Monatsarchiv: Dezember 2013

Die Rede von Prälat i.R. Martin Klumpp auf der 203. Montagsdemo am 23.12.2013

Hier die Rede als Video:
http://www.youtube.com/watch?v=SARYpfSRfhI&feature=youtu.be

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Zuerst eine kleine Vorbemerkung: Die, die mich kennen, wissen, dass ich von Beruf evangelischer Pfarrer war und innerlich dies gerne bin. Aber haben Sie keine Angst. Ich ziehe keinen Talar an, stelle keinen Altar vor mich hin, besprenge keine Madonna mit Weihwasser. Das hier ist eine politische Demonstration und kein weihevoller Gottesdienst. Eine Vermischung von politischer Agitation und weihevollem Gottesdienst überlasse ich denen, die Tunnel taufen; obwohl ich bisher dachte, dass man nur Menschen tauft, weil in ihrer Seele Gott lebendig ist. Tunnel haben keine Seele.

Jetzt zu meiner Rede:

„Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus“.

So romantisch schildert Joseph von Eichendorff Weihnachten. Und wir stehen da, ganz unfeierlich, weil unsere Stadt dort, wo sie früher fast am schönsten war, verletzt, zerstört, verwüstet daliegt. Und diese riesige Wüste von Beton soll künftig den schmalen, grünenden Talgrund für immer zerschneiden. Eine hässliche, grausame Schande!

Natürlich sagen viele Leute: Warum machst du da noch mit? Schweige, gehe deiner Wege! Du kannst doch gar nichts daran ändern! Ob wir an dem Projekt noch viel ändern können, weiß ich nicht. Aber sagen, wie es uns geht, wie schrecklich wir’s finden, beklagen, wie dieses Unglück über unsere Stadt kam – das können wir! Das ist Menschenrecht! Für die, die Weihnachten feiern, sage ich: Die Botschaft dieses Festes ist, dass Gott nicht fern, nur im Himmel, sondern hier in der Stadt, hier bei den Menschen, ja sogar in uns zur Welt kommt. Wenn uns das bewegt, dann nehmen wir jeden Menschen ernst in dem, was ihn beschwert, was ihn umtreibt, auch wenn es manchmal lästig scheint.

Sogar Freunde, die für dieses Projekt plädieren, sind entsetzt über die Art und Weise, wie es eingeführt wurde, wie sogar im Parlament Zahlen, Fakten und Probleme nicht zur Sprache kamen, wie nicht das Wohl der Stadt, sondern Profitinteressen einzelner Gruppen zählten.

Diese Demonstrationen sind so lange nötig, bis allen klar ist: So kann bei uns kein Projekt gedeihen! Wir brauchen verlässliche Regeln und Verfahren, dass solches niemals mehr und nirgends mehr in unserem Land geschieht. Vier Forderungen nenne ich: Weiterlesen

Weihnachtspredigt zu Mt 10,16 am 26. Dez. 2013 im Stuttgarter Schlossgarten von Pfr. i. R. Friedrich Gehring

Dieses Wort Jesu als Predigttext an Weihnachten anzubieten mag als eine Zumutung erscheinen, denn es passt kaum zu dem, was wir gemeinhin als Weihnachtsstimmung empfinden. Ich möchte dennoch versuchen, diese Zumutung zu rechtfertigen. Wie wir aus dem Neuen Testament wissen (Mt 2,1-15), ist Jesus selbst als wehrloser Neugeborener unter die Wölfe geraten.  Der damalige Leitwolf Herodes ist zutiefst erschrocken, als die Weisen aus dem Morgenland nach dem verheißenen neugeborenen König fragen. Er wittert den Konkurrenten, den er ausschalten zu müssen meint. So ist das Jesuskind selbst schon ein kleines Schaf mitten unter Wölfen.
Aber offensichtlich ist dieses neugeborene Kind nicht nur unter Wölfe geraten. Als die drei Weisen den neugeborenen König gefunden haben, gehorchen sie dem Leitwolf nicht, der ihnen geboten hatte, den Aufenthaltsort des Konkurrenten zu verraten. Sie sind klug und weise genug, um zu bemerken, was Herodes vorhat. Sie erweisen sich als solidarisch mit dem wehrlosen kleinen Schaf, verweigern sich dem Leitwolf und retten damit das Kind vor dem brutalen Machthaber. Auch Leitwölfe wie Herodes bekommen die Grenze ihrer Macht zu spüren, wenn die Schafe zusammenhalten.

