiums, übersetzen lassen,  und eigentlich nur den einen Satz gesagt (ich zitiere sinngemäß): Geht zur Wahl und stimmt bei den kommenden Europawahlen für ein friedfertiges und soziales Europa. Das ist für mich die Konsequenz aus meinem Kampf für einen Prozess gegen die Mörder meiner Familie und so vieler anderer Familien meines Dorfes Sant’Anna di Stazzema. Dieser Prozess wird uns bis zum heutigen Tage in Deutschland verweigert. Aber wir werden nicht aufgeben, weil wir nicht wollen, dass sich ein solches Verbrechen in meinem Land wiederholen kann. Es wiederholt sich schon viel zu oft bis zum heutigen Tage weltweit. Kämpfen wir für ein politisches Klima, das solche Verbrechen ächtet.

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Aufruf zur Wahl der Württ. Landessynode am 1. Dezember

Die evangelischen Kirchenwahlen rücken heran. Am Sonntag, den 1. Advent ist es soweit, dass die evangelischen Kirchengemeinderäte in Baden und Württemberg und die Landessynode in Württemberg gewählt werden.
Sonderlich spannend war es in diesem „Wahlkampf“ ja nicht, was geboten wurde. Es fällt mir nichts dazu ein, was zu einem so inhaltsleeren Vorgeplänkel zu diesen Wahlen zu sagen sein sollte. Selbst Andreas Koch auf der Seite „koch meint“ ist dazu nichts mehr eingefallen.
Man fragt sich schon, ob diese Kirche noch etwas zu irgendwas zu sagen haben will.

Aber so weit so schlecht. Unsere Gruppe „Theolog/innen gegen Stuttgart 21“ hat versucht, mit einer theologisch begründeten Erklärung zu Stuttgart 21 ein Thema in diesem „Wahlkampf“ aufzugreifen, das den Menschen in diesem Land auf den Nägeln brennt. Die biblische Botschaft ist nicht ein Wort aufs Leere hin, sondern will in aller Vorläufigkeit Menschen und Welt gestalten und verändern – auch in Stuttgart.
Zu unserer Erklärung gab es eine kleine Diskussion auf unserer Website und ein paar Rektionen von Personen, die für die Synode kandidieren.

Wir wollen nun alle evangelischen Kirchenmitglieder unter den Stuttgart 21-Gegner/innen auffordern, an diesen Wahlen teilzunehmen und ihre Stimme abzugeben. Es geht auch darum zu zeigen, dass es uns gibt und dass unser Widerstand auch aus der Mitte der Gesellschaft und der Kirche kommt. Wir wollen darum zur Wahlteilnahme dringend auffordern, auch wenn wir längst wissen, dass mit Wählen allein noch lange nichts getan ist.

Wir sind keine Randgruppe, sondern sind auch innerhalb der evangelischen Landeskirchen eine weit vernetzte Bewegung, die wahrgenommen und gehört wird.
Unsere Initiative gibt keine Wahlempfehlung für eine der Synodalgruppen ab, die bei diesen Wahlen antreten. Es hat keine von ihnen sich so geäußert, dass wir das tun könnten. Dennoch soll darauf hingewiesen werden, dass zu unserer Initiative „Theolog/innen gegen Stuttgart 21“ Sabine Löw zählt, die in Stuttgart für die Gruppe „Kirche für morgen“ antritt; wir können es empfehlen sie zu wählen. Sowie Brigitte Lösch von der „Offenen Kirche“, die ebenfalls zur Widerstandsbewegung gegen den Irrsinn zählt. Außerdem hat schon vor langer Zeit Markus Brenner, ebenfalls Kandidat der Gruppe „Kirche für morgen“ im Kirchenkreis Stuttgart, auf dieser Internetseite die „Gemeinsame Erklärung gegen S21“ unterschrieben.

Darum nochmals: Nehmen Sie diese Wahl zum Anlass, die Bedeutung unserer Bewegung auch in der evangelischen Kirche deutlich zu machen. Gerade im Vorfeld des Stuttgarter Kirchentags 2015, der auf der größten Baustelle Europas stattfinden soll, ist es wichtig, auch diese Chance zu nutzen. Wir sind da und wir bleiben da, auch in der evangelischen Kirche.

Michael Harr

Parkgebet am 14.11.2013, MartinPoguntke

(hier als pdf-Datei: Parkgebet, 14.11.13, Martin Poguntke)

Liebe Parkgebetsgemeinde!
Ich möchte heute mit Ihnen ein bisschen darüber nachdenken, was es mit dem Segen Gottes auf sich hat, mit der Kraft Gottes. Wo wirkt Gottes Kraft, wo nicht? Wie kommt man an sie dran? Was kann man dafür tun? Welche Rolle spielen unsere Gebete und Gottesdienste dabei?
Claus Schmiedel hat ja in einer seiner denkwürdigen Reden gesagt, auf dem Projekt Stuttgart 21 liege Gottes Segen. Nun, die bisherige Geschichte des Projekts lässt einen daran sehr zweifeln.
Ein bisschen klang es aber damals auch wie ein Beschwörungsversuch von Schmiedel: Irgendwie wollte er wohl auch – so ein bisschen magisch – die guten Kräfte beschwören und auf sein Lieblingsprojekt lenken. Nicht bewusst – er findet sicher, dass er als Sozi eher atheistisch sein müsse – aber irgendwie unbewusst.
Jetzt fragen wir uns aber mal ganz selbstkritisch: Tun wir womöglich was ganz Ähnliches? Wenn wir uns hier zu Parkgebeten versammeln – versuchen wir dann womöglich auch, die guten Kräfte des Schöpfers und der Schöpfung auf unseren Widerstand zu lenken? Parkgebete so ein bisschen als Zaubertrank, wie bei Asterix und Obelix?
Lassen wir die Antwort noch ein bisschen offen und gehen noch einmal von einer ganz anderen Seite dran. Da gibt es nämlich einen ganz störenden Ausspruch von Jesus. Der Mann kannte ja kein Pardon, der hat ja ständig unsere vertrauten religiösen Orientierungsmarken durcheinander gebracht.
Ich denke gerade an den Satz Jesu, den Matthäus in die Bergpredigt mit eingebaut hat: „Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“.
Ich möchte nicht verhehlen, dass es für mich immer wieder eine kleine Zumutung ist, das den „Bösen“ und „Ungerechten“ zuzugestehen, dass auch sie rundum von der göttlichen Kraft versorgt werden. Nur wenn ich mich selbst beim Bösesein ertappe, höre ich den Satz mit etwas Erleichterung, dass Gott die Sonne auch für die Bösen scheinen lässt.
Aber es scheint so zu sein, dass der Gott, wie Jesus ihn glaubte, nicht nur für die Guten da ist, sondern auch für die Bösen. Wenn wir das weiter denken, müssen wir sagen: Ja, auch Schmiedel und seine ganzen S21-Befürworter – alle haben sie Anteil an dieser unendlichen göttlichen Kraft – genauso, wie auch wir Gegner des Projekts.
Mit welcher anderen Kraft sollten sie auch ihre Lügen in die Welt tragen und sich den Geldhaien andienen? Es gibt ja keine andere Kraft in der Welt als die eine göttliche Kraft. Es gibt ja keine zwei Götter: einen guten und einen bösen. Und auch das, was manche „Teufel“ nennen, wird in der Bibel als gefallener Engel gesehen – also als ebenfalls vom einen Gott stammender Störenfried.
Wozu feiern wir dann eigentlich Gottesdienste? Ist es denn so, dass dann auf der einen Seite die Gegner und auf der anderen Seite die Befürworter jeweils ihre Gottesdienste feiern und damit jeweils versuchen, Gott für sich zu reklamieren und ihn mit seiner Kraft auf ihre Seite zu ziehen? Weiterlesen

Bürgerbegehren – Bitte unterschreiben!

