Archiv der Kategorie: Schneider-Wedding

„Im TINA-Dogma (There is no alternative) lebt das Erbsünden-Dogma weiter“

Wie wir seit Max Weber wissen und durch Folgestudien immer wieder bestätigt bekamen, dauern auch in unserer (scheinbar) säkularen Welt die konfessionellen Prägungen fort – unbewusst, ähnlich wie das, was die Psychologie beim Individuum als „Muster“ bezeichnet. (Dieser Vergleich mit der Psychologie beruht nicht auf Weber, sondern ist meine Schlussfolgerung.)
Als wichtigste dieser Prägungen benennt Weber die Askese. Sie beinhaltet den Verzicht auf persönlichen Gewinn zugunsten einer (Aufbau-) Leistung für andere bzw. für das Ganze.
Nachdem im Mittelalter Klöster Pionieren vorindustrieller Technik waren, Land urbar machten, ertragreiche Tier- und Pflanzensorten züchteten, Schulen und Krankenhäuser errichteten, wurden sie nach Renaissance und Reformation immer mehr durch private Unternehmen abgelöst. Zugleich wandeltete sich die mönchische zur innerweltlichen Askese. Aus den „evangelischen“ (d.h. der Bergpredigt und anderen Evangeliumstexten zu entnehmenden) „Räten“ Armut, Keuschheit und Gehorsam wurden „Investieren und sich jeden Pfennig vom Munde absparen“, „keine Zeit für Familie und Vergnügen“ und „sich der Firmenhierarchie und den Gesetzen des Marktes unterordnen“: die drei Tugenden des Geschäftsmanns, letztlich aber jedes in Wirtschaft und Arbeitswelt stehenden Menschen. Weiterlesen