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Offener Brief an die Kanzlerin

Am kommenden Freitag, 26. Januar 2018 findet eine Krisensitzung des Bahn-Aufsichtsrats zu Stuttgart 21 statt. Aus diesem Anlass hat die Initiative „TheologInnen gegen S21“ folgenden Offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel geschickt:

(hier als pdf-Datei)

Offener Brief
Denkpause für Stuttgart 21!
Umkehr zur Wahrheit!

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

aus Sorge um die Umwelt und um Wahrhaftigkeit und Demokratie in Deutschland wenden wir uns im Blick auf die Bahn-Aufsichtsratssitzung am 26. Januar 2018 mit einer dringenden Bitte an Sie: Zeigen Sie Stärke: Senden Sie ein Signal, dass es beim Projekt S21 kein einfaches Weiter-so „mit geballter Faust in der Tasche“ geben darf!

Das Projekt befindet sich mittlerweile auf ganzer Linie in der Krise:

  • Der ICE-Anschluss des Flughafens – das zentrale Argument des Landes Baden-Württemberg – wird von der Bahn infrage gestellt.
  • Die Bebauung auf dem gegenwärtigen Gleisgelände des Hauptbahnhofs – das zentrale Argument der Stadt Stuttgart – ist völlig ungewiss, weil die Kopfbahnhofgleise noch nicht entwidmet sind und von einer privaten Bahngesellschaft beansprucht und gerichtlich eingeklagt werden.
  • Die „überragende verkehrliche Bedeutung“ des Projekts – das zentrale Argument für alle Sondergenehmigungen – hat sich ins Gegenteil verkehrt: Der Tiefbahnhof bewältigt 30 % weniger Verkehr als der bestehende und behindert den bundesweiten ICE-Taktverkehr. Eine Verbesserung leistet lediglich die Neubaustrecke nach Ulm, deren Vorteile aber auch ohne Tiefbahnhof verwirklicht werden können.
  • Die – als Wahrzeichen erhofften – Kelchstützen des Tiefbahnhofs bekommen seit Jahren keine Genehmigung, weil die für den Brandschutz erforderlichen Ergänzungen zu statischen Problemen führen.

Das Projekt bewegt sich finanziell und zeitlich inzwischen in einer Dimension, in der eine zusätzliche Denkpause keinen nennenswerten zusätzlichen Schaden anrichten kann. Im Gegenteil: Es besteht die große Chance, das Projekt finanziell und technisch aus der Krise zu führen – wenn Sie, sehr geehrte Frau Kanzlerin, jetzt den Bahn-Aufsichtsräten das Signal geben, Alternativen zu prüfen.

Dazu liegt das hervorragende Konzept „Umstieg 21“ vor (www.umstieg-21.de): Es sieht eine hoch leistungsfähige Modernisierung des Kopfbahnhofs zu einer Mobilitäts-Drehscheibe vor – bei gleichzeitiger weitgehender Mitverwendung der bislang gebauten Gruben und Tunnels. Es kann deutlich früher verwirklicht werden – und vor allem mit einer Kostenersparnis gegenüber dem Weiterbau von bis zu 5 Milliarden.

Bitte üben Sie auf die Aufsichtsräte nicht – wie 2013 massiv geschehen – Druck aus, die dramatischen Warnungen von Gutachtern, Fachleuten und Bundesrechnungshof zu übergehen. Sondern lassen Sie eine vernünftige, sachbezogene, nicht von machtpolitischen und Gesichtswahrungsgründen bestimmte Abwägung der Fakten zu. Sie können doch nicht als die Kanzlerin in die Geschichte eingehen wollen,

  • die – um angeblich die Infrastruktur zu verbessern – die Bahn-Infrastruktur zerschlagen hat (regelmäßiger Verkehrskollaps wegen regelmäßiger monatelanger Tunnelsperrungen, wegen Anhydrit-Quellungen).
  • die – angesichts drohender Fahrverbote und EU-Klagen gegen Deutschland – das zentrale Instrument des Klimaschutzes, den Bahn-Verkehr einer der wichtigsten Wirtschaftsmetropolen, zurückgebaut hat.
  • die – um angeblich den Wirtschaftsstandort Deutschland zu retten – den Ingenieursstand Deutschlands weltweit blamiert und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland beschädigt hat,
  • die – um den Arbeitsplätzen in der Autoindustrie keine Konkurrenz durch die Bahn zu schaffen – für das größte Bundesunternehmen Milliardenverluste und Arbeitsplatzabbau zu verantworten hat,

Laden Sie nicht die Schuld auf sich, dass in Deutschland 10 Milliarden für den Rückbau eines Bahnhofs aufgewandt werden, während dadurch bundesweit Geld für Wartung und Ausbau des Schienenverkehrs entzogen wird.