Schafe gelten sprichwörtlich als dumm, außerdem sind sie ein Inbegriff von Wehrlosigkeit. Auch das Kind in der Krippe ist solch ein Symbol für ohnmächtiges Ausgeliefertsein. Aber zum Mann herangewachsen fordert dieser neue gewaltlose König das Imperium des römischen Kaisers heraus. Als Herodes seine Agenten und die Pharisäer schickt (Mk 12,13-17), um Jesus in eine Falle zu locken mit der Frage, ob die Israeliten dem Kaiser Steuern zahlen sollen, umgeht Jesus die gestellte Falle: Weder plädiert er dagegen, so kann Herodes ihn nicht zum Staatsfeind machen. Auch plädiert er nicht dafür, so können ihn die Pharisäer nicht zum Volksfeind erklären. Er lässt sich eine Münze zeigen mit dem Bild des Kaisers. Damit sagt er jedem Juden, dass er ein solches Götzenbild nach Moses Gebot gar nicht in der Tasche haben darf (2. Mose 20,4).  Das läuft auf einen Boykott römischen Geldes hinaus. Wenn alle dabei mitmachen, kann der Kaiser den Israeliten auch kein Geld mehr aus der Tasche ziehen, um die Soldaten zu bezahlen, die das Land unterdrücken und ausbeuten helfen sollen.

Das macht diesen wehrlosen Knaben in der Krippe und diesen gewaltlosen neuen König so gefährlich für die Mächtigen seiner Zeit. Er wird die vielen scheinbar wehrlosen Schafe aufrufen, an das Reich des barmherzigen Gottes zu glauben und damit die Herrschaft der Mächtigen zu erschüttern. Er ermuntert die scheinbar dummen und wehrlosen Schafe, das zu entwickeln, was neuerdings Schwarmintelligenz genannt wird. Wenn die Schafe mutig und solidarisch zusammenhalten, dann sind sie kluge Schafe und keinesfalls völlig wehrlos. Deshalb schickt Jesus seine Jüngerinnen und Jünger eben nicht als dumme und wehrlose Schafe in die Welt der reißenden Wölfe, sondern als kluge und wehrhafte Streiter für die Gerechtigkeit des Reiches Gottes. Wenn wir das ernst nehmen, dann kann dieser Satz von den schlauen Schafen unter den Wölfen ein wahrhaft weihnachtlicher und befreiender Text werden.

Wie kann das konkret aussehen, wenn Schafe befreiende Klugheit zeigen? Es wäre eine spannende Frage an Tierverhaltensforscher, was passieren würde, wenn eine Schafsherde gegen anschleichende Wölfe geschlossen losrennen würde. Ob die Wölfe es sich antun würden, von Schafen mit solcher Schwarmintelligenz überrannt zu werden? Jedenfalls haben vor 150 Jahren die Arbeitnehmer, die als Einzelne ihren unbarmherzig ausbeuterischen Fabrikherren ausgeliefert waren, in dieser Schwarmintelligenz agieren können mit dem Satz: Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will. Gandhi stand einst in Südafrika mit streikenden Bergwerksarbeitern einer berittenen Polizei gegenüber. Da kam einer auf die Idee, alle sollten sich auf den Boden legen, und die berittene Polizei musste unverrichteter Dinge abziehen. Ich habe das erst verstanden, als mir eine Schülerin, die etwas von Pferden verstand, erklärte, dass Pferde nicht über Menschenleiber laufen können, weil diese zu weich sind und die Pferde allzu leicht stürzen würden. Diese streikenden Arbeiter waren also mit nichts bewaffnet als mir ihren weichen Leibern, aber mit ihrer Schwarmintelligenz waren sie kluge Schafe, die sich erfolgreich gegen die scheinbare Übermacht berittener Polizei zur Wehr setzen konnten.