Storno21 LeistungsrueckbauS21_Logo_200

Die S21-Gegner haben zwei neue Bürgerbegehren gestartet (die aus juristischen Gründen getrennt durchgeführt werden). Beide haben zum Ziel, dass die Stadt Stuttgart die S21-Finanzierungsverträge kündigt, weil sie von ihrem Vertrags„partner“ Deutsche Bahn 1. über die wahren Kosten und 2. über die wahre Leistungsfähigkeit des geplanten Bahnhofs wissentlich getäuscht wurde. Eine Fortsetzung des Vertragsverhältnisses sei deshalb für die Stadt Stuttgart nicht zumutbar.

Für beide Bürgerbegehren („Storno 21“ und „Leistungsrückbau S21“) werden je 20 000 Unterschriften von wahlberechtigten Stuttgarter BürgerInnen gebraucht. Termin gibt es keinen; aber die Unterschriften sollten natürlich so schnell wie möglich zusammen kommen.
Es gibt keine Online-Möglichkeit zur Unterzeichnung, weil die originalen Unterschriften gezählt werden müssen.

Hier die beiden Unterschriftenlisten zum Selberausdrucken:
Unterschriftenliste, Storno21
Unterschriftenliste, Leistungslüge

Wer also selbst in Stuttgart wohnt
oder einen kennt, der in Stuttgart wohnt,
oder eine kennt, die eine kennt, die in Stuttgart wohnt…
oder… – bitte um Unterschrift bitten und zurückschicken an:
DenkMacherei, Werastraße 90, 70190 Stuttgart.

Gerne auch Blätter mit nur einer Unterschrift zurück schicken! Jede einzelne ist wichtig!

Vielleicht weiß auch jemand einen Laden, in dem man Listen auslegen könnte?
(Aber bitte dran denken, sie auch regelmäßig abzuholen!)

Weitere Infos und Argumentationshilfen zu den beiden Bürgerbegehren hier: http://storno21.de/ und hier: http://www.leistungsrueckbau-s21.de/

Brief an die SynodalkandidatInnen

Am 1. Dezember 2013 wird in den Evangelischen Landeskirchen von Baden und Württemberg das Kirchenparlament – die Landessynode – gewählt. Wir „TheologInnen gegen S21“ haben den KandidatInnen einen Brief geschrieben, in dem wir sie um Auskunft bitten, wie sie zum Projekt „Stuttgart 21“ stehen.

Hier der Brief
und die Datei als pdf zum Runterladen (Theols_geg_S21 an Landessynodale):

„Theologinnen und Theologen gegen Stuttgart 21“
Anfrage an die Kandidatinnen und Kandidaten
für die Landessynodalwahlen 2013 in Baden und Württemberg

Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Schreiben wenden wir uns an Sie, weil es für uns bei den anstehenden Kirchenwahlen von großer Bedeutung ist, wie sich die Kandidatinnen und Kandidaten für die Landessynoden zum Projekt „Stuttgart 21“ stellen. Auch denkbare Wahlempfehlungen hängen für uns davon ab.
In den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts beschlossen die christlichen Kirchen den sog. „konziliaren Prozess“ und verpflichteten sich, Ungerechtigkeit, Unfrieden und Zerstörung der Schöpfung in ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld zu analysieren und zu überwinden.
Folgende vier Grundüberzeugungen des konziliaren Prozesses hindern uns, das Projekt „Stuttgart 21“ mitzutragen:
1. „Wir bekräftigen, dass Wahrheit zur Grundlage einer Gemeinschaft freier Menschen gehört. Jesus lebte ein Leben der Wahrhaftigkeit“.
„Stuttgart 21“ hat durch vielfältige Rechtsbrüche, Unwahrheiten und schließlich brutale Polizeigewalt Unfrieden gestiftet. Nach unwahren Kosten- und Leistungsbehauptungen hat die Staatsgewalt am 30. September 2010 die noch nicht genehmigte Fällung von Bäumen im Schlossgarten für das Projekt „Stuttgart 21“ in einem brutalen Polizeieinsatz gegen friedlich demonstrierende Menschen durchgesetzt, wie es in diktatorischen Regimen üblich ist. Dadurch wurde der Friede in unserem Land schwer gestört. Die juristische Aufarbeitung der Gewalttaten ist nicht zufriedenstellend. Die Geschädigten warten noch zu einem großen Teil auf die Wiederherstellung des Rechtsfriedens.
2. „Die einzig mögliche Grundlage für einen dauerhaften Frieden ist Gerechtigkeit“
„Stuttgart 21“ steht für uns jedoch dem biblischen Grundwert der Gerechtigkeit diametral entgegen. Denn dieses Projekt dient den Profiten weniger (z.B. Deutsche Bahn, Großkonzerne, Großbanken) und bürdet die verharmlosten Kosten des Projektes den Steuerzahlern und Bahnkunden auf. Die ohnehin schon dramatischen Staatsschulden werden noch weiter erhöht mit entsprechenden Zinslasten, die Mobilitätskosten werden besonders für die steigen, die sich keine arbeitsplatznahe Wohnung leisten können. Die Botschaft Jesu ist solchem wirtschaftlichen Handeln genau entgegengesetzt: Indem die Reichen ihr Hab und Gut mit den Armen teilen, geschieht Gerechtigkeit und wächst das Reich Gottes.
3. „Wir bekräftigen, dass Gott die Schöpfung liebt. Gott, der Schöpfer, ist der Ursprung und der Erhalter des ganzen Kosmos.“
Als Gottes Ebenbilder haben wir die Aufgabe, zur Erhaltung der Schöpfung beizutragen. Damit stehen wir in der Pflicht, bei Eingriffen in die Natur die Risiken für Menschen und Umwelt daraufhin zu überprüfen, ob sie in einem angemessenen Verhältnis zum zu erwartenden Nutzen stehen. Durch die S21-Baumaßnahmen entstehen aber unkalkulierbare Risiken für das Stuttgarter Mineralwasser, die Bäume der verbliebenen Flächen des Schlossgartens und die Häuser an den Hängen. An möglichem Nutzen stehen dem lediglich ca. 15 ha neu gewonnene Baufläche gegenüber, für einige wenige Züge Fahrzeitgewinne von wenigen Minuten und eine wenig komfortable und von nur Wenigen benötigte ICE-Verbindung zum Flughafen – eine mögliche Parkerweiterung hat nichts mit S21 zu tun. Der mögliche Nutzen ist so gering, dass selbst Bahnchef Grube das Projekt heute nicht mehr beginnen würde.
4. „Wir bekräftigen, dass Gott auf der Seite der Armen steht… Jene, die die Gesellschaft als die ‚Geringsten‘ behandelt, nennt Jesus seine Geschwister“
Als Christen sind wir aufgerufen, uns auf die Seite der Schwachen in unserer Gesellschaft zu stellen – und damit insbesondere auch für Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen einzutreten. Bei S21 sind aber die Bahnsteige, Treppen und Aufzüge so eng bemessen, dass sie in den Stoßzeiten und in Gefahrensituationen die zu erwartenden Personenströme nicht bewältigen können. Außerdem sind die Bahnsteige nicht ebenerdig erreichbar. Beides stellt vor allem für Menschen mit Behinderungen, für Senioren und für Eltern mit Kinderwagen eine besondere Gefährdung dar, die im bestehenden Kopfbahnhof nicht gegeben ist.
Die Brandschutzeinrichtungen im Tiefbahnhof und in den ca. 60 km Tunnelröhren sind völlig unzureichend, und erforderliche Nachrüstungen würden an den Bahnsteigen weiteren wertvollen Platz kosten.
Aus diesen und etlichen weiteren Gründen bitten wir um Auskunft, ob Sie sich für oder gegen das Projekt „Stuttgart 21“ positionieren, und machen Sie gleichzeitig darauf aufmerksam, dass wir Ihnen bei Wahlveranstaltungen entsprechende Fragen stellen werden.
Mit freundlichen Grüßen
im Namen der Initiative „Theologinnen und Theologen gegen Stuttgart 21“
Martin Poguntke
( TheologInnen-gegen-s21@online.de )

PS: Gerne machen wir Sie an dieser Stelle auch aufmerksam auf unsere „Gemeinsame Theologische Erklärung gegen S21“ (http://s21-christen-sagen-nein.de/gemeinsame-erklarung-von-theologinnen), die inzwischen von über 1200 Christinnen und Christen mit getragen wird.