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel, Sie hatten die Kraft, den Atomausstieg einzuleiten. Sie hatten die Kraft, die deutsche Flüchtlingspolitik zu öffnen. Sie haben auch die Kraft, ein Projekt zu beenden, das sich im Laufe von nun über 20 Jahren als zerstörerischer Unfug herausgestellt hat. Nehmen Sie sich ein Beispiel am französischen Präsidenten Macron, der letzte Woche den hoch umstrittenen Flughafenbau Notre-Dame-des-Landes bei Nantes – nach 40 Jahren gesellschaftlicher Spaltung – gestoppt hat.

Bitte werden Sie aktiv! Jetzt ist die entscheidende Gelegenheit zum Umsteuern – und dabei die Lernfähigkeit der Politik zu beweisen.

Mit freundlichen Grüßen,

im Namen der Initiative „TheologInnen gegen S21“,
Martin Poguntke

1.) Samstags-Demo am 16. Juli 2016 um 13.30 Uhr auf dem Schlossplatz, Stuttgart —————————- 2.) Veranstaltung „Umstieg 21“ am Freitag, 15. Juli um 17 Uhr im Gewerkschaftshaus

Bitte weitersagen!

Herzliche Einladung an alle alten und neuen S21-GegnerInnen: kämpferische, resignierte, hartnäckige, müde gewordene oder ganz neu zu S21-Zweiflern gewordene: Bringen Sie seit Langem einmal wieder Nachbarn und FreundInnen, Kind und Kegel mit!

Denn noch nie stand es um das Zerstörungsprojekt „Stuttgart 21“ so schlecht, wie zurzeit. Weil es zurzeit auf allen Ebenen höchst dramatisch knirscht, wollen wir – vielleicht ein letztes Mal – mit einer außerordentlichen Demo für unser Ziel auf die Straße gehen:

Jetzt ist Zeit für den Umstieg auf eine Modernisierung des Kopfbahnhofs,

denn Vieles von dem Wenigen, das für S21 bereits gebaut wurde, lässt sich hervorragend in diese Pläne integrieren (eindrucksvolle Visualisierungen und Erläuterungen hier: www.parkschuetzer.de/galerien/35)

Deshalb herzliche Doppel-Einladung:

  1. zur Demo am Samstag, 16. Juli, um 13.30 Uhr auf dem Stuttgarter Schlossplatz (mit anschließendem Umzug zum Hauptbahnhof)!
  2. zur Veranstaltung „Umstieg 21“, am Freitag, 15. Juli, um 17 Uhr im Gewerkschaftshaus, Willil-Bleicher-Straße 20, Stuttgart Mitte

Samstags-Demo 16.7.16, Flyer

Die interessanten Kundgebungs-Redner sind dem hier eingefügten Einladungsflyer zu entnehmen. Besonders erfreulich ist, dass wir den bekannten ehemaligen SWR1-Leute Moderator Stephan Siller, für ein Grußwort gewinnen konnten.

An die Kundgebung auf dem Schlossplatz um 13.30 Uhr schließt sich ein Demozug zum Hauptbahnhof an, zu dem Ort, der so schnell wie möglich zu einer zentralen integrierten Verkehrsdrehscheibe mit leistungsfähigem Kopfbahnhof, ZOB, Leihwagenzentrum und Fahrradparkplatz modernisiert werden soll, statt durch S21 zu einem unbedeutenden, schrägen Provinz-Bahnhalt herabgestuft zu werden.

Allen politisch Verantwortlichen bei Bahn, Land, Stadt und Parteien sollen die Augen dafür geöffnet werden, dass das Projekt nun endgültig gescheitert ist – finanziell, technisch und vom Zeitablauf her. Wenn jetzt der Umstieg in Angriff genommen wird, werden Politik, Wirtschaft und Ingenieursstand Deutschlands weltweite Bewunderung erfahren, weil sie – trotz aller Krisenszenarien einen Aufbruch in die Zukunft geschafft haben.

…und zusätzlich eine Informationsveranstaltung:

Zusätzlich wollen wir am Tag vor der Demo unsere Kopfbahnhof-Pläne in einer großen Veranstaltung im Gewerkschaftshaus der Öffentlichkeit vorstellen:
Freitag, 15. Juli, von 17 bis 19 Uhr im Großen Saal, Willi-Bleicher-Straße 20, Stuttgart Mitte.
Eine hoch interessante Veranstaltung, in der Sie verblüffende Details über dieses von hervorragenden Fachleuten entwickelte Konzept anschaulich kennenlernen.

KonferenzUmstieg

Die Initiative „TheologInnen gegen S21“ unterstützt Veranstaltung und Demo nachdrücklich, weil sie sich für einen nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung und mit den finanziellen und natürlichen Ressourcen einsetzt. Und weil sie das Ziel eines wirklich barrierefreien Bahnhofs unterstützt, der gleichermaßen für Pendler, Familien und Geschäftsreisende attraktiv ist. Zugleich ist dies eine wichtige Umkehr zu mehr Lebensqualität in der Stadt Stuttgart, denn dann kann der Schlossgarten erweitert und wieder zu einem vollgültigen Park erneuert werden und gleichzeitig ab sofort Wohnraum auf den von der S21-Baustellenlogistik freiwerdenden Grundstücken erstellt werden – nicht erst in frühestens 10 Jahren und auf stadtklimatisch sensiblen Flächen, wie bei S21.
Jetzt umsteigen auf die Modernisierung des Kopfbahnhofs, weil wir Verantwortung tragen für Natur und Mensch – und nicht zuletzt dafür, dass der Wahrheit wieder zum Recht verholfen wird.