Ich kann an dieser Stelle nicht unterschlagen, dass die schlauen Schafe am „Schwarzen Donnerstag“ von der Polizei brutal vertrieben worden sind. Der politische Leitwolf wollte schlau sein und seine Mails vernichten. Aber sein schmutziger Trick hat nichts genutzt. Der Leitwolf war nicht schlau genug zu wissen, dass auch ein Leitwolf nicht ankommt gegen die Schwarmintelligenz kluger Schafe. Er ist nicht ungeschoren davongekommen. Mit nichts bewaffnet als mit Stimmzetteln haben die klugen Schafe den Leitwolf sauber verjagt.
Es kommt darauf an, dass wir „ohne Falsch wie die Tauben“ in geduldiger sauberer Überzeugungsarbeit die Schafe schlau machen. Wir lassen uns nicht einschüchtern von denen, die meinen, sie könnten uns für dumm verkaufen. So kann sich die Schwarmintelligenz durchsetzen, die auf den Weg zum Reich des barmherzigen Gottes der Gerechtigkeit führt. Als Christen dürfen wir auf die Klugheit der Schafe vertrauen. Lassen wir uns von dem Kind in der Krippe neu dazu berufen, nicht reißende Wölfe, sondern saubere schlaue Schafe zu sein. Amen.

(Nicht-) äußerung der Kirchenleitung zur Tunneltaufe

Die evangelische Landeskirche glaubt immer noch, sich aus S21 heraushalten zu dürfen.
Von Georg Eberhardt, dem Assistenten des Bischofs kam eine Mail folgenden Inhalts:

„Sehr geehrter Herr Harr,
nachdem sich nun ja etliche Missverständnisse klären ließen – der selbstkritischen Äußerung des evangelisch-meth. Kollegen will ich nichts hinzufügen -, möchte ich Ihnen ein frohes Christfest wünschen.“

Naja, man kann abwarten, wie lange die Kirchenleitung die Politik des „nichts sehen – nichts hören – nichts sagen“ noch durchhält.
Noch eine Bemerkung sei gestattet mit der Frage, was denn bei der evangelisch-methodistischen Kirche so diskutiert wird. Auf dem Hamburger Kirchentag wurde beim württembergischen Zentrum eine interessante Diskussion geführt, an der auch Prälat Mack teilnahm.
Deutlich und einhellig wurde verurteilt die Vernutzung der Stadtflächen für Luxuswohnungen und Shopping auf Kosten des Raums für Öffentlichkeit, bürgerliches Zusammenleben, Gottesdienst, Raum für sozial schwache Menschen und Familien. Konkret wurde die Zerstörung einer historischen und denkmalgeschützten  methodistischen Kirche zugunsten des neuen Einkaufzentrums im Gerberviertel angesprochen.
Hier wurde ein bauliches Kleinod in der Stuttgarter Innenstadt, eine Perle methodistischen Kirchenbaus zerstört und dem Mammon geopfert. Wer diese Kirche kannte, kann nur mit Wehmut und Empörung daran denken. Aber dafür Tunnel taufen!!

Herzliche Einladung an alle evangelisch-methodistischen Glaubensgeschwister zur Demo am nächsten Montag. Bei den Kismet-Treffen der „Theologe/innen gegen S 21“ sind selbstverständlich auch freikirchliche Kolleg/innen herzlich willkommen.

Michael Harr

Einladung zur „Tunnel-Taufe“-Aktion am kommenden Freitag, 20. Dezember, 12 Uhr, Gänsheidetraße 4

Thomas Felder, S21 Tunnel-Taufe

Thomas Felder hat folgenden Brief an den Herrn Landesbischof geschrieben und ihm eine Aktion vor dem Bischofssitz in der Gänsheidestraße 4 angekündigt.
Gerne dokumentieren wir diesen Brief und laden herzlich ein, bei dieser Protestaktion dabei zu sein.

Sehr geehrter Herr Landesbischof Dr. July,

nachdem Sie auf meinen offenen Brief nicht reagiert haben, machte ich mich gestern zusammen mit der Pfarrfrau Dorothee Esche auf den Weg nach Stuttgart, um für eine kirchliche Aufklärung der Vorgänge vom 4.12.13 zu demonstrieren. Warum schweigt die Kirche zum Missbrauch der Taufe? Wo bleibt die versprochene Rüge für einen Pfarrer, der im Namen der Kirchen und des dreieinigen Gottes eine Veranstaltung eröffnet, die nicht nur S21-Gegner beleidigt? Auch »ganz normale« Kirchgänger, die nach landesbischöflichem Vorbild keine Stellung beziehen, sind empört und in ihrem religiösen Empfinden zutiefst verletzt.