Der letzte Brief – Vorsicht Satire

Sehr geehrter Herr Landesbischof Juli,
sehr geehrter Herr Erzbischof a.D. Zollitsch!

Noch immer von großer Freude und Dankbarkeit erfüllt schaue ich auf den Festgottesdienst am Tag der Deutschen Einheit in „meiner“ Kirche, der altehrwürdigen Stiftskirche, zurück. Auch wenn und gerade weil ich diesen Event als Höhepunkt im meinem Mesnerinnenleben betrachte (beim Festgottesdienst 1997 mit Helmut Kohl und Georges Bush war ich noch an einer anderen Kirche), kann ich nicht umhin, Ihnen einige kritische Anmerkungen zukommen zu lassen. Auch eine Mesnerin macht sich ja so ihre Gedanken, auch wenn Sie das in der Tiefe Ihres Herzens einer Frau vermutlich nicht zutrauen mögen. Ich bin mir zwar bewusst, dass ich, wenn ich diese Gedanken nun auch noch öffentlich ausspreche, damit gegen den biblischen Rat „das Weib schweige in der Gemeinde“ verstoße. Aber mit Gottes Hilfe will ich es dennoch wagen und hoffe dabei auf Ihre bischöfliche Nachsicht.

Nun zu meinen Beobachtungen und Einsichten. Da kommt mir als erstes der rote Teppich in den Sinn, der zwischen Schillerplatz und Eingangsportal ausgelegt war und auf dem die Gottesdienstbesucher feierlich zur Kirche schritten. Zunächst war ich als evangelische Mesnerin darüber etwas verwundert. Auch wenn die Gemeinde wohl ausschließlich aus hoch gestellten Persönlichkeiten und geladenen Ehrengästen bestand, ist ein Gottesdienst doch etwas grundlegend anderes als ein Staatsakt! Und vor Gott zählt schließlich weder Ansehen noch Ehre noch gesellschaftliche Position eines Menschen, sondern allein die Reinheit des Herzens. Psalm 15 ist da ganz eindeutig. Allerdings muss ich ehrlicherweise zugeben, dass ich am nächsten Tag beim Putzen den roten Teppich dann nachträglich doch noch zu schätzen wusste. Der Reinigungsaufwand war dieses Mal deutlich geringer als an den normalen Sonntagen.

Von Ihrer Predigt, verehrter Herr Erzbischof a.D., ist mir besonders die Anrede in unangenehmer Erinnerung. Anstelle der gewohnten Anrede: „liebe Gemeinde“ oder „liebe Brüder und Schwestern in Christus“ sprachen Sie zunächst direkt und namentlich die Oberhäupter des Staates an und schließlich auch die „Brüder und Schwestern“. Auch hierbei fühlte ich mich eher an die Ansprache bei einem Staatsakt erinnert oder auch an Zeiten des landesherrlichen Obrigkeitsstaates, die Gott sei Dank der Vergangenheit angehören. Und in der Anrede der Predigt sollte doch wohl schon die biblische Wahrheit zum Ausdruck kommen, die da lautet: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, nicht Sklave noch Freier, nicht Mann noch Frau. Denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus“.

„Soli Deo Gloria” war, ist und bleibt das Motto unserer Gottesdienste.
Und deshalb bin ich auch ausgesprochen dankbar dafür, dass sich die Paramentenwerkstatt in der Kürze der Zeit nicht imstande sah, Antependien in unseren Nationalfarben schwarz rot gold für Altar und Kanzel zu fertigen. So gab es dann nur einen neutralen Kanzelbehang in schlichtem Rot. Vielleicht aus Ihrer Sicht ein kleiner Schönheitsfehler an diesem Tag, den unser Herrgott Ihnen aber sicher verzeihen wird.
Zwar bin ich in den langen Jahren meiner Dienstzeit so einiges an neumodischem Schnickschnack gewohnt, wie Sie sich denken können. Aber der Tanz um den Altar hat mich doch sehr befremdet. Musste das denn unbedingt sein? Jeder halbwegs bibelfeste Zuschauer und besonders ich, die Sonntag für Sonntag von Amts wegen eine Bibelstunde absolviert, musste sich erinnert fühlen an die Geschichte vom „Tanz ums Goldene Kalb“. Sie wissen ja, wie diese ausgegangen ist. Der zu Recht aufs Äußerste erzürnte Mose befahl seinen linientreu gebliebenen Leviten, ihr Schwert zu erheben und „Bruder, Freund und Nächsten“ zu erschlagen, was dann 3 000 Männern das Leben kostete. Auch wenn Sie als Bischöfe quasi selbst die Nachkommen der Leviten sind und von daher nichts zu befürchten zu haben glauben, ist es zumindest denkbar, dass sich beim Tanz ums Goldene Kalb eines Tages die Verhältnisse bei der Bestrafung der Abgefallenen umkehren könnten.

Auf jeden Fall halte ich es für angeraten, solche unseligen Assoziationen durch dem Zeitgeist geschuldete Verkündigungsformen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Wie wir wissen, lässt der Blick auf die Kirche in Geschichte und Gegenwart bei immer mehr Menschen den – natürlich völlig unbegründeten – Verdacht aufkommen, auch der Kirche gehe es nur ums Geld. Diesem falschen Eindruck ist gezielt zu wehren, was ja gerade der neue Papst Franziskus von Anfang an schon durch seine Namenswahl deutlich machte und nun auch noch dadurch, dass er das „Papamobil“ durch einen alten Renault 4 mit 360 000 Kilometern auf dem Buckel ausgetauscht hat. Wie wäre es, wenn Sie, verehrter Herr Landesbischof July, es dem Papst gleichtun und Ihre Mercedes S-Klasse etwa gegen einen 2 CV austauschen? Das war mein erstes Auto, und ich bin damit auch im Winter jede Steigung hinauf gekommen. Dies sage ich deshalb, weil Sie ja vor einiger Zeit die Befürchtung geäußert haben, ohne den Vierradantrieb Ihres Mercedes in den Wintermonaten nicht rechtzeitig zu Gottesdiensten auf die Schwäbische Alb zu kommen. Allenfalls müssten Sie eben etwas früher aufstehen, was Ihnen in Erinnerung an die früher in unserer Kirchen üblichen Frühandachten nicht schwer fallen dürfte.