Offener Brief an den Aufsichtsrat der DB

Der S21-Ausstieg ist alternativlos

Sehr geehrte Damen und Herren im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn!

In diesen dramatischen Tagen, in denen Sie sehr grundsätzliche Entscheidungen zur Zukunft der Bahn und insbesondere des Projekts „Stuttgart 21“ zu treffen haben, wendet sich die Initiative „TheologInnen gegen Stuttgart 21“ in einem Offenen Brief an Sie, der auch an die Medien geht. Als ProjektkritikerInnen und Bahnfreunde, die die jetzt offenbar werdenden Probleme von S21 seit langem haben kommen sehen, bitten wir Sie dringend, sich ernsthaft mit unseren Analysen und Forderungen zu befassen:

1. Als ChristInnen, die sich aus ihrem Glauben heraus für die Menschen und die Schöpfung als Ganze mitverantwortlich wissen und nicht zuletzt auch von Politik und Wirtschaft ein Mindestmaß an Wahrhaftigkeit erwarten, fordern wir einen

sofortigen Umstieg auf eine Modernisierung des Stuttgarter Kopfbahnhofs.

Ein Weiterbauen „als wäre nichts gewesen“ ist gegenüber der Bevölkerung nicht zu verantworten. Zu groß und zu viele sind die Schwächen und Risiken des geplanten Tiefbahnhofs. Zu groß und zu viele sind die Verschleierungsversuche der Bahn, was tatsächliche Kosten, Leistung und Probleme des Baus betrifft.

2. Als ChristInnen, die als Konsequenz aus ihrem Schöpferglauben mit wachen Augen soziale und ökologisch relevante Vorgänge in der Gesellschaft beobachten, stellen wir fest:

Ein Umstieg auf eine Modernisierung des Kopfbahnhofs hätte beeindruckende Vorteile:

  • Der Bahnhof würde erheblich mehr Bahnverkehr bewältigen können als der geplante Tiefbahnhof, aber etliche Milliarden weniger kosten.
  • Große Teile des wenigen bereits für S21 Gebauten könnten mit neuer Funktion mitverwendet werden und wären nicht umsonst erstellt worden.
  • Schon in den nächsten Jahren könnte auf den frei werdenden Baulogistikflächen mit dem Bau großer neuer Wohnquartiere begonnen werden – nicht erst Ende der 20-er-Jahre wie beim Rosensteinquartier.
  • Der Stuttgarter Hauptbahnhof bliebe weiterhin ein bedeutender Landesbahnhof mit wichtiger bundesweiter Verkehrsbedeutung – kein untergeordneter Haltepunkt mit eingeschränkten Funktionen.

3. Als ChristInnen, die von den staatlichen Institutionen erwarten, dass sie zum Wohle der Bevölkerung – insbesondere der Schwächeren der Gesellschaft – handeln, beobachten wir irritiert:

Die Politik will mit dem Festhalten am Projekt „Stuttgart 21“ beweisen, dass in Deutschland Großprojekte umgesetzt werden können.

Tatsächlich aber würde sie mit dem Weiterbau der Stadt und dem Land großen Schaden zufügen und den Wirtschaftsstandort Deutschland weltweit blamieren:

  • Nach dem Berliner Flughafen würde ein weiteres Großprojekt in Deutschland der Politik und der technisch-wirtschaftlichen Planung völlig entgleiten.
  • Ein Großprojekt würde über weitere mindestens 10 Jahre mit immer neuen Problemen im Fokus der Öffentlichkeit stehen.
  • Die Politik würde als unfähig dastehen, aus erkannten Fehlern zu lernen.

Ein Auswechseln verantwortlicher Köpfe erscheint uns notwendig, aber allein noch nicht nachhaltig genug,

weil die Probleme mit S21 vom Projekt selbst herrühren. Sie sind nicht von den verantwortlichen Personen verursacht, sondern lediglich von ihnen verschwiegen worden.

4. Deshalb fordern wir als ChristInnen, die sich in der Verantwortung wissen, Politik und Wirtschaft konstruktiv zu beobachten und zu kontrollieren, die Verantwortlichen auf:

Beschließen Sie jetzt ein Moratorium, in dem die Rahmenbedingungen des Projekts S21 – von dem erst höchstens 20 Prozent gebaut sind – noch einmal grundsätzlich und ehrlich überprüft werden, mit dem letztlichen Ziel eines sowohl wirtschaftlich als auch verkehrstechnisch sinnvollen Umstiegs auf die Modernisierung des Kopfbahnhofs.

Mit freundlichen Grüßen im Namen der Initiative „TheologInnen gegen Stuttgart 21“, MP