Weihnachtspredigt 2020 zu Lk 2, 10 von Pfr. i.R. Friedrich Gehring

Der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet Euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.

Armen kleinen Leuten wird ein Kind geboren, und das soll zum Retter der armen kleinen Leute werden. Das ist die Weihnachtsbotschaft. Wie wird dieser Knabe „alles Volk“ retten, wenn er erwachsen geworden und von Gott zum Retter gesalbt ist? Die Evangelisten berichten, dass er nach dem Einzug in Jerusalem im Tempel der Priesterkaste vorwirft, das Haus Gottes zur Räuberhöhle zu machen (Mk 11, 15-18), weil sie die Schuldgefühle der kleinen Leute schüren, um durch Tieropfer ein ausbeuterisches Geschäft zu machen. Die Priester beherrschten einerseits die damalige Fleischbranche wie heute Tönnies und Co., andererseits waren sie die Gesundheitspolizei, die echte und vermeintliche Aussätzige in Quarantäne oder Dauerisolation schickte. An die Stelle der priesterlichen ausbeuterischen Form der Schuldbewältigung setzt Jesus die Verkündigung der Vergebung durch seinen barmherzigen Vater, der keine Opfer braucht und kostenlose barmherzige Vergebung unter seinen Kindern will (Lk 15,11-32). So schützt Jesus die kleinen Leute vor ihren ausbeuterischen Landsleuten.

Aber auch vor der römischen Ausbeutung schützt Jesus das Volk. Er spricht den römischen Machtmissbrauch offen an und wirbt für eine Gegenkultur des Dienens, wodurch das Reich seines barmherzigen Vaters wächst (Mk 10, 42-44). Als gewaltfreien Widerstand empfiehlt er den Boykott römischen Geldes, weil für Juden das Kaiserbild auf den Münzen ein verbotenes Götzenbild ist (2. Mose 20,4; Mk 12,13-17). Dieser Boykott konnte die Ausbeutung zumindest erschweren. Deshalb musste Jesus, der Beschützer kleiner Leute, als römischer Staatsfeind am Kreuz sterben.

Wenn wir die Weihnachtsbotschaft so in den zeitgeschichtlichen Rahmen einordnen, wird sie heute politisch hoch aktuell. Wir stehen als Gegner des Projekts Stuttgart 21 zusammen, weil hier ein Paradebeispiel für die Ausbeutung der Mehrheit durch eine kleine Zahl von Profiteuren vorliegt. Die neueste zu erwartende Kostensteigerung von über einer Mrd. € werden wir alle durch Zuschüsse der öffentlichen Hände an die Bahn sowie durch Fahrpreiserhöhungen zahlen für den Profit von Immobilienspekulanten. Dazu hin zahlen wir noch mit einer Verschlechterung des Bahnverkehrs. Um diese Verschlechterung auszugleichen, sollen für ein zweites S 21 nochmals viele Milliarden draufgelegt werden, obwohl der Katastrophenschutz immer noch ungeklärt ist. Wer Widerstand leistet, wird zwar nicht mehr wie einst gekreuzigt, aber durch illegale Polizeieinsätze abgeschreckt oder wie das Parkgebet vom Verfassungsschutz beobachtet. Dieser schützt aber nicht die Verfassung, sondern die Profiteure und die willfährigen neoliberalen Wachstumspriester in den Parlamenten, die erlauben, dass die Deutsche Bahn im Ausland statt im Inland investiert.

