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Wasser-Gottesdienst am Sonntag, 23.9.2012, 11 Uhr

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Herzliche Einladung zu diesem Gottesdienst zum Abschluss der
„Cannstatter Wassertage“

Liturgie:
TheologInnen und Theologen der Initiative „TheologInnen gegen S21“

Predigt:  Pfarrer i.R. Friedrich Gehring
„…die lebendige Quelle verlassen sie und machen sich Zisternen,
die doch rissig sind
und kein Wasser geben.“ (Prophet Jeremia 2,13)

Musikalische Gestaltung:
Bläsergruppe „Parkblech“
Elly Grünert (Orgel)

Wo?
auf der Neckaraue in Bad Cannstatt
(zwischen Wilhelmsbrücke und Mühlsteg, Nähe „Theaterschiff“)

Am besten zu erreichen von Haltestellen:
„Rosensteinbrücke“ (U13/U14): 6 Min. oder
„Bad Cannstatt“ (U1/U2/S1/S2/S3): 13 Min.

oder mit Auto: Parkhaus Mühlgrün: Überkinger/Brunnenstr.

Friedensappell: Offener Brief an Winfried Kretschmann

Tragen Sie bitte zum Frieden im Land bei!
Genehmigen Sie keinen Polizeieinsatz für das Projekt „Stuttgart 21“,
bevor alle entscheidenden Fragen geklärt sind!

 Stuttgart, 11.12.2011

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident! Lieber Herr Kretschmann!

ich schreibe Ihnen als Mitglied der Initiative „Theolog/innen gegen Stuttgart 21“. Wir haben im Dezember 2010 in unserer von inzwischen über 1200 ChristInnen unterzeichneten „Gemeinsamen Erklärung“ (www.s21-christen-sagen-nein.org/gemeinsame-erklarung-von-theologinnen/) unsere vielfältigen Bedenken gegen das Projekt „Stuttgart 21“ zum Ausdruck gebracht. Daran hat sich durch den Volksentscheid nichts geändert. Im Gegenteil.

Mit großer Sorge nehme ich die Vorbereitungen der Polizei auf den Abriss des Südflügels und die Fällung der Schlossgartenbäume wahr. Das ist zurzeit weder rechtlich angemessen noch politisch klug. Es wird die demokratische Kultur im Lande nachhaltig beschädigen und unabsehbare Folgen für den Frieden in der Stadt und im Land haben.

Ich bitte Sie dringend: Lassen Sie das nicht zu! Tragen Sie zum Frieden im Lande bei!

Sie wissen doch: Die rechtliche Zukunft von S21 ist völlig ungewiss:

  • Das zentrale Interesse der Stadt Stuttgart an S21, dass die Gleisanlagen des Kopfbahnhofs abgebaut und das Gelände überbaut werden darf, ist gerichtlich noch völlig ungeklärt. Vielmehr muss damit gerechnet werden, dass mindestens ein Teil der Kopfbahnhofgleise bestehen bleiben muss.
  • Ob die Mischfinanzierung von S21 durch Stadt, Land und Bahn      verfassungsgemäß ist, muss noch gerichtlich überprüft werden.
  • Für den Bau der Grundwassermanagement-Anlage besteht – nachdem die Wasserentnahmemenge mehr als verdoppelt werden soll – noch keine Genehmigung. Sie wurde dort illegal errichtet.
  • Für den Abstell- und Wartungs-Bahnhof Untertürkheim ist das Planfeststellungsverfahren noch nicht abgeschlossen.
  • Für die gesamten Anlagen auf der Filder ist ein Genehmigungsverfahren noch nicht einmal eingeleitet.
  • Nicht zuletzt ist immer noch nicht geklärt, wer ggf. die (unbestreitbar entstehenden) über 4,5 Mrd. hinaus gehenden Kosten trägt.

In einer rechtlich derart offenen Situation – von den unverändert katastrophalen Mängeln des Projekts selbst ganz zu schweigen – ohne Not ein Baurecht der Bahn mit massivem Polizeieinsatz durchzusetzen, dient auf keinen Fall dem Frieden, sondern stellt eine unangemessene Verschärfung der ohnehin labilen Situation dar.

Denn auch der Volksentscheid hat ja keineswegs eine klare Mehrheit für den Weiterbau ergeben. Vielmehr hat sich landesweit fast die Hälfte der Abstimmenden dagegen ausgesprochen.