Unsere Aktion hilft dabei ein gewisses Maß an Heiterkeit in die Diskussion zu bringen. »Lasset die Tunnel zu mir kommen und wehret Ihnen nicht«… Viele unterschiedliche Kommentare drangen an meine Ohren beim gestrigen Aktionstag, den Manfred Grohe fotografisch dokumentierte (siehe Bild). Ein Passant meinte schmunzelnd: »So ein Großprojekt braucht halt auch einen großen Pfarrer«. Als solcher verkleidet möchte ich am kommenden Freitag um 12 Uhr mittags vor Ihrem Amtssitz Gänsheidestr. 4 eine »S21-Tunneltaufe« symbolisch nachspielen. Frau Esche und verschiedene Medienvertreter werden mich begleiten und das Geschehen dokumentieren.

Ich lade Sie herzlich dazu ein aktiv an dem kleinen Happening teilzunehmen und öffentlich Stellung zu beziehen. Über Ihre kurze Rückmeldung würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Felder

Offener Brief zur »Tunneltaufe« von Thomas Felder

Sehr geehrter Herr Landesbischof Dr. July,
als Nebelkerze hat sich entlarvt, was Sie mir am 23. 8. 2010 haben ausrichten lassen: »Zum Projekt Stuttgart 21 wird die Landeskirche keine Stellung beziehen. Sie würde Öl ins Feuer gießen, wenn sie sich im Diskurs auf die eine oder andere Seite schlagen würde«. Sie selbst haben das »Schweigen« auf Ihre Kirchenfahne geschrieben und versprachen »alles zu rügen, was den Konflikt schürt«. Doch mehren sich die Anzeichen, dass Ihre öffentlichen Verlautbarungen diametral dem widersprechen, was hinter verschlossenen Türen abgekartet wurde und wird. Ich habe den Verdacht, die Evangelische Landeskirche Württemberg arbeitet seit Anbeginn aktiv am Projekt mit! Es fing an mit der Propaganda von Frau Heike Baehrens, die sich als »Kirchenrätin und Vorstand Diakonisches Werk« werbewirksam für S21 in Szene setzte. Wo blieb da Ihre Rüge? Aus blieb sie! Kein einziges Mal musste sich Frau Baehrens verantworten – schon gar nicht bei ihrer feierlichen Verabschiedung aus kirchlichen Ämtern und Würden vor wenigen Wochen. Sie haben den Skandal nicht nur geduldet und ausgesessen sondern durch Unterlassung wissentlich verschlimmert.
Inzwischen ist gang und gäbe, dass Pfarrer im Namen der Kirchen als Hauptakteure bei Veranstaltungen mitwirken, die an Geschmacklosigkeit und Gotteslästerung kaum zu überbieten sind – so genannte Tunnel-Taufen. Allein schon die Bezeichnung erinnert an Götzendienst im finstersten Sinne des Wortes. Was hier geschieht, hat mit einer Taufe im Sinne Jesu Christi nichts mehr zu tun. Es sind Machtdemonstrationen im Dienst einer hochkriminell organisierten Mafia, die unsere Gesellschaft wie ein bösartiges Krebsgeschwür durchwuchert. Wenn schon Regierungsvertreter nicht mehr zu dem stehen können, was sie vor ihrer Wahl versprochen haben, sollte wenigstens die Kirche das Wort-Halten vorleben. Meine Fragen an Sie: Wurden Sie über die »Tunneltaufen« informiert? Haben Sie solche gebilligt? Falls nicht – schauen Sie sich das Video http://youtu.be/XLCXDJgVcVc an. Ich erwarte Ihre sofortige Stellungnahme, in der Sie sich vom Schmierentheater S21 öffentlich distanzieren!
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Felder
http://www.thomas-felder.de

Nachlese zur „Tunneltaufe“

Als erstes muss fest gehalten werden: Es war kein Pfarrer der Evangelischen Landeskirche, der bei der „Tunneltaufe“ am Barbaratag mitgewirkt hat. Es war der Leitende Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Esslingen, Markus Bauder, der an dieser Veranstaltung mitwirkte und durch seine Begrüßung „im Namen der Kirchen“ den Eindruck erweckt hatte, eben auch im Auftrag der Landeskirche zu sprechen

Insofern müssen wir die Überschrift des früheren Beitrags „Landeskirchlicher Pfarrer tauft Tunnel“ korrigieren.

