Monatsarchiv: November 2013

Aufruf zur Wahl der Württ. Landessynode am 1. Dezember

Die evangelischen Kirchenwahlen rücken heran. Am Sonntag, den 1. Advent ist es soweit, dass die evangelischen Kirchengemeinderäte in Baden und Württemberg und die Landessynode in Württemberg gewählt werden.
Sonderlich spannend war es in diesem „Wahlkampf“ ja nicht, was geboten wurde. Es fällt mir nichts dazu ein, was zu einem so inhaltsleeren Vorgeplänkel zu diesen Wahlen zu sagen sein sollte. Selbst Andreas Koch auf der Seite „koch meint“ ist dazu nichts mehr eingefallen.
Man fragt sich schon, ob diese Kirche noch etwas zu irgendwas zu sagen haben will.

Aber so weit so schlecht. Unsere Gruppe „Theolog/innen gegen Stuttgart 21“ hat versucht, mit einer theologisch begründeten Erklärung zu Stuttgart 21 ein Thema in diesem „Wahlkampf“ aufzugreifen, das den Menschen in diesem Land auf den Nägeln brennt. Die biblische Botschaft ist nicht ein Wort aufs Leere hin, sondern will in aller Vorläufigkeit Menschen und Welt gestalten und verändern – auch in Stuttgart.
Zu unserer Erklärung gab es eine kleine Diskussion auf unserer Website und ein paar Rektionen von Personen, die für die Synode kandidieren.

Wir wollen nun alle evangelischen Kirchenmitglieder unter den Stuttgart 21-Gegner/innen auffordern, an diesen Wahlen teilzunehmen und ihre Stimme abzugeben. Es geht auch darum zu zeigen, dass es uns gibt und dass unser Widerstand auch aus der Mitte der Gesellschaft und der Kirche kommt. Wir wollen darum zur Wahlteilnahme dringend auffordern, auch wenn wir längst wissen, dass mit Wählen allein noch lange nichts getan ist.

Wir sind keine Randgruppe, sondern sind auch innerhalb der evangelischen Landeskirchen eine weit vernetzte Bewegung, die wahrgenommen und gehört wird.
Unsere Initiative gibt keine Wahlempfehlung für eine der Synodalgruppen ab, die bei diesen Wahlen antreten. Es hat keine von ihnen sich so geäußert, dass wir das tun könnten. Dennoch soll darauf hingewiesen werden, dass zu unserer Initiative „Theolog/innen gegen Stuttgart 21“ Sabine Löw zählt, die in Stuttgart für die Gruppe „Kirche für morgen“ antritt; wir können es empfehlen sie zu wählen. Sowie Brigitte Lösch von der „Offenen Kirche“, die ebenfalls zur Widerstandsbewegung gegen den Irrsinn zählt. Außerdem hat schon vor langer Zeit Markus Brenner, ebenfalls Kandidat der Gruppe „Kirche für morgen“ im Kirchenkreis Stuttgart, auf dieser Internetseite die „Gemeinsame Erklärung gegen S21“ unterschrieben.

Darum nochmals: Nehmen Sie diese Wahl zum Anlass, die Bedeutung unserer Bewegung auch in der evangelischen Kirche deutlich zu machen. Gerade im Vorfeld des Stuttgarter Kirchentags 2015, der auf der größten Baustelle Europas stattfinden soll, ist es wichtig, auch diese Chance zu nutzen. Wir sind da und wir bleiben da, auch in der evangelischen Kirche.

Michael Harr

Parkgebet am 14.11.2013, MartinPoguntke

(hier als pdf-Datei: Parkgebet, 14.11.13, Martin Poguntke)

Liebe Parkgebetsgemeinde!
Ich möchte heute mit Ihnen ein bisschen darüber nachdenken, was es mit dem Segen Gottes auf sich hat, mit der Kraft Gottes. Wo wirkt Gottes Kraft, wo nicht? Wie kommt man an sie dran? Was kann man dafür tun? Welche Rolle spielen unsere Gebete und Gottesdienste dabei?
Claus Schmiedel hat ja in einer seiner denkwürdigen Reden gesagt, auf dem Projekt Stuttgart 21 liege Gottes Segen. Nun, die bisherige Geschichte des Projekts lässt einen daran sehr zweifeln.
Ein bisschen klang es aber damals auch wie ein Beschwörungsversuch von Schmiedel: Irgendwie wollte er wohl auch – so ein bisschen magisch – die guten Kräfte beschwören und auf sein Lieblingsprojekt lenken. Nicht bewusst – er findet sicher, dass er als Sozi eher atheistisch sein müsse – aber irgendwie unbewusst.
Jetzt fragen wir uns aber mal ganz selbstkritisch: Tun wir womöglich was ganz Ähnliches? Wenn wir uns hier zu Parkgebeten versammeln – versuchen wir dann womöglich auch, die guten Kräfte des Schöpfers und der Schöpfung auf unseren Widerstand zu lenken? Parkgebete so ein bisschen als Zaubertrank, wie bei Asterix und Obelix?
Lassen wir die Antwort noch ein bisschen offen und gehen noch einmal von einer ganz anderen Seite dran. Da gibt es nämlich einen ganz störenden Ausspruch von Jesus. Der Mann kannte ja kein Pardon, der hat ja ständig unsere vertrauten religiösen Orientierungsmarken durcheinander gebracht.
Ich denke gerade an den Satz Jesu, den Matthäus in die Bergpredigt mit eingebaut hat: „Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“.
Ich möchte nicht verhehlen, dass es für mich immer wieder eine kleine Zumutung ist, das den „Bösen“ und „Ungerechten“ zuzugestehen, dass auch sie rundum von der göttlichen Kraft versorgt werden. Nur wenn ich mich selbst beim Bösesein ertappe, höre ich den Satz mit etwas Erleichterung, dass Gott die Sonne auch für die Bösen scheinen lässt.
Aber es scheint so zu sein, dass der Gott, wie Jesus ihn glaubte, nicht nur für die Guten da ist, sondern auch für die Bösen. Wenn wir das weiter denken, müssen wir sagen: Ja, auch Schmiedel und seine ganzen S21-Befürworter – alle haben sie Anteil an dieser unendlichen göttlichen Kraft – genauso, wie auch wir Gegner des Projekts.
Mit welcher anderen Kraft sollten sie auch ihre Lügen in die Welt tragen und sich den Geldhaien andienen? Es gibt ja keine andere Kraft in der Welt als die eine göttliche Kraft. Es gibt ja keine zwei Götter: einen guten und einen bösen. Und auch das, was manche „Teufel“ nennen, wird in der Bibel als gefallener Engel gesehen – also als ebenfalls vom einen Gott stammender Störenfried.
Wozu feiern wir dann eigentlich Gottesdienste? Ist es denn so, dass dann auf der einen Seite die Gegner und auf der anderen Seite die Befürworter jeweils ihre Gottesdienste feiern und damit jeweils versuchen, Gott für sich zu reklamieren und ihn mit seiner Kraft auf ihre Seite zu ziehen? Weiterlesen