Es war keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Land oder Häuser hatte, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte.
Da teilen also die Begüterten tatsächlich mit den Ärmeren, wie das im Reich des barmherzigen Gottes Jesu sein soll. Niemand leidet mehr Not, es funktioniert, was wir heute die bedingungslose Grundversorgung nennen. Als es bei den Essensausgaben, den damaligen Vesperkirchen, Probleme gibt, werden Spezialisten wie Stephanus beauftragt, für gerechte Verteilung zu sorgen. Die ersten Christen in Jerusalem bekommen verständlicher Weise enormen Zulauf. Wir können freilich heute im Rückblick nicht unterschlagen, dass dieser Urkommunismus nicht lange gut ging. In Apg 5, 1-11 erfahren wir vom Sündenfall der Urgemeinde: Die Eheleute Ananias und Saphira verkaufen zwar einen ihrer Äcker, geben aber nur einen Teil des Erlöses der Gemeinde und leugnen dann auch noch, dass sie privat vorsorgen. Von Paulus erfahren wir, dass die Gemeinde in Jerusalem völlig verarmt ist und Spenden anderer Gemeinden benötigt (Röm 15,26). Aus heutiger Sicht war das gut gemeinte Experiment nicht nachhaltig. Verkaufte Äcker bringen so wenig dauerhaften Ertrag wie verkaufte Kühe Milch. Auch Verantwortliche in Vesperkirchen mahnen regelmäßig, dass ihre Arbeit nicht notwendig sein sollte in einem so reichen Land wie dem unseren, weil Vesperkirchen Symptome kurieren, aber nicht die Ursachen der Not bekämpfen können. Dafür müsste eine neue Sozialpolitik sorgen.
Den Entwurf einer solchen neuen Sozialpolitik bietet Jesus im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-15). Faires Teilen entscheidet sich am Arbeitsmarkt. Wenn dies dort nicht gelingt, werden Vesperkirchen zur Sisyphosarbeit, die in Erschöpfung endet. Deshalb wendet der Weinbergbesitzer im Gleichnis vom Reich Gottes einen Trick an: Er zahlt den Vollzeit- und den Kurzarbeitern denselben Lohn. Da regen sich die Vollzeitarbeiter natürlich auf, aber der Arbeitgeber bleibt hart. Er rechnet damit, dass sie am nächsten Tag schlauer sind. Wenn sowieso alle den gleichen Lohn bekommen, dann können sie schon am Morgen auch die Arbeit gleich verteilen. Denn am Morgen sind natürlich die jungen und gesunden, also die stärksten Arbeiter von den Arbeitgebern gedungen worden und haben in der Konkurrenz mit den Schwächeren gesiegt. Damit auch die Schwächeren und ihre Familien das Brot für den morgigen Tag haben, müssen sie eine Chance am Arbeitsmarkt bekommen. Darauf will das Gleichnis Jesu hinaus und damit gewinnt es Aktualität für heute.
Als nach dem Autoboom der deutschen Vereinigung die Branche 1993 in die Krise geriet, wurde zB bei VW diese faire Idee umgesetzt. Statt 20 % der Mitarbeitenden zu entlassen, arbeiteten alle nur 80 %. Auch ohne das Kurzarbeitsgeld aus der Arbeitslosenversicherung hätten alle überleben können. In der Banken- und Wirtschaftskrise von 2008 kam Deutschland durch das Instrument des Kurzarbeitsgelds wesentlich besser zurecht als andere Länder wie die USA. Dort wird sehr schnell wieder entlassen nach dem berüchtigten Motto „hire and fire“, einstellen und wieder feuern. Auch in der gegenwärtigen Krise bewährt sich der deutsche solidarische Weg.
Die derzeitige Krise ist aber härter als 2008 oder 1993. Denn zum einen trifft sie ganze Branchen wie Fremdenverkehr, Gastronomie und Unterhaltung viel härter. Zum anderen fällt sie zusammen mit überfälligen notwendigen Veränderungen etwa in der Auto- und Luftfahrtbranche. Dort rächt sich jetzt, dass eine frühere Umwandlung der Klima schädlichen Geschäftsmodelle versäumt wurde. Eine drastische Besteuerung Spritfressern, Flügen und Kreuzfahrten hätte rechtzeitig einen Wandel gefördert weg von Klima schädlicher Mobilität zu einer Klima schonenden, wenn gleichzeitig der Schienenverkehr gefördert worden wäre. Nun kommt der Wandel schlagartig und drastisch. Eine Kaufprämie wie 2008 für Verbrenner war der Wählerschaft heute zurecht nicht mehr zu vermitteln. Auch die teure Lufthansarettung kann wohl große Arbeitsplatzverluste nicht mehr verhindern. Umso schneller müssen Luftfahrtbeschäftigte auf Bahnarbeitsplätze umgeschult werden. Wir kommen hier beim Parkgebet zusammen, weil wir für einen erweiterten Bahnverkehr eintreten.