Wir baten Markus Bauder um eine Stellungnahme zu seiner Mitwirkung an der „Tunneltaufe“. Vor allem wurde er gefragt, ob er dazu autorisiert worden sei, im Namen der Landeskirche an dieser Tunneltaufe mitzuwirken. Wir frugen auch beim Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart nach, ob Pastor Bauder autorisiert worden sei, für die Landeskirche zu sprechen. Bislang kam auf diese Frage noch keine Antwort.

Markus Bauder erklärte folgendes:
Die ökumenische Barbarafeier wurde von mir nicht im Namen der Kirchen „eröffnet“, sie fand „im Namen Gottes, der Vaters, der Sohnes und des Heiligen Geistes“ statt. „Im Namen der Kirchen“ habe ich die Mineure, Arbeiter und anderen Gäste „begrüßt“. Dieser Unterschied ist mir schon wichtig.
Ich gebe zu, dass diese Formulierung möglicherweise etwas ungeschickt war. Ich hätte besser sagen sollen „Ich begrüße Sie als ein Vertreter der Kirchen“.
Des Weitern legt Markus Bauder darauf Wert, dass er nur gebetet habe für den Segen und den Schutz Gottes für die Mineure und Arbeiter bei der gefährlichen Arbeit im Berg. Damit sei keine Stellungnahme zu Stuttgart 21 verbunden gewesen. Dies sei ein Projekt, dem gegenüber er viele Bedenken der Gegner teile, aber die Volksabstimmung respektieren wolle.
Wie es überhaupt dazu kam, dass er dabei war, erklärt er mit einer Anfrage des katholischen Betriebseelsorgers zu S 21, des katholischen Diakons, der die Barbara-Statue weihte und zur Bedeutung der Heiligen Barbara predigte.

Soweit die Erklärungen von Pastor Bauder.

Dazu soll fest gehalten werden: Pastor Bauder erweckte den Eindruck, von den Kirchen, und das heißt auch von der Evangelischen Landeskirche autorisiert, bei dieser Veranstaltung dabei zu sein. Weiterlesen

S21-Gegnerin siegt bei Kirchenwahl landeskirchlicher Pfarrer „tauft“ S21-Tunnel (Korrektur: nicht landeskirchlicher, sondern freikirchlicher Pfarrer „tauft“ S21-Tunnel)

Die Kirchenwahl ist vorbei. Wir gratulieren Brigitte Lösch, deren Wahl wir empfohlen hatten, für ihren 1. Platz bei der Wahl in Stuttgart. Auch darin kann man, so man es denn will, etwas davon erkennen, wie das Stuttgarter Kirchenvolk zu großen Teilen denkt. Der Herr Landesbischof hat zur Wahl (laut „Stuttgarter Zeitung“ vom 3. Dezember) bemerkt: „In einem großstädtischen Bereich leben viele Menschen, die sich bewusst gesamtgesellschaftlicher Fragen und Fragen des Zusammenlebens annehmen.“ Nun, wo er recht hat, hat er recht, aber als Dorfpfarrer darf ich ergänzen: Solche Leute leben nicht nur in der Großstadt, sondern auch in der Kleinstadt und auf den Dörfern. Und: Nach unserer Ansicht ist das nicht nur Sache von Menschen in der Großstadt, sondern Fragen des Zusammenlebens und gesamtgesellschaftliche Fragen sind per se auch Fragen der Kirche.

Wenn wir an den Kirchentag in Hamburg denken, von dem in der kirchlichen Presse Württembergs nur zu lesen war, dass die württembergischen Pfarrer die besten Kicker beim „popen open“ waren und dann noch etwas von diesem unsäglichen Kehrwochenwettbewerb, dann kommen einem schon Zweifel, ob diese Kirche sich ihres Auftrags bewusst ist.

Und wenn wir denken, welches Chaos beim Nahverkehr schon da ist und welch größeres noch droht, aber dennoch unverdrossen nach Stuttgart auf die größte Baustelle Europas zum Kirchentag eingeladen wird, dann fasst man sich schon gelegentlich an den Kopf.

Es ist an der Zeit für biblisch begründete und theologisch durchdachte Worte zu der architektonischen, ökologischen und sozialen Verwüstungszone, die Stuttgart 21 durch Stadt und Land legt. Nur zu schweigen, kann für unsere Kirche nicht mehr reichen.