Auf jeden Fall wäre ein solcher Fahrzeugwechsel ein deutliches Zeichen dafür, dass auch unsere evangelische Kirche gewillt ist, wieder etwas erkennbarer jesuanisch werden zu wollen. Immerhin hatte unser Herr, im Unterschied zu Füchsen und Vögeln, die wenigstens eine Höhle bzw. ein Nest haben, nicht einmal einen Ort, wo er sein Haupt hätte hinlegen können, geschweige denn ein Fahrzeug. Wenn man dann in einer Zeit, in der in beiden Kirchen aus Geldmangel Gehälter gekürzt, Personalstellen gestrichen, Kirchen umgewidmet oder abgerissen, diakonische Einrichtungen marktkonform geführt werden und so weiter, lesen muss, dass der Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, sich einen Protzbau für 31 Millionen Euro als Bischofssitz bauen lässt, dann muss man sich nicht wundern, wenn immer mehr Menschen aus der Kirche austreten.
Nach dieser kurzen Abschweifung, die ich zu entschuldigen bitte, zurück zum Festgottesdienst. Von ganzem Herzen froh bin ich darüber, dass sich die Diskussion um die Länge der Röcke des katholischen Mädchenchors schließlich in Wohlgefallen aufgelöst hat. Die Mädchen hätten ursprünglich ja auf der Sängerempore mit dem Glasgeländer singen sollen, oberhalb des Altars. Und da wäre realistischerweise zu befürchten gewesen, dass Gottesdienstbesucher ihnen unter die Röcke geschaut hätten. Dies wurde aber Gott sei Dank noch rechtzeitig erkannt. Ich will mir gar nicht vorstellen, welche neuerlichen Diskussionen das ausgelöst hätte, wenn Fernsehkameras solche Blicke eingefangen und in die Welt hinaus übertragen hätten! Der Mädchenchor wurde dann ja, mit langen Röcken züchtig verhüllt, auf die Nebenempore platziert.

Noch eine Kleinigkeit, gleichwohl erwähnenswert, möchte ich ansprechen. Wie Sie vielleicht wissen, wurden in der Unterkirche sämtliche Mitwirkende fernsehgerecht geschminkt. Die Solisten bekamen zwei Lagen Make-up mehr aufs Gesicht. Schminken und Kirche, das passt für mich nun wirklich nicht zusammen. Fernsehen hin oder her. Gott schaut ohnehin durch jede Maske, so dick sie auch sein mag. Auf jeden Fall sollte das eine Ausnahme bleiben. Im Gegensatz zum Pudern der Hände des Organisten. Herr Johannsen hat ja ganz hervorragend gespielt. Sicher haben seine gepuderten Hände ein Übriges dazu getan. Eventuell könnte das Pudern der Hände vor dem Gottesdienst in die Richtlinien für den Organistendienst aufgenommen werden. So wäre er oder sie sich stets bewusst, dass Einer ihm immer auf die Hände schaut, auch ohne Fernsehkamera. Das würde mit Sicherheit das Niveau des Orgelspiels in unseren Kirchen heben.

Sollten Sie noch an weiteren Erkenntnissen meinerseits über diesen Stuttgarter Jahrhundertgottesdienst interessiert sein, dürfen Sie mich gerne zu einem Gespräch einladen.

Einstweilen grüßt Sie hochachtungsvoll die Mesnerin der Stuttgarter Stiftskirche

Maria Martha Sauberle

Ort der Montagsdemos Stellungnahme der „TheologInnen gegen S21“

Wir beobachten mit wachsender Sorge, dass die Frage des Orts der Montagsdemo zu einer Art Glaubenskrieg zwischen verschiedenen Fraktionen der Anti-S21-Bewegung zu werden droht. Wir bitten daher alle Beteiligten darum, keine Maximalforderungen zu stellen, sondern die jeweils andere Perspektive als ebenfalls berechtigte zu akzeptieren. Unseres Erachtens gibt es für beide Orte – Schillerstraße und Marktplatz – gute Gründe.

Für die Mehrheit unter uns überwiegen beim Ort Schillerstraße die Nachteile:
• Der Verkehrslärm wirkt störend und erschwert das Verstehen.
• Dass viele Leute bis dicht an den Rand des Autoverkehrs stehen, erscheint uns gefährlich.
• Man kann nach der Demo nicht stehen bleiben und reden, weil die Schillerstraße schnell wieder frei gemacht werden muss.
• Es bekommen nur sehr wenige Menschen etwas von der Demo überhaupt mit und noch weniger von den Inhalten, weil sie in den Autos nur schnell vorbeifahren.
• Die Beschallung ist teuer, weil diese Straße akustisch sehr ungünstig ist.
• Die Atmosphäre des Ortes ist hässlich (Verkehr, blaue Rohre…)

Die Befürworter der Schillerstraße führen als Vorteile an:
• Wir demonstrieren dort, wo der Gegenstand unseres Protests sich befindet: der Bahnhof.
• Wir sehen „unseren“ Bonatzbau.
• Wir sind an einem Verkehrsknotenpunkt und werden deshalb wahrgenommen.
• Wir sind auf der Straße und erzeugen damit eine spürbare Störung.

Dem gegenüber scheinen uns am Marktplatz die Vorteile zu überwiegen:
• Es herrscht kein Verkehrslärm, sodass man alles gut verstehen kann.
• Wir sind vor dem Rathaus – dem klassischen Ort der Volksversammlung und einem der Orte, an dem für uns bedeutsame Entscheidungen gefällt werden.
• Der in sich geschlossene Platz schafft eine ästhetische, ruhige, fast geborgene Atmosphäre, welche die Erfahrung der Gemeinschaft stärkt.
• Nach der Demo kann man noch in Grüppchen stehen bleiben und die Gelegenheit zum Austausch von Meinungen und Ideen nutzen.
• Viel mehr Leute bekommen en passant etwas mit von den Inhalten der Beiträge, weil sie entweder zu Fuß unterwegs sind oder in einer der benachbarten Straßenkneipen sitzen.
• Die Kosten der Demos werden nicht unnötig in die Höhe getrieben, weil die Beschallung kostengünstiger geht.

Als Nachteile des Markplatzes wird gesehen:
• Wir sind „fernab“ vom Geschehen – was man aber auch genau umgekehrt sehen kann: Am Marktplatz sind wir im Zentrum der Stadt.
• Wir blockieren keinen Verkehr und werden deshalb zu wenig wahrgenommen – andere sagen: Wir werden dort nicht weniger wahrgenommen, sondern nur weniger als Ärgernis wahrgenommen.

Unter Abwägung dieser Vor- und Nachteile kommen wir zu dem Schluss, dass der Marktplatz aus unserer Sicht der derzeit geeignetere Ort für die Montagsdemos ist. Denn wir haben den Eindruck, dass wir gegenwärtig die Montagsdemos vorrangig für die eigene Selbstvergewisserung und zum Aufbau innerer Stabilität brauchen.

Wir haben aber auch Verständnis für die Befindlichkeit eines für uns durchaus wichtigen Teils der Bewegung, der aus unterschiedlichen Gründen die direkte Konfrontation mit dem bedrohten Bahnhof und wenigstens niederschwellige Blockadeaktionen für unverzichtbar hält. (Allerdings können die Blockadeaktionen unseres Erachtens genauso wirksam beim Demozug im Anschluss an die Kundgebung auf dem Marktplatz stattfinden.)

Wir bitten deshalb alle Akteure, ihre Verantwortung für die Bewegung als Ganze nicht im bloßen Durchsetzen ihrer eigenen Vorstellungen zu sehen, sondern in der Erhaltung der guten Vielfalt unserer Bewegung. Niemand sollte die Bewegung beschädigen, weil er seine eigenen politischen Vorstellungen für die allein richtigen hält.

Könnte eine Lösung darin bestehen, für die Montagsdemos beide Orte im Wechsel zu nutzen? Nach einem bestimmten Modus, der noch festzulegen wäre? Dabei ist uns bewusst, dass auch dieser Vorschlag seine Tücken hat (Kommunikationsprobleme mit Mitstreitern ohne Internet, usw.). Vielleicht gibt es keine glatte Lösung.

Unsere Stärke ist unsere Vielfalt.
Bitte sucht eine Lösung, die dieser Stärke und unserer augenblicklichen Situation am besten gerecht wird! Ein Ende der Montagsdemos kommt für uns jedenfalls nicht in Betracht.

(Text als pdf-Datei: Montagsdemos, Ort, Stellungnahme, Theols, final)

Andacht zum Parkgebet am 19.09.2013 von Dorothea Ziesenhenne-Harr

Psalm 27,1+5+14
1 Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?
5 Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen.
14 Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!