Deshalb fordern wir den Erhalt des leistungsfähigen Kopfbahnhofs. Dabei könnte uns jetzt eine überraschende Entscheidung ausgerechnet von Donald Trump zu Hilfe kommen. Er will US-Stützpunkte aus Deutschland abziehen, auch Eucom und Africom hier in Stuttgart sind im Gespräch. Dort unterstützen wir logistisch die US-Drohnenlynchmorde, bei denen die zivilen Opfer als „Kollateralschäden“ verharmlost werden sollen und neuer Terrorismus gezüchtet wird. Durch den US-Abzug würde viel mehr und auch bezahlbarer Wohnungsbau ermöglicht als beim Abriss des Gleisfelds im und vor dem Kopfbahnhof. Das Immobilienprojekt Stuttgart 21, das uns die Katastrophenhaltestelle beschert, würde überflüssig. Dies gilt es jetzt an die große Glocke zu hängen und dem Projekt seine ursprüngliche Triebfeder weg zu nehmen. Denn diese Immobilienspekulation sollte nach dem Willen der Kanzlerin zum Schlüsselprojekt einer neoliberalen deutschen Zukunft werden. Hoffentlich bleibt der sprunghafte Präsident Trump bei seiner Ankündigung. So könnten wir uns der mörderischen Militärpolitik entziehen und zugleich die schädliche neoliberale Wohnungsbau- und Verkehrspolitik überwinden.
Gerade die Christen in unserem Land haben Grund, dieser Politik zu widerstehen und sie abzulösen nach außen durch eine internationale Friedenspolitik und nach innen zu einer Sozialpolitik, die nicht mehr von unten nach oben, sondern von oben nach unten umverteilt. Beim Versuch des fairen Teilens ist der Neoliberalismus unser Hauptgegner, denn er steht für das, was Jesus den ungerechten Mammon nennt (Lk 16,9). Diesem können wir nicht dienen, wenn wir gehorsam sein wollen gegenüber dem barmherzigen Gott Jesu (Mt 6,24). Unser auferstandener und gegenwärtiger Herr schenke uns den Mut, dem Mammon zu widerstehen und fair zu teilen. Amen.
Kategorien
- # Allgemein
- # Ansprachen beim Parkgebet
- # Gottesdienste
- # Kirchentag
- # Offene Briefe
- # Parkgebet
- # Predigten
- # Pressemitteilungen
- # Satire
- # Termine
- Bassler
- Dahlbender
- Demo
- Dietrich
- Felder
- Franz Alt
- Gehring
- Harr
- Hopfenzitz
- Jetter
- Klumpp
- Lösch
- Leibbrand
- Martell
- Müller-Enßlin
- Müller-Hartmann
- Palmer
- Poguntke
- Radicke
- Röhm
- Rohrhirsch
- Rominger
- Schiegg
- Schneider-Wedding
- Schobel
- Schwab
- Strecker
- von Herrmann
- Wienand
- Ziesenhenne-Harr
- # Kirchentag # Parkgebet 30. September Aufsichtsrat Ausstieg Babel Bahnhof Barrierefreiheit Baustopp Berlin Berufsdemonstrant Betrug Bibel bischof Brandschutz CDU Corona Demo EKD Energieverbrauch Filderdialog Gehring Geißler Gerechtigkeit Gewalt Gewissen Gottesdienst Gottes Segen Grundwassermanagement Grüne Jeremia Kirchenvertreter Kirchenwahl Klima Klimaschutz Kommunalwahl Kreuz Landeskirche Legitimität Macht Mammon Menschlichkeit Mineralwasser Montagsdemo Naturdenkmal Ostern Paulus PEGIDA Pfarrer Polizeischutz Predigt Rahmenvereinbarung Rosensteinpark Schlichtung Schlossgarten Schwabenstreich Schwarzer Donnerstag Schöpfung Sonntag SPD Stresstest Trauer Tunneltaufe Umkehr Umstieg Verantwortung Vergebung Vertrauen Volker Lösch Volksentscheid Wachstum Wahl Wahrheit Weihnachten Wächteramt
-
Aktuelle Beiträge
- Weihnachtsgottesdienst im Park
- Parkgebetsansprache am 17.3.2022 von Pfr.i.R. Martin Poguntke
- Digitaler Weihnachts-GD am 26.12.2021, 11 Uhr
- Herzliche Einladung zum digitalen Weihnachtsgottesdienst am 26.12.21