Wenn wir uns von Jesus sensibilisieren lassen für Ausbeuterei, dann können wir auch bei der Gesundheitsfürsorge nicht wegschauen. Wenn Eckart von Hirschhausen feststellt: „Der Mammon hat die Medizin voll im Griff“(FR 30.10.17), dann könnte er auch vom neoliberalen Privatisierungs- und Wachstumswahn in der Medizin sprechen. Das vermeidet er. Denn wer heute Neoliberale anprangert, wird schnell der Verschwörungtheorie bezichtigt von Leugnern des Neoliberalismus, die sich rationaler Argumentation entziehen wollen. Davor schützt der biblische Begriff Mammon aus der Muttersprache Jesu, der die zerstörerische Kraft der Gier nach Geld und Kapital bezeichnet, denn Jesus kann man nicht so leicht eine Verschwörungstheorie vorwerfen. Den von Jesus Sensibilisierten fällt auf, dass Experten wie Lauterbach einerseits vor den Gefahren der Pandemie große Angst machen, andererseits nach wie vor das Schließen weiterer Kliniken befürworten, was die Arbeit nicht nur in privaten profitorientierten Kliniken enorm verdichtet. Der Profit- und Kostendruck lastet schwer auf dem Personal, sodass Pflegekräfte immer knapper werden und wir jetzt mangels Personal unbelegbare Intensivbetten haben, ein Beispiel für die zerstörerische Kraft des Mammon. Ganz besonders fällt mir auf, dass erst jetzt Mitte Dezember FFP2-Masken an die besonders Gefährdeten verteilt wurden, nachdem viele Wochen lang täglich Hunderte verstarben.

Ich wage eine Erklärung und bitte alle, die sie bezweifeln, um eine bessere. Eine frühere Verteilung hätte die Masken zu einer Impfkonkurrenz gemacht und damit das Impfgeschäft geschädigt. Wer auf das Impfen fixiert ist, braucht ein gewisses Maß an Bedrohung, um Impfbereitschaft zu erzeugen. Denn laut einer seriösen Umfrage will sich rund die Hälfte gerade des Pflegepersonals nicht impfen lassen aus Sorge wegen Langzeitfolgen (https://www.mdr.de/nachrichten/panorama/ticker-corona-virus-montag-vierter-januar-100.html) , wohl weil dort die spürbare Herrschaft des Mammon skeptisch macht. Den Pflegekräften fällt wohl auf, dass nicht sie, sondern hoch Betagte und Demente zuerst geimpft werden sollen, die einerseits lange Zeit mit Ausnahme von Tübingen zu wenig geschützt wurden und bei denen andererseits Spätfolgen kaum mehr auffallen dürften. Pflegekräfte wissen auch von der englischen Notzulassung, bei der die Haftung für Impfschäden von den Herstellern auf den Staat übergeht. Ich bin erinnert an die Klausel im S 21-Vertrag, dass die Bahn bei Schädigung der Heilquellen nicht haften muss. Ich sehe hier die alte kapitalistische Masche, Profite zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren.

Das notwendige Maß der Bedrohung zugunsten des Impfgeschäfts erinnert mich an die neoliberale Regel, die Inflation müsse 2 Prozent betragen, damit die Leute schneller einkaufen aus Angst, bald werde alles teurer. Die Deflation, bei der mangels Nachfrage alles billiger wird, ist bei den neoliberalen Wachstumspriestern gefürchtet, weil Kaufentscheidungen aufgeschoben werden. Solche neoliberalen Maximen scheinen nun auch das Gesundheitswesen zu beherrschen. Die späte Verteilung von FFP2-Masken im Interesse einer impfgünstigen Bedrohungslage ist nun aus dem Ruder gelaufen. Es sterben gerade diejenigen, die wir durch den Lockdown schützen sollen, weil sie nicht geschützt wurden wie in Tübingen. Papst Franziskus ist bestätigt: „Diese Wirtschaft tötet“.

Ich wünsche uns deshalb an diesem Weihnachtsfest 2020 echt schützende Masken auch für alle armen kleinen Leute. Den Impfentwicklern wünsche ich Erfolg vor allem in den ärmeren Ländern, aber auch uns allen Fachleute, die das Impfen mit dem nötigen kritischen Blick begleiten. Denselben Erfolg wünsche ich den Entwicklern von Medikamenten gegen Coronaviren, die bisher kaum unterstützt werden. Und ich wünsche uns allen, dass, wenn unsere Lebensuhr abgelaufen ist und unser barmherziger Schöpfer uns heim ruft, wir frei von Todesangst zu ihm heimkehren können. Amen.