Soweit dieser Artikel, bevor der Autor auf youtube ein Video sah und feststellen musste, dass unsere Landeskirche doch nicht mehr zu Stuttgart 21 schweigt. In ihrem Auftrag fleht ein mir unbekannter Kollege auf dem Hintergrund des DB-Logos den Segen Gottes bei der „Tunneltaufe“ in Untertürkheim auf dieses Projekt herab. Dazu fallen mir im Moment leider nur noch nicht-theologische Worte ein, die ich aufgrund meiner guten Kinderstube weder in den Mund nehmen, noch zu Papier bringen will. Wer sich das antun will und kann, schaue http://youtu.be/XLCXDJgVcVc bzw. http://youtu.be/ca-YnCXij88 .

Ich war nicht imstande, mir das zur Gänze anzuschauen. Das hat mich psychisch überfordert. Da kann ich nur sagen: Es wäre doch besser die Landeskirche würde schweigen, als bei so was mitzumachen.

Michael Harr

Parkgebet vom 12. auf 19. Dezember verlegt!

Eiliger Hinweis:

Das nächste „Parkgebet“
wurde verlegt von Donnerstag, 12. Dezember
auf – neuer Termin –: Donnerstag, 19. Dezember!

Wie immer:
18.15 Uhr, Stuttgart, Mittlerer Schlossgarten, bei der Lusthaus-Ruine
und  musikalisch begleitet von „Parkblech“.

Ansprache beim Parkgebet am 28.11.13, Gunther Leibbrand

Die Ansprache als pdf-Datei: Parkgebet, 28.11.13, Leibbrand

Liebe Parkgemeinde,

als ich das letzte Mal zu Ihnen sprach, am 1. August, hatte ich so geendet:
Wir stehen vor dem Jahrhundertprojekt, den Gebrauchswert der Dinge zum Leben wieder in Erinnerung zu bringen.
Dann hatte ich gesagt, dass es uns Christen um’s Leben geht, um das Leben vor dem Tod. Auch um ein Leben nach dem Tod, aber eben auch um ein wirklich gutes Leben vor dem Tod.
Und dass wir solche großen Aufgaben mit Gottes Hilfe anpacken können.

Heute möchte ich Ihnen ein Beispiel nennen von Menschen, die sich ihre Würde nicht nehmen lassen, obwohl sie wenig Erfolg haben bei der Durchsetzung ihrer wichtigen Ziele.
Ich möchte uns Mut verschaffen durch den Blick auf Leute, die seit bald sieben Jahrzehnten dafür kämpfen, dass ihnen Gerechtigkeit widerfahre und nicht weiterhin Unrecht, ja Desinteresse und Zynismus.
Ich möchte von Enrico Pieri und Enio Mancini erzählen und den anderen Überlebenden eines der fürchterlichsten deutschen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg in Italien.

  • Wie haben es Menschen geschafft, gegen den Triumpf der Gewalt seit beinahe 70 Jahren nicht zu verstummen? Mehr noch:
  • Wie schafften sie es zu überlegenen Menschen zu werden, die nicht hassen, sondern ganz ruhig und fest nur Gerechtigkeit einfordern?
  • Wie kann es sein, dass diese damals noch im Kindesalter Stehenden nicht in der Scham über das ihnen widerfahrene Leid reaktiv ihrerseits zu Gewalttätern geworden sind, sondern zu Menschen, die ihren Schmerz authentisch zeigen können und für eine gemeinsame Zukunft mit uns Deutschen in einem friedfertigen Europa eintreten?

In einem bis auf den letzten Platz gefüllten Theaterhaus hat Enrico Pieri am 10. November bei der Verleihung des 11. Stuttgarter Friedenspreises der AnStifter  sich von seinem Sohn, einem Wirtschaftspädagogen eines Basler Gymnasiums, übersetzen lassen,  und eigentlich nur den einen Satz gesagt (ich zitiere sinngemäß): Geht zur Wahl und stimmt bei den kommenden Europawahlen für ein friedfertiges und soziales Europa. Das ist für mich die Konsequenz aus meinem Kampf für einen Prozess gegen die Mörder meiner Familie und so vieler anderer Familien meines Dorfes Sant’Anna di Stazzema. Dieser Prozess wird uns bis zum heutigen Tage in Deutschland verweigert. Aber wir werden nicht aufgeben, weil wir nicht wollen, dass sich ein solches Verbrechen in meinem Land wiederholen kann. Es wiederholt sich schon viel zu oft bis zum heutigen Tage weltweit. Kämpfen wir für ein politisches Klima, das solche Verbrechen ächtet.

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