- Parkgebet am 15.7.2021 von Pfr.i.R Martin Poguntke zu „Geh aus mein Herz und suche Freud“
- Ansprache beim Parkgebet am 1.7.2021 zu Mt 28,18-20 von Pfr. i. R. Friedrich Gehring
- Parkgebet am 17.6.2021 mit Pfr. i. R. Friedrich Gehring
- Ansprache zum Parkgebet am 3.6.2021 zu Jona 1,1-3a von Pfr. i. R. Friedrich Gehring
- Digitales Parkgebet am 20.5.2021 von Pfr.i.R. Martin Poguntke
- Digitales Parkgebet am 6.5.2021 von Pf.i.R. Friedrich Gehring
- Digitales Parkgebet am 22.4.2021 von Pf.i.R. Friedrich Gehring
- Digitales Parkgebet am 8.4.2021 von Pf.i.R. Michael Harr
- Digitales Parkgebet am 25.3.2021 von Pfr.i.R. Martin Poguntke
- Ansprache für das online-Parkgebet am 11.3.2021 zu Jes 28, 14-15 von Pfr. i.R. Friedrich Gehring
- Parkgebet am 11.3.2021 mit Pfr.i.R. Friedrich Gehring
Neueste Kommentare
Martin Poguntke bei Digitaler Weihnachts-GD am 26.… wowe21 bei Digitaler Weihnachts-GD am 26.… ulliwp bei Digitaler Weihnachts-GD am 26.… Jürgen Rau bei … friedrichgehring bei Online-Parkgebet am 11. Februa… NachhaltigLeben bei Online-Parkgebet am 11. Februa… jürgen rau bei Parkgebet am 14. Januar 2021 m… friedrichgehring bei Parkgebet am 14. Januar 2021 m… friedrichgehring bei Weihnachtspredigt 2020 zu Lk 2… Tilmann Fischer bei Weihnachtspredigt 2020 zu Lk 2… friedrichgehring bei Weihnachtspredigt 2020 zu Lk 2… friedrichgehring bei Weihnachtspredigt 2020 zu Lk 2… WOLFgang Weiss (Auto… bei Weihnachtspredigt 2020 zu Lk 2… WOLFgang Weiss (Auto… bei Weihnachtspredigt 2020 zu Lk 2… Guntrun Müller-Enßli… bei Weihnachtspredigt 2020 zu Lk 2… Archiv
- Dezember 2022
- März 2022
- Dezember 2021
- Juli 2021
- Juni 2021
- Mai 2021
- April 2021
- März 2021
- Februar 2021
- Januar 2021
- Dezember 2020
- November 2020
- Oktober 2020
- September 2020
- August 2020
- Juli 2020
- Juni 2020
- Mai 2020
- April 2020
- März 2020
- Februar 2020
- Januar 2020
- Dezember 2019
- November 2019
- Oktober 2019
- September 2019
- August 2019
- Juli 2019
- Juni 2019
- Mai 2019
- April 2019
- März 2019
- Februar 2019
- Januar 2019
- Dezember 2018
- Oktober 2018
- September 2018
- August 2018
- Juli 2018
- Juni 2018
- Mai 2018
- April 2018
- März 2018
- Februar 2018
- Januar 2018
- Dezember 2017
- November 2017
- Oktober 2017
- September 2017
- August 2017
- Juli 2017
- Juni 2017
- Mai 2017
- April 2017
- März 2017
- Januar 2017
- Dezember 2016
- November 2016
- Oktober 2016
- September 2016
- August 2016
- Juli 2016
- Juni 2016
- April 2016
- Februar 2016
- Januar 2016
- Dezember 2015
- November 2015
- Oktober 2015
- August 2015
- Juli 2015
- Juni 2015
- Mai 2015
- April 2015
- März 2015
- Februar 2015
- Januar 2015
- Dezember 2014
- November 2014
- September 2014
- August 2014
- Juli 2014
- Juni 2014
- Mai 2014
- April 2014
- März 2014
- Februar 2014
- Januar 2014
- Dezember 2013
- November 2013
- Oktober 2013
- September 2013
- August 2013
- Juli 2013
- Juni 2013
- Mai 2013
- April 2013
- März 2013
- Februar 2013
- Januar 2013
- Dezember 2012
- November 2012
- Oktober 2012
- September 2012
- August 2012
- Juli 2012
- Juni 2012
- Mai 2012
- April 2012
- März 2012
- Februar 2012
- Januar 2012
- Dezember 2011
- November 2011
- Oktober 2011
- September 2011
- August 2011
- Juli 2011
- Juni 2011
- Mai 2011
- April 2011
- März 2011
- Februar 2011
- Januar 2011
- Dezember 2010
- November 2010
- Oktober 2010
Meta