Liebe Freundinnen und Freunde des Parks und des Kopfbahnhofes,

manchmal haben wir eine schwere Durststrecke zu bewältigen. Wo es mühsam wird, dran zu bleiben. Wie bei einer Bergbesteigung.

Hoch und schier unerreichbar ragt da der Gipfel über uns auf. Wolken verhangen und im dichten Nebel ist er fast nicht mehr zu erkennen. Wie abweisend und unnahbar ist das Ziel entfernt.

Da ist dann unser Durchhaltevermögen gefragt. Weiter kommen wir nur, wenn wir mit Ausdauer und Beharrlichkeit dran bleiben. Und uns auch Pausen gönnen, Erholung und Vergewisserung. Ein Auftanken unter Freundinnen und Freunden, so wie heute Abend. Und wir brauchen es, dass wir nicht alleine gehen, sondern immer zu mehreren. Wer einen steilen Berg erklimmen will, braucht eine Seilschaft, Menschen, die mit klettern, die wenn nötig, fest halten, die absichern. Mit dem Seil in Kontakt bleiben heißt: ich gehöre dazu und trage zum Gelingen bei.

Ich habe für heute ein rotes Seil mitgebracht, wie ein roter Faden, an den wir uns jetzt symbolisch und doch ganz greifbar zu einer Seilschaft verbinden können.
Ich gebe das Seil weiter und wer will, kann sich dran festhalten, die Verbindung spüren.

So ein Moment der Ruhe dient auch dazu, die eigene Befindlichkeit wahrzunehmen und die Festigkeit der Verbindung zu überprüfen. Denn wer mit am Seil hängt, der/die ist in erster Linie für sich selbst verantwortlich, dass es ihr/ ihm selbst gut geht. Habe ich genug zu essen und zu trinken dabei? Wie ist meine körperliche Kondition? Habe ich die angemessene Kleidung an, die trittfesten Bergschuhe? Wie sieht es mit meinem Durchhaltevermögen aus, gerade auch bei einer langen Durststrecke?
Nur wenn ich gut auf mich achte und vorbereitet bin, bin ich auch eine gute Teilnehmerin/ein guter Teilnehmer der Seilschaft. Denn die anderen halten mich nur, wenn ich in Not gerate.

So eine Ruhepause dient zum Kräfte sammeln. Und auch dazu, mich zu fragen: bin ich weiterhin überzeugt, dass ich wirklich weiter klettern will. Ist das immer noch der passende Berggipfel für mich oder nicht?
Bin ich abhängig davon, dass die anderen mich am Seil mitziehen oder bin ich überzeugt davon, dass das Ziel für mich immer noch gilt und ich deshalb auch weiter die Energie aufbringe, dabei zu sein, das Seil zu halten und Schritt für Schritt einen Fuß vor den anderen zu setzen. Auch wenn es mühsam ist, auch wenn es Schweiß und manchmal auch Tränen kostet?
Solche Zeiten der Vergewisserung sind für uns z.B. die Kundgebungen, die Demonstrationen, die Parkgebete und all die vielen anderen Veranstaltungen rund um das Projekt, den Kopfbahnhof in Stuttgart zu erhalten. Unseren Berggipfel.

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Parkgebet-Ansprache am 18.07.2103 Guntrun Müller-Enßlin

Liebe Freundinnen und Freunde,
dieser Tage jährt sich zum dritten Mal der Protestsommer 2010. Wir erinnern uns: Aus Demonstrantenzahlen, die immer so um die dreitausend herumschwappten, wurden auf einmal fünfstellige, Anfang August war das, und dann wurden aus 10.000 erst 20- und dann 30.000, und in der ganz hohen Zeit unseres Protests versammelten sich bis zum 60.000 Menschen im Park, auf dem Schlossplatz, zogen in riesigen Bandwürmern über den Cityring. So mancher von uns, glaubte damals zu träumen und hat gedacht, es würde nun immer so weiter gehen und es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis das Maulwurfprojekt gestoppt sei. Dieser Sommer 2010 hatte, bei all seiner Dramatik um das Wüten der Bahn auch etwas von einem Märchen, es ging immer höher mit uns hinaus, unsere Bewegung wurde bekannt, über Stuttgart, übers Ländle, schließlich über ganz Deutschland und noch weiter hinaus. Die Medien berichteten über uns, wir haben gedacht, es tut sich was, wir können was verändern, es lohnt sich, sich einzusetzen für die Stadt, für das Gemeinwesen, in dem wir leben.
Das alles – war einmal. In letzter Zeit greift an vielen Stellen der Frust um sich, auch innerhalb der Bewegung. Die Auseinandersetzungen auf unseren Blogs künden davon. Auch ich selber habe mich vor kurzem an das Märchen „Der Fischer und seine Frau“ erinnert gefühlt. Uns geht es wie den beiden. Wie der Fischer und seine Frau machten wir die Erfahrung, dass wir hoch hinaus wollten damals vor drei Jahren und das auch konnten, wir meinten, alles erreichen zu können. Am Ende sitzen der Fischer und seine Frau wieder in ihrer alten Kate, ihrer alten Fischerhütte, umgeben vom Gewohnten, als wäre nichts geschehen. Auch wir meinen manchmal, einmal im Kreis gelaufen zu sein und fragen uns, was ist anders geworden?
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Brief der Ingenieure22 an die Verkehrsminister der Länder

Stuttgart 21 – Christen sagen Nein
So lautet der Titel eines Buches mit Beiträgen zu einer christlichen Protestkultur am Beispiel von Stuttgart 21 (Peter-Grohmann-Verlag)

Sehr geehrte…

Pfarrer Martin Poguntke schreibt in diesem Buch ab Seite 175:
„Warum der Protest gegen S21 weitergeht . . .

Weil ein Milliardenbetrug nicht zur Wahrheit wird, nur weil er eine Mehrheit der Wählerinnen und Wähler hinter sich gebracht hat.
Das ist ganz wichtig: Auch von meinem Protest gegen Atomkraft (die freilich ganz andere Gefahren mit sich bringt – was aber die Mehrheit der Bevölkerung sehr lange auch nicht geglaubt hat) habe ich mich ja nicht dadurch abbringen lassen, dass die Mehrheit der Bevölkerung regelmäßig die Atomparteien gewählt hat.

Weil gar nicht über S21 abgestimmt wurde, sondern über ein Ausstiegsgesetz, das die Landesregierung zwingen sollte, seine Rechte auf Ausstieg aus dem Projekt wahrzunehmen.
Die grün-rote Landesregierung hat aber diesen Volksentscheid – der lediglich den Zweck hatte, den Frieden in der grün-roten Koalition herzustellen – dahingehend umgedeutet, sein Ergebnis zwinge die Landesregierung zur Unterstützung des Projekts.
Mehr noch: Der grüne Ministerpräsident Kretschmann behauptet sogar, mit dieser Abstimmung sei nicht nur der Widerstand der Landesregierung gegen S21 zu beenden, sondern auch der Protest in der Bevölkerung gegen das Projekt sei von nun an „undemokratisch“. Aber Hannah Arendt sagt: „Es gibt keine Pflicht zu gehorchen“.

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Termine im September

Für alle, die nach den Sommerferien wieder einen neuen Anlauf nehmen wollen: Im September starten wir „Theologinnen gegen S21“ wieder durch mit neuen Terminen:

Montag, 9. September, 19.30 Uhr, Gaststätte Kismet, Stuttgart, Kernerplatz 5: Treffen der „TheologInnen gegen Stuttgart 21“.
Wie immer sind neue (und alte) Gesichter sehr willkommen.

Donnerstag, 19. September, 18.15 Uhr, Stuttgart, Mittlerer Schlossgarten, bei der Lusthaus-Ruine: „Parkgebet“, musikalisch begleitet von „Parkblech“.