Anmerkung zur Wortwahl „Versuchskaninchen“ in der ursprünglichen Video-Predigtversion:

Frankfurter Rundschau vom 19.1.21, S. 8:

„An den weiterhin laufenden Studien sowohl für die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna als auch für das in Großbritannien zugelassene Vektorvakzin von Astrazeneca nahmen und nehmen nur sehr wenige Menschen über 80 teil“. Es sind „nach Angaben der Nachrichtenagentur Blomberg Stand Sonntag in Norwegen 29 Menschen wenige Tage nach ihrer ersten Covid-Impfung gestorben; alle waren älter als 75, hatten schwere Grunderkrankungen und lebten in Pflegeheimen. Die norwegische Arzneibehörde … rät jetzt zur Vorsicht bei sehr alten kranken Menschen.“

Die in den Studien offenbar gemiedene Impfung Hochbetagter wird nun bei der massenhaften Impfung der über 80-Jährigen nachgeholt. Die Toten sind offensichtlich späte Versuchskaninchen gewesen.

10 Antworten zu “Weihnachtspredigt 2020 zu Lk 2, 10 von Pfr. i.R. Friedrich Gehring

  1. Guntrun Müller-Enßlin

    Von dieser Predigt und den darin enthaltenen Aussagen bzgl. FFP2-Masken und Corona-Impfung distanziere ich mich ausdrücklich. Auch bestimmte gezogene Parallelen (z.B. Quarantäne-Praxis damals und heute) halte ich für unzutreffend und gefährlich.

    • Liebe Guntrun,
      aufgrund der vorausgegangenen Diskussionen um ein analoges Parkgebet war mir klar, dass es zu Distanzierungen wie der Deinen kommen würde.
      Als Blogbetreibermitglied stelle ich meine Erklärung zur späten Maskenverteilung , wie Wolfgang Weiß bemerkt, als Hypothese zur Diskussion. Ich behaupte nicht die Gefährlichkeit der Impfung, sondern versuche, Impfkritiker zu verstehen. Durch den Kommentar von Dir vom 28.12.20, 14.14 Uhr, meine ich inzwischen auch die Impffixierten besser zu verstehen und habe daraufhin eine neue Hypothese entworfen (siehe unten meine Antwort zu Deinem Kommentar).
      Gerne komme ich dem von verschiedener Seite geäußerten Wunsch entgegen, meine beanstandete Hypothese zu „belegen“, also zu begründen, wie ich darauf kam:
      Ursel Heudorf, ehemalige langjährige stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamts Frankfurt a.M. (in: Frankfurter Rundschau vom 21.10.20 , S. 27)
      „Anfang September stellten René Gottschalk und ich die Frage zum Sinn der derzeitigen Teststrategie und der darauf aufbauenden Maßnahmen und wir fragten, ob nicht doch – gemäß Nationalem Pandemieplan des Robert Koch-Instituts – zunehmend die Schutzstrategie für vulnerable Gruppen sowie die Folgeminderungsstrategie in den Focus genommen werden solle. Während wir von Ärzten und Fachleuten viele positive Zuschriften erhielten und viele unseren Mut bewunderten (Offenbar braucht es heute Mut, Zahlen in ihrem Gesamtzusammenhang darzulegen und Fragen zu stellen?), gab es die Phalanx derer, die uns Verharmlosung vorwarfen und uns in eine bestimmte Ecke stellten und so eine Auseinandersetzung mit den Argumenten verhinderten.“
      Meine Frage zur Diskussion oder Debatte: Welche Interessen vertritt diese offenbar sehr mächtige „Phalanx“, der nur mutige Fachleute noch zu widersprechen wagen, und warum folgt die Regierung dieser den Schutz von Vulnerablen bekämpfenden machtbesessenen heutigen Priesterkaste bis 15. Dezember 2020?
      Aufgrund verschiedener Feedbacks habe ich die Predigt an drei Stellen korrigiert (siehe Fettdruck).