Und das, obwohl der Volksentscheid eben gerade kein Beispiel für gelungene Demokratie war. Vielmehr werden auch Sie sagen müssen: So etwas darf nie wieder vorkommen:

  • dass ein Volksentscheid mit Millionenbeträgen aus der Wirtschaft      beeinflusst wird,
  • dass in unglaublichem Umfang öffentliche Körperschaften (Rathäuser, Gemeinderäte, Landratsämter, Regionalparlamente) mit einseitigen und falschen Darstellungen Einfluss auf die Abstimmung nehmen,
  • dass selbst von staatlicher Seite aus eine Lüge zum Hauptargument der Abstimmung erhoben wird (die Behauptung, die Ausstiegskosten betrügen für den Steuerzahler 1,5 Milliarden).

Deshalb fordere ich Sie so dringend wie herzlich auf, die Durchsetzung des Baurechts der Bahn zu verschieben, bis alle erforderlichen Fragen gerichtsfest geklärt sind – zumindest aber, bis mit rechtsgültiger Unterschrift die Frage der Übernahme von Mehrkosten definitiv geregelt ist.

Das Baurecht – zumal, wenn es nur zu einem kleinen Teil überhaupt besteht – ist nicht das höchste Recht eines Landes, dem sich alle andern Rechte unterzuordnen hätten (z.B. das des Landes auf Kostenklarheit und -wahrheit). Zumindest hat es zurück zu stehen, wenn es nicht auf für einen demokratischen Rechtsstaat angemessene Weise durchzusetzen ist. Und das ist in der aktuellen Situation nicht gegeben. Eine Landesregierung hat auch eine Verantwortung für den Frieden im Land. Nehmen Sie bitte diese Verantwortung wahr!

Mit freundlichen Grüßen
Martin Poguntke

PS:  Dieser Brief wird mit unterstützt von:
Friedrich Gehring, Michael Harr, Dieter Hemminger, Annette Keimburg, Gunther Leibbrand, Guntrun Müller-Enßlin, Wolfgang Schiegg, Martin Schmid-Keimburg, Dorothea Ziesenhenne-Harr.
Er geht an einen breiten Presseverteiler und an verschiedene Internetseiten.

Warum ich als Christ gegen Stuttgart 21 bin – Redebeitrag beim Frühstück am GWM

Warum ich gegen „Stuttgart 21“ bin
Mindestens 300 alte Großbäume mitten in unserer Feinstaub belasteten Stadt sollen abgeholzt werden, um einem Milliarden teuren, verkehrlich überflüssigen Tiefbahnhof sowie einem Immobilienprojekt Platz zu machen.
Warum eigentlich?
Antwort: „Weil es sich rechnet“ – für die großen Baukonzerne, für die Banken, für die Deutsche Bahn.
Das ist offenbar die wichtigste Frage im Leben geworden: Ob es sich rechnet?
Dem wird heutzutage alles untergeordnet: Menschen, Tiere, Pflanzen, Luft, Wasser, Erde.
Geld wird gewinnbringend vermarktet. Warum sollte man es auch zur Befriedigung gesellschaftlicher Bedürfnisse sozialer, pädagogischer, ökologischer Art nutzen, wenn man es doch zu noch mehr Geld machen kann?
Die Sozialpflichtigkeit des Eigentums steht nur noch im Grundgesetz (Art. 14,2), gleichsam wie ein vergessenes Relikt aus vergangenen Zeiten. Dass Kapitalinteressen auch sozialer Fürsorge und Verantwortlichkeit für die Schwächeren verpflichtet sind, dieser Grundsatz sozialer Marktwirtschaft ist in der Realität längst aufgegeben.
Die Ökonomie ist totalitär geworden. Alles beherrschend. Alternativlos.
Alles andere ist Nebensache geworden, Mittel zum Zweck. Lediglich Material, das gewinnbringend ausgebeutet werden kann.
Für dieses Denken steht „Stuttgart 21“ beispielhaft.

Warum ich als Christ gegen Stuttgart 21 bin
Weil die Bibel gegen eben dieses Denken und das daraus folgende Handeln Widerspruch einlegt.
Ihr Grundsatz von der ersten bis zur letzten Seite lautet: „Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen“ – Psalm 24,1.
„The world is not for sale“ – die Erde: Bäume, Menschen, Tiere, Pflanzen, Wasser, Luft ist kein käuflicher Gegenstand, den man wie einen Fernseher billig produzieren oder einkaufen und teuer weiter verkaufen kann.
Die Erde kommt nicht aus der Fabrik , sondern von Gott. Sie ist Gottes Schöpfung, uns und all jenen, die nach uns kommen, anvertraut als Lebensraum. Ebenso den Tieren, den gleichfalls gesegneten Geschöpfen Gottes (1. Mose 1, 22).
Die Erde gehört Gott. Wir dürfen sie nutzen.  Und wie gehen wir mit der Erde um?
Dabei sind wir Menschen sind zu Treuhändern der Schöpfung Gottes berufen.

Warum ich mich für die Teilnahme an einer Blockadeaktion entschieden habe
Weil unsere sachlichen Argumente, Einwände und Vorschläge von den Betreibern nicht gehört werden.
Weil die „guten Argumente der Befürworter“ keinem anderen Zweck dienen, als jegliche Diskussion zu unterdrücken und sie obendrein rein propagandistischen Charakter zur Durchsetzung von Kapitalinteressen haben.
Weil „Stuttgart 21“ nicht alternativlos und unumkehrbar ist („There are thousends of alternatives“ anstelle „There is no alternative“!)
Weil „laisser – faire“ und sich raushalten für mich keine christlich zu verantwortenden Haltungen sind.
Weil ich persönlich überzeugt bin, dass Jesus recht hatte, als er sagte:
„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“!

Wolfgang Schiegg

Presseerklärung zum Frühstück am GWM

Am 29. 7. 2011 versammelten sich ab 5.30 Uhr etwa 130 Akteure, um dem Aufruf der Initiative „S 21 – Christen sagen nein“ zu folgen und zivilen Ungehorsam zu zeigen an der Einfahrt zum Grundwassermanagement für Stuttgart 21. Zwei Banner an der Einfahrt verkündeten das Ziel der Gruppe: „Schöpfung bewahren, nicht dem Mammon opfern“ und „S 21 verhindern, die Schöpfung bewahren“.

Blockade 29.07.11In kurzen Ansprachen wurde begründet, warum die versammelten Christen zu diesem Mittel der Sitzblockade greifen wollten. Als äußerer Anlass wurde genannt, dass die Gruppe „Ingenieure 22“ vor kurzem mit guten Gründen vor einer Verseuchung des Grundwassers mit jährlich etwa 33 Tonnen Eisen in Form von Rost gewarnt haben, weil entgegen den Auflagen der Planfeststellung Rohre ohne inneren Rostschutz verwendet würden, um 5-10 Mio. € zu sparen. Zudem habe die Bahn selbst eingestanden, wesentlich mehr Grundwasser entnehmen zu müssen als genehmigt. Deswegen stellten die Christen die Rechtmäßigkeit der Bauarbeiten in Frage.
Als grundsätzlicher Einwand gegen das Projekt Stuttgart 21 wurde angeführt, dass hier wie bei der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und der Bevölkerung vernachlässigt werde, um den Profit einiger weniger zu steigern. Die Ökonomie sei totalitär geworden, alles beherrschend, angeblich alternativlos.
Für Christen gelte aber: „Die Erde ist des Herrn“ (Ps 24,1). Deshalb sei die Schöpfung nicht „for sale“. Angesichts der zerstörerischen Profitgier, die von Jesus als „Mammon“ bezeichnet wird, könnten sich Christen auch im Blick auf Stuttgart 21 nicht heraushalten. Jesus stelle vor die Entscheidung: „Ich könnt nicht Gott und dem Mammon zugleich dienen.“ (Mt 6,24) Die Christen wollten mit ihrer Aktion hier und jetzt zeigen: „Wir haben uns für Gott und seine Schöpfung entschieden.“

Eine Konfrontation mit Baufahrzeugen blieb aus, die zahlreich aufgetauchten Polizisten mussten nicht eingreifen. Schließlich wurde noch ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom Tage dankbar bejubelt, in dem Stuttgart 21 als das dümmste Großprojekt bezeichnet wird.

Friedrich Gehring

„Das Projekt ist heute so unsicher wie nie zuvor“

So schätzt Dr. Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg, die Situation ein. Wir dokumentieren ihre bemerkenswerte Rede, die sie bei der Montagsdemo am 30.5.2011 gehalten hat.
An diesem Tag hatte sich nach dem Regierungswechsel der Lenkungskreis  zu S21 erstmals in veränderter Besetzung getroffen.

Hier ihr Text: Weiterlesen