Montag, 23. September, 19.30 Uhr, Gaststätte Kismet, Stuttgart, Kernerplatz 5: Treffen der „TheologInnen gegen Stuttgart 21“.
Wie immer sind neue (und alte) Gesichter sehr willkommen.

(Bitte immer auch unter „Termine“ nachsehen, was es an neuen Terminen gibt!)

Ansprache beim Parkgebet am 1.8.13 von Gunther Leibbrand

Liebe Parkgemeinde,

ich versuche immer, ein aktuelles Ereignis oder Ergebnis von Überlegungen aus unserer Bewegung gegen S 21 im Lichte unseres biblischen Glaubens zu bedenken. Heute möchte ich das zu einer Überlegung tun, die das „Dritte Europäische Forum über unnütze und aufgezwungene Großprojekte“ herausgearbeitet hat – in einer Debatte am vergangenen Sonntagmorgen über „Ökonomische Hintergründe von Großprojekten“, an der ich auch teilgenommen habe: Großprojekte werden nicht gebaut, obwohl sie viel Geld verschlingen, sondern weil sie viel Geld verschlingen. Denn die herrschende Wirtschaftsweise hat ja zum Ziel, Geld zu machen, mehr Geld. Und deshalb zählt bei einem Projekt nicht die Steigerung des Gebrauchswertes einer Sache, sondern ihres Warenwertes. Wie schmerzlich uns diese Wahrheit hier bewusst wird, zeigt die nach oben offensichtlich offene Summe, die „Stuttgart 21“ einmal kosten  wird. Es ist sozusagen oberste Tugend im Kapitalismus, möglichst immer mehr zur Ware zu machen, die immer schneller zirkuliert. Und besonders effektiv sind hierfür natürlich Großprojekte.

Die am Gebrauchswert einer Sache orientierte Vernunft geht nicht zusammen mit dem immer schneller finanziell zu verwertenden Geldwert einer Sache. Dabei entsteht immer mehr Geld, das wieder investiert werden will, damit es zu noch mehr Geld wird. Neulich hat mir jemand gesagt, dass gerade in der Bauwirtschaft neue Häuser erst gar nicht mehr so erbaut werden würden, dass sie viele Jahre halten. Von elektronischen Geräten wissen wir, dass sie immer öfter innerhalb der Garantiezeit schon kaputt gehen, weil Soll-Bruch-Stellen planmäßig eingebaut werden.

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3 Jahre Parkgebet

Am 15. August ist dieses Jahr beim „Parkgebet“ (noch) keine Sommerpause. Denn an diesem Tag jährt sich zum 3. Mal der Start der „Parkgebete“. 3 Jahre sind es inzwischen, dass ununterbrochen – anfangs wöchentlich, seit einiger Zeit 14-täglich – sich eine bunt gemischte Gemeinde von (zurzeit ca. 100) Menschen im Schlossgarten versammelt, um ihren Einsatz gegen die Zerstörung der Stadt durch Stuttgart 21 und für mehr Demokratie geistlich und theologisch zu begleiten und einander seelsorgerliche Hilfe zu geben.
Diesen Donnerstag werden Guntrun Müller-Enßlin und Sylvia Rados im Parkgebet auch an diese Geschichte erinnern und dieses durchaus zwiespältige Jubiläum gebührend begehen:
Donnerstag, 15. August, 18.15 Uhr,
Schlossgarten Stuttgart
(bei der Lusthausruine).
Wie gewohnt werden die Bläser von „Parkblech“ für angemessene musikalische Begleitung sorgen.

Guntrun Müller-Enßlin

Ansprache Tour de Nature. Sonntag, 28. Juli 2013 Mittleren Schlossgarten (Hans-Eberhard Dietrich. Pfarrer)

Im Rahmen des 3. Europäischen Forums gegen unnütze Großprojekte startete die diesjährige Tour de Natur, die in Etappen von Stuttgart bis nach Marburg führt. Die Tour de Natur ist eine Fahrrad-Demo für eine sinnvolle ökologische Verkehrspolitik.

Die Gruppe Christen/Theologen gegen S21 verabschiedete im Rahmen eines Extra-Parkgebetes die Radler am Sonntagmorgen (28. Juli 2013) im Mittleren Schlossgarten mit einer Andacht und einen Reisesegen.

Ansprache Tour de Nature. Sonntag, 28. Juli 2013 Mittleren Schlossgarten (Hans-Eberhard Dietrich. Pfarrer)

„Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.“ Psalm 24 V.1.

Mit diesem Satz, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

werden wir  daran erinnert, wem diese Erde wirklich gehört: Unserem Gott. Wir Menschen sind auf dieser Welt lediglich Gäste eines gastfreundlichen Gottes. Er will uns und alle seine Geschöpfe wie Mitglieder einer großen Familie bewirten. Und er will uns so bewirten, dass wir alle satt werden.

Dieser Satz ist aber auch zugleich eine deutliche Kritik an Menschen, die – um im Bild von Gast und Gastgeber zu bleiben –  nicht wissen, wie man sich zu Tisch benimmt. Wenn wir irgendwo zum Essen eingeladen sind, dann nehmen wir nicht ungefragt, sondern warten, bis man uns ausschöpft oder wir aufgefordert werden, uns zu bedienen. Und wenn wir uns dann bedienen, dann achten wir darauf, dass alle anderen am Tisch auch noch etwas abbekommen und nicht leer ausgehen.

Es fällt wohl nicht schwer, dieses Bild auf uns zu übertragen. Wir sind nicht allein auf dieser Welt und dürfen sie nicht einfach „vervespern“ ,wie man im Schwäbischen so schön sagt. Denn so wie es bei einem Festmahl in der Regel reichlich zu essen gibt, aber nicht unendlich, so steht es auch mit dieser Erde.

Diese Erde ist zwar riesig groß, aber eben begrenzt, begrenzt sind die Bodenschätze, das Wasser, die Luft, der Ackerboden für die Nahrung, die Wiesen, Wälder und Seen. Begrenzt die Vielfalt der Arten an Pflanzen und Tieren.

Und überhaupt: Diese Welt ist einfach zu schön, zu wertvoll, vielleicht auch zu zerbrechlich als dass wir Menschen sie einfach nach Belieben und ohne Ehrfurcht gebrauchen und verbrauchen dürften.

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3. Europäisches Forum gegen unnütze Großprojekte

Als Gruppe der Theolog/Innen gegen S21 bieten wir bei diesem Forum 3 Beiträgen:

Workshop Samstag 27. Juli 16-18 Uhr Wagenhallen
Motto: Protestantische Kirchen und Großprojekte.
Im Hinblick auf Großprojekte haben die Kirchen Grundsätze und Leitlinien entwickelt, mit denen sie solche Vorhaben aus christlicher Sicht ablehnen müssen oder bei Planung und Durchführung kritisch begleiten müssen.
Ziel des Workshop ist es, die Teilnehmer/Innen zu befähigen, Großprojekte theologisch zu beurteilen und eine eigene Position formulieren zu können.
Dazu beschäftigen wir uns mit kirchlichen Denkschriften und Verlautbarungen der letzten Jahrzehnte.
Moderatoren: Gehring/ Dietrich

Wort zum Sonntag zum babylonischen Turmbau
Sonntag, 28. Um 09.45 bis 10.00 Uhr Wagenhallen
Friedrich Gehring

Andacht und Reisesegen für die Teilnehmer/Innen der Tour de Natur
Motto: Wem gehört unsere Erde?
Sonntag, 28. Juli 09.30 bis 10.00 Uhr Schlossgarten (vor dem Start der Tour)
Dietrich/Rados

Eberhard Dietrich

„Gestalten – wie schaumgeboren“

Bei der Anhörung zu den Einwendungen gegen das Grundwassermanagement musste am 16. Juli 2013 Regierungsdirektor Joachim Henrichsmeyer von der Aufgabe, diese Anhörung zu leiten, entbunden werden. Es erschien nicht mehr gewährleistet, dass er für diese Aufgabe hinreichend unparteiisch sei.
Grund zu den Zweifeln an seiner Eignung für diese Aufgabe war unter anderem, dass er dereinst mit der Vokabel „schaumgeboren“ in hübscher und blumiger Weise das Erscheinen der Gegner/innen auf der Baustelle von Stuttgart 21 mit dem Auftauchen der Aphrodite, der altgriechischen Göttin der Liebe und Schönheit, aus dem Schaum des Meeres verglichen hatte. Damit hatte er sich unzweifelhaft Verdienste um die Pflege der deutschen Sprache erworben, denn ein solches Wort wie „schaumgeboren“ ist es wert, der Vergessenheit entrissen zu werden.
Das Wort „Gestalten“ ist von ihm in diesem Zusammenhang leider unglücklich gewählt gewesen. Sein Gebrauch der Vokabel „Gestalten“ erinnert an die „Zueignung“ aus Goethes „Faust“, 1.Teil: „Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.“ Das passt nun nicht so recht zu der erotischen Anmutung der schaumgeborenen Göttin Aphrodite und deren plötzlichem Auftauchen aus dem Meer.
Es sei hierzu noch auf die Darstellung Botticellis „Geburt der Venus“ (Venus als römische Entsprechung zur griechischen Aphrodite) hingewiesen. Eindrücklich ist auch die Zitation dieser Schaumgeburt in den James Bond-Filmen „James Bond jagt Dr. No“ (Honey Rider / Ursula Andress entsteigt dem Meer) und „Stirbt an einem anderen Tag“, wo Jacintha Jinx Johnson / Halle Berry aus dem Meer auftaucht.
Wer will, kann Herrn Henrichsmeyers Darlegungen, die bei der Anhörung zum Grundwassermanagement am 16. Juli 2013 eine große Rolle spielten, selbst nachlesen unter:
https://kochmeint.wordpress.com/2011/11/20/volk-stimm-ab, und zwar dort im vierten Kommentar.
Nun hat Joachim Henrichsmeyer im Laufe der Jahre sich nicht nur Verdienste um die deutsche Sprache erworben. Als Jurist und Beamter hat er in seiner unerschrockenen Weise an mehreren Stellen einen bemerkenswerten Einsatz für den Natur- und Landschaftsschutz, den Denkmalschutz und die Bekämpfung der Drogenkriminalität in Baden-Württemberg gezeigt. Das soll trotz seiner problematischen Äußerungen zu Stuttgart 21 auch erwähnt werden.
Es wäre jedenfalls eine tolle „Schaumgeburt“, wenn Joachim Henrichsmeyer demnächst überraschend bei einer Montagsdemonstration auftauchen würde. Wer weiß?

Michael Harr

Parkgebet am 4. Juli 2013, Ansprache von Martin Poguntke

(Ansprache als pdf-Datei: Parkgebet, Spielregeln ändern, 130704)

Liebe Parkgebetsgemeinde!
„Sonne der Gerechtigkeit“ haben wir vorhin gesungen. Dieses Lied fällt mir immer ein, wenn ich Dinge wie das Folgende höre:
„Wir müssen jetzt bauen, bauen und noch mal bauen“, sagte S21-Sprecher Dietrich vor einer oder zwei Wochen. „Über die Kosten reden wir dann, wenn sie eintreten.“
In bemerkenswerter Offenheit sagt der Mann damit: Uns geht es jetzt ausschließlich ums Faktenschaffen. Die Finanzierung gibt sich dann schon, weil ja entweder die öffentliche Hand des Landes zahlt oder die öffentliche Hand des Bundes: Das Land zahlt, wenn sich die sogenannte „Sprechklausel“ als Verpflichtung des Landes herausstellt, auch Mehrkosten von S21 zahlen zu müssen. Der Bund zahlt, wenn die Bahn auf den Kosten sitzen bleibt, weil die Bahn gehört ja dem Bund. Zahlen wird auf jeden Fall der Steuerzahler, so kalkuliert Dietrich. Ob er das über das Land oder über den Bund tut, ist Dietrich egal.
Was ist das für ein Spiel?, fragen wir uns. Was sind das für Spielregeln, nach denen derart brutales Erpressen offenbar kein Foulspiel ist? Weiterlesen

Kundgebung und Demo: Samstag, 15. Juni, 17 Uhr, Schlossplatz, Stuttgart

Herzliche Einladung zu Kundgebung und Demozug am kommenden Samstag, 15. Juni!
Beginn ist um 17 Uhr auf dem Stuttgarter Schlossplatz
mit Reden (u.a.) von Volker Lösch und Albrecht Müller – und verschiedenen SprecherInnen anderer deutscher und internationaler Großstadt-Initiativen
– und
einer Videoleinwand mit einer Direktschaltung nach Istanbul.
(weitere Infos hier: http://www.parkschuetzer.de/termine/3403)

Mit dieser Demo unter dem Motto „Stuttgart 21 ist überall – wehrt euch, vernetzt euch!“ ist zweierlei beabsichtigt:
Zum Einen soll das Kalkül von Bahn, CDU und Grünen gestört werden, das Projekt Stuttgart 21 bis zur Bundestagswahl aus den Schlagzeilen zu bringen.
Zum Anderen soll in den Blick gerückt werden, dass europaweit Großprojekte nach dem „Prinzip Stuttgart 21“ durchgesetzt werden.

Demo-Flyer, 15.6.13

Parkgebet, 23. Mai 2013, Ansprache von Waltraud Müller-Hartmann

Hier gibt’s die Ansprache als pdf-Datei: Parkgebet, Ansprache, wmh, 130523

Liebe denkende, betende, streitbare Gemeinde!

Ein Bursch aus dem Schwarzwald, Köhler seines Zeichens, also der Kohlenmunkpeter, wünscht sich ein besseres Leben und lässt sich mit dem Glasmännlein ein und ruft zu diesem Behufe den Schatzhauser im grünen Tannenwald herbei. (Einen Schatzhauser nennen wir heute ganz profan einen Ökonomen.) „Peter, wünsch dir Verstand!“, rät das gute und fromme Geistlein immer wieder. Ja, mit Bildung, Bildung, Bildung kommt man weiter, das wissen wir heute genau. Aber was wünscht sich Peter Munk? Geschickt will er sein wie der Tanzbodenkönig und immer so viel Geld in der Tasche haben wie der dicke Ezechiel: Peter will das schnelle Geld, Reichtum und Ansehen. Das Glasmännlein lässt es dem Sonntagskind hingehen – und ist besorgt. Als aber der Spieler und Spekulant Ezechiel, mit dem Peter gleichziehen will, nichts mehr in der Tasche hat, hat auch der Kohlenmunkpeter verloren. Aber er hat beim Glasmännlein noch einen Wunsch frei – falls es ein vernünftiger ist. Wir Montagsdemonstranten sind längst so klug und besonnen wie das Glasmännlein. Wir Bildungsbürger setzen schließlich schon seit zwanzig, zehn oder drei Jahren bei unseren Wünschen und politischen Forderungen auf Argumente, Vernunft und Verstand. Jede Woche besuchen wir die größte Openair-Volkshochschule und lernen alles über Denkmalschutz, Architektur, Ingenieurskunst, Geologie, Finanzen, Wirtschaft, Bankenwesen, Recht, Justiz, Ökologie und Ethik, ergänzt um Kulturbeiträge jeglicher Art. Wir haben Teilerfolge erlebt, Rückschläge eingesteckt – und an Selbstbewusstsein und Ansehen gewonnen. Doch im Ganzen lähmt uns, etwa seit dem beginnenden Wahlkampf ab März, die Ohnmacht: Dass es auf Verstand und Bildung nicht ankommt; dass Argumente nicht ziehen und Vernunft nichts gilt, sofern sie nicht dem Machterhalt, den Interessen des Großkonzerns Bahn und der Kapitalverwertung dienen. Sind wir damit verloren? Weil wir an unseren Kräften zu zweifeln beginnen?
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Termine im Juni

Außer den weiterhin jeden Montag um 18 Uhr (in der Regel auf dem Stuttgarter Marktplatz stattfindenden) Montagsdemos
gibt es in diesem Monat folgende Termine, zu denen wir herzlich einladen:

Montag, 3. Juni, 19.30 Uhr, Gaststätte Kismet, Stuttgart, Kernerplatz 5:
Treffen der „TheologInnen gegen Stuttgart 21“.
Wie immer sind neue (und alte) Gesichter sehr willkommen.

Donnerstag, 6. Juni, 18.15 Uhr, Stuttgart, Mittlerer Schlossgarten, bei der Lusthaus-Ruine:
„Parkgebet“, musikalisch begleitet von „Parkblech“

Samstag, 15. Juni, 17 Uhr, Stuttgart, Schlossplatz:
Kundgebung und Demo: „Stuttgart 21 ist überall – wert euch und vernetzt euch!“
(Bitte ladet über eure Verteiler möglichst vielfältig ein!)

Donnerstag, 20. Juni, 18.15 Uhr, Stuttgart, Mittlerer Schlossgarten, bei der Lusthaus-Ruine:
„Parkgebet“, musikalisch begleitet von „Parkblech“

(weitere „Parkgebet“-Termine: 4.7., 18.7., 1.8.)

Kirchentags-Lenkungsausschuss – lame duck?

Es hat keinerlei Einsendungen zu unserem Preisausschreiben gegeben. Niemand hat jemanden gefunden, der oder die im Lenkungsausschuss, den der Herr Landesbischof einberufen hatte, die Anliegen der Stuttgart 21-Gegner und -gegnerinnen zu artikulieren bereit ist.

Dennoch gab es aus zuverlässigen Quellen Mitteilungen, die wir der Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollen. Wir  nennen unsere Quellen einfach mal „Württemberg 1“ und „Württemberg 2“.
„Württemberg 1“ berichtete, dass unter den für den Kirchentag verantwortlichen Personen aus Württemberg eine große Zahl von Personen sei, die schon auch irgendwie eigentlich gegen Stuttgart 21 seien, aber dies eben nicht öffentlich sagen würden. Aha, wer hätte das gedacht?
Wir können alle heimlichen Stuttgart 21-Gegner/innen nur auffordern, sich zu outen und nicht bloss hählinge im stillen Kämmerlein ihre Ansichten im Herzen zu bewegen. Denn genau das erwarten die Betreiber dieses irrsinnigen Projekts, dass man eben den Mund hält. Also: Macht ihn auf, auch wenn das nicht karriereförderlich ist.
„Württemberg 2“ berichtete, dass es sinnlos sei, im Lenkungsausschuss vertreten sein zu wollen. Der Ausschuss habe eh nichts zu sagen, da alles in Fulda entschieden werde.
Das ist natürlich ein Argument, denn wir als Gegnerinnen und Gegner dieses Projektes haben nun wirklich Besseres zu tun, als unsere Zeit in sinnlosen Sitzungen eines sinnlosen Ausschusses zu verplempern.
Daher beenden wir das Preisausschreiben, wünschen den Ausschussmitgliedern beim gemeinsamen Kaffeetrinken viel Vergnügen und wenden uns hinkünftig der wichtigen Frage zu, wie die Sicherheit in Stuttgart 2015 gewährleistet werden soll. Dazu wollen wir demnächst Näheres berichten.
Michael Harr

Kirchentag Hamburg und Stuttgart 21

Die Hoffnungen mancher Leute haben sich nicht erfüllt. Das deutlich erkennbare Bemühen der Kirchentagsleitung, das Thema „Stuttgart 21“ nach dem Kirchentag in Dresden 2011 nun auch in Hamburg so weit als möglich zu unterdrücken, war nur teilweise von Erfolg gekrönt.
Denn das irrsinnige Projekt und der Widerstand dagegen wurden dann eben doch an den verschiedensten Stellen thematisiert.

Davon wollen wir, eine Gruppe engagierter Christinnen und Christen gegen S 21 auf dem Kirchentag, hier berichten.

  • Täglich, von Mittwoch bis Samstag, haben wir vor dem Hamburger Hauptbahnhof um 19 Uhr einen Schwabenstreich gemacht. Wir waren immer mindestens 5 Personen, die mit dem großen Banner da standen, eine Minute lärmten, unseren Weckruf „Oben bleiben“ skandierten und anschließend den „Tunnelblick“ und andere Flugblätter verteilten. Weiterlesen

Himmelfahrts-GD im Schlossgarten am 9.5.2013

(Video des ganzen Gottesdienstes von camS21 http://bambuser.com/v/3574756  – herzlichen Dank dafür an camS21!)

Ansprache von Pfarrer Martin Poguntke über Markus 16,15–20
(als pdf-Datei hier klicken: Ansprache)

Liebe Protestantinnen und Protestanten aller Konfessionen!

Christen sind Protestleute gegen den Tod. Das Leben als Protestleute ist aber manchmal gar nicht so einfach. – Wem sage ich das!

Jahre sind es mittlerweile, dass wir gegen diesen in so vieler Hinsicht zerstörerischen Bahnhof kämpfen. Jahre sind es, dass wir für eine gerechte und menschliche und mit der Natur in Frieden lebende Gesellschaft kämpfen. Und Jahre sind es, in denen wir immer und immer wieder die Erfahrung gemacht haben, verlassen worden zu sein:
Verlassen von den Zusagen vermeintlich neutraler Helfer, die uns dann – z.B. am Ende der sogenannten „Schlichtung“ – in den Rücken gefallen sind.
Verlassen von vermeintlich verlässlichen Verbündeten, die – kaum an die Regierungsmacht gewählt – plötzlich sich an Händen und Füßen gebunden darstellen.
Verlassen von Hoffnungen auf Petitionen, Gerichte, Aufsichtsräte usw.

So oft, wie wir verlassen wurden, da müssten wir eigentlich mittlerweile alle Hoffnungen fahren gelassen haben. Aber jetzt stehen wir heute hier – aus welchen Gründen jeder und jede Einzelne auch immer – und feiern einen Himmelfahrts-Gottesdienst. Wir lassen einfach nicht locker und sagen: Das kann nicht sein, dass diese feinen Herrschaften so einfach den Sieg davon tragen. „Wir stehn hier und singen“ – und auch das ist ein Protest von uns.

Ich will einmal versuchen aufzuspüren, was unser Verlassenwerden und unser Protest mit Himmelfahrt zu tun haben könnten.

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Einladung zum Himmelfahrtsgottesdienst, 9. Mai 2013, 11 Uhr Mittlerer Schlossgarten

An Himmelfahrt laden die „Theologinnen und Theologen gegen Stuttgart 21“
zu einem Gottesdienst ein unter dem Motto:
Oben bleiben!
Unser Widerstand bekommt Flügel

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Falke auf dem ehemaligen Bahndirektionsgebäude, April 2012
Foto: Petra Weiberg

Der Gottesdienst findet am 9. Mai, um 11 Uhr im Mittleren Schlossgarten, hinter dem Bauzaun nahe der Lusthaus-Ruine statt (dort, wo auch immer das Parkgebet ist).
Für die musikalische Gestaltung haben wir wieder die Bläser von „Parkblech“ und Elly Grünert am Keyboard gewinnen können, und die Ansprache hält Martin Poguntke.

Herzliche Einladung! Und weitersagen!

camS21 überträgt den Gottesdienst live unter: http://bit.ly/12fwCW9

Ein „Parkgebet“ findet an diesem Donnerstag nicht statt. Das nächste ist am 23. Mai, wie immer 18.15 Uhr.