  2. WOLFgang Weiss (Autonomer badischer Parkschützer)

    Ich stimme Dir inhaltlich auf jeden Fall zu , liebe Guntrun .

    Habe gestern die Aufzeichnung geguckt (und den Predigttext gelesen)..
    Meine Einschätzung dazu: der erste Kapitalismus-bzw- Neoliberalismus-kritische Teil ist für mich schon nachvollziehbar.
    Allerdings ist mir genau dieses Wording z.B.: „Impf-Versuchskaninchen“ aus dem „ABC der Virusleugner“ leider nur allzu bekannt.
    Fairerweise die Anmerkung zu Friedrich Gehring:
    Immerhin sagte er auch:
    „Ich wage eine Erklärung und bitte alle, die sie bezweifeln, um eine bessere.“
    Also gibt es hier eine Offenheit dazu, seine Theorie zu widerlegen – im Vergleich zu Hardcore-Q-Virusleugnern mit denen ich schon zu tun hatte,- und die sogenannte „Informationen“ aus ihren Filterblasen als in Stein gemeisselt sehen,- finde ich das geradezu positiv ;-).

    Ich kenne ja Herrn Gehring nicht persönlich und hatte nie näheren Kontakt, so dass ich auf eine Stellungnahme an ihn direkt wohl eher verzichte…
    Zur Impfdiskussion generell zitiere ich Angelika Linckh, weil ich finde, damit ist vieles sehr einleuchtend zusammengefasst und dem ich mich voll anschliessen kann 🙂

    „Ich schätze die Errungenschaft des Impfens für die Verhinderung von Tod und Leid weltweit und ich hoffe auf die Entwicklung von Medikamenten und einen Impfstoff gegen Covid19. Und wenn es ihn einmal gibt, soll die Medizin weltweit sachgerecht produziert und verteilt werden und nicht entlang der ökonomischen Potenzen von Gesellschaften und Staaten.“

    (aus der Stellungnahme der kritischen Ärztinnen und Ärzte im vdää)
    https://www.vdaeae.de/index.php/presseerklaerungen/152-2020/1090-vdaeae-zu-den-verschwoerungsideologien-rund-um-corona

    We shall overcome 🙂 !

  3. Lieber autonomer badischer Parkschützer Wolfgang Weiß,
    vielen Dank für den Kommentar, der zeigt, dass die Predigt ziemlich genau gelesen worden ist. Zu meiner Person: Ich trage seit 27.3.20, als Drosten die Masken für hilfreich erklärt hatte, konsequent FFP2-Masken, die bei mir seit Jahren vorrätig waren. Ich nehme also das Virus sehr ernst und bin deshalb das genaue Gegenteil eines Virusleugners. Gerade deshalb halte ich es für einen Regierungsskandal, dass sie erst Mitte Dezember 2020 an die besonders Gefährdeten kostenlos verteilt wurden.
    Den Begriff „Versuchskaninchen“ verwende ich im Zusammenhang des Versuchs zu verstehen, warum beim Pflegepersonal Impfskepsis registriert wird (https://www.br.de/nachrichten/wissen/corona-impfung-muessen-sich-aerzte-und-pflegekraefte-impfen-lassen,SJ9PCjF). Die Ethiker beschränken sich nach dieser Meldung darauf, diese Skepsis als moralisch verwerflich zu bezeichnen, ich als Pfarrer sehe mich herausgefordert, die Skepsis zu verstehen. Nachdem seit dem Frühjahr Fachleue wie Streeck darauf verweisen, dass bisher gewissenhafte Impfentwicklungen 6-8 Jahre in Anspruch nahmen, kann dies in meinen Augen die berechtigte Sorge erklären, dass bei der jetzigen Coronaimpfstoffentwicklung Spätfolgen nicht eruiert werden konnten.
    Wer meine Predigt zu Ende gelesen hat, konnte feststellen, dass ich Angelika Linckh zustimme und den Imfentwicklern Erfolg wünsche auch in ärmeren Ländern, Damit hoffe ich zugleich, dass sich die Befürchtung von Spätfolgen nicht bewahrheitet.

    Mit herzlichem Gruß
    Friedrich Gehring

    • WOLFgang Weiss (Autonomer badischer Parkschützer)

      Lieber Friedrich Gehring,
      auch von meiner Seite vielen Dank für die Antwort bzw. Reaktion auf mein Statement. Mir liegt es fern, jemand ohne fundierte Begründung als Virusleugner oder Covidioten zu bezeichnen, was ja auch bei meinem Statement nicht der Fall war 😉
      An dieser Stelle ist es mir wichtig, auch zu sagen, dass ich Menschen, die durch die Lockdown-Maßnahmen betroffen sind, – z.B. in beruflicher/finanzieller/existenzieller Hinsicht oder sogar auch die Einschränkungen persönlich störend oder übertrieben finden und dagegen demonstrieren wollen,- nie als „Spinner oder Covidioten“ abtun würde, sondern sie durchaus verstehe. D i e würde ich auch nicht pauschalisierend in eine rechte Ecke stellen wollen.
      Aber: Die Frage für mich ist nach dem „wie“ und auch mit w e m (!) Ich selbst würde mir dreimal überlegen, ob ich auf solchen Demos gemeinsame Sache mit ausgewiesenen Rassisten, Rechtsesoterikern oder Leuten aus der Veranstalterszene, die dafür Beifall von der falschen Seite (z.B. AfD) erhalten-denen ansonsten Grundrechte z.B. auch für Geflüchtete (!) sonst wo vorbeigehen. Und dabei eben auch das Wording wie
      „Impf-Versuchskaninchen“ und krassere Begriffe benutzen, worauf sich ja auch meine Kritik bezogen hat.
      Es ist aber tatsächlich nicht „mein Job“, diese Behauptungen zu widerlegen.
      Vielleicht aber ein Artikel zu Dr. Streeck, der in diesem Interview sich sehr deutlich positioniert 🙂
      https://www.dw.com/de/virologe-streeck-entkr%C3%A4ftet-verschw%C3%B6rungstheorien/a-54959531

      Beste Grüsse
      WOLFgang Weiss

  4. Guntrun Müller-Enßlin

    Lieber Wolfgang,
    danke für Dein Statement, dem ich zustimme.
    Allerdings handelt es sich bei Friedrichs Erklärung bzgl. FFP2-Masken und Impfung um bloße Behauptungen, und ich bin der Meinung, dass es nicht an uns als Leser*innen ist, diese Behauptungen zu widerlegen, sondern an Friedrich, sie hieb- und stichfest zu BELEGEN – das tut er nicht.
    Im Übrigen ist mir einfach auch nicht klar, wem und wozu die vermeintlich scharfsinnigen Thesen in der Predigt nützen, mit denen jemand meint, einer bösen Regierung auf die Schliche zu kommen und ihre menschenfeindlichen Machenschaften aufzudecken. Hinter allem und jedem wird eine schlimme Absicht der vom Mammon bestimmten Herrschenden gewittert. Natürlich ist so jemand dann auch gegen alle Eventualitäten gewappnet und hat schon sogar seit Jahren FFP2-Masken vorrätig, weil er in seinem Scharfsinn alles vorhergesehen hat. Bravo!
    Nochmal: Wem und wozu soll diese – unbelegte – Erklärung mit den FFP2-Masken nützen, wozu ist sie gut, wozu dient sie, außer dass sie Misstrauen in Bezug auf die Impfung schürt? Ich halte das für äußerst fatal und bin darüber sehr verärgert, weil jeder weiß, dass sich 65 bis 70 Prozent der Bevölkerung impfen lassen müssen, damit die Impfung die erhoffte Wirkung hat. Ich oute mich auch gern als eine, die „aufs Impfen fixiert“ ist – nachdem meine Geschwister und ich meinen hochbetagten Eltern in den letzten Monaten, wenn überhaupt, nur mit (FFP2-)Masken begegnen und den 90. Geburtstag meines Vaters vor ein paar Tagen nur digital feiern konnten. Maskentragen bis ans Ende ihrer/unserer Tage halte ich für keine Lösung.
    Von Friedrich wünsche ich mir, dass er in seinen Predigten mit unbelegten Thesen vorsichtig ist, sich als Person nicht so wichtig nimmt – auch er kann irren – und in einer ohnehin angespannten Situation überlegt, was er mit dem, was er sagt, auslöst. Es ist nicht mutig sondern fahrlässig, in einer ohnehin angespannten Pandemie-Situation Öl ins Feuer zu gießen.

    • Liebe Guntrun,
      Du wirfst mir mit diesem Kommentar vom 28.12.20, 14.14 Uhr, immer noch vor, keine Belege zu liefern, obwohl ich am 27.12.20, 11.45 Uhr auf Martins Aufforderung, Belege zu liefern, per Mail geantwortet habe, wobei auch Du im Verteiler warst. Deshalb nochmal zur Erinnerung:

      Lieber Martin,
      gerne unterziehe ich mich der Aufgabe demokratischer Überzeugungsarbeit:
      Fakt 1: Die FFP2-Masken wurden erst ab Mitte Dezember 2020 kostenlos an die besonders Gefährdeten verteilt. Es ist für den Skandal unerheblich, ob sie so lange zurückgehalten oder so lange ihre Produktion versäumt wurde. Meine Erklärung dafür ist in beiden Fällen, dass eine frühere Verteilung die Bereitschaft zur Impfung verringert hätte, auf die das Pandemiemanagement der Regierung fixiert ist. Ich habe unter allen Kommentaren zu diesem Skandal nur bei Drosten eine Bagatellisierung dieses Versäumnisses gefunden. Wenn Du meine Erklärung bestreitest, erwarte ich Deine Überzeugungsarbeit.
      Fakt 2: https://www.br.de/nachrichten/wissen/corona-impfung-muessen-sich-aerzte-und-pflegekraefte-impfen-lassen,SJ9PCjF
      Ich staune, dass Dir dieser Beleg so wichtig ist, denn es erscheint mir wenig erheblich, dass es so ist, sondern vielmehr warum es so ist. Erheblicher finde ich, dass Fachleute etwa wie Streeck seit dem Frühjahr daran erinnern, dass gewissenhafte Impfstoffentwicklungen bisher 6-8 Jahre gedauert haben. Darf es verwundern, dass das Pflegepersonal davon weiß?
      Ich würde gerne die Debatte um meine Predigt auf die theologische Ebene verlegen. Von Hirschhausen schrieb die Feststellung, der Mammon habe die Medizin voll im Griff, 2017 im Lutherjahr an Luther. Damit will er ja uns lutherische Theolog:innen ermahnen, auf den Mammon im Medizinbereich zu achten. Ich versuche darauf zu achten, seit ich 1975 von dem Theologen Ivan Illich das Buch gelesen habe: „Die Enteignung der Gesundheit. Medical Nemesis.“ Er hat nur zusammen geschrieben, was er in medizinischen Fachzeitschriften gelesen hat, um zu dem Schluss zu kommen: „Die Medizin ist zu einer Hauptgefahr für die Gesundheit geworden“. Seither habe ich allein aus der Froschperspektive familiärer Erfahrungen erschreckende Vorgänge erlebt. Ich kann, falls gewünscht, gerne einiges davon berichten. Ich kann auch gerne näher erläutern, warum gerade lutherische Theolog:innen Schwierigkeiten damit haben, die Gesundheitspolitik von Regierungen in Frage zu stellen. Meine Frage ist: Warum sollte ausgerechnet bei einem weltweiten Impfgeschäft der Mammon keine Rolle spielen?
      Herzlichen Gruß
      Friedrich
       
      Du unterstellst mir – ohne Beleg – dass ich Impfmisstrauen schüre. Ich belege die vorhandene Skepsis am Beispiel des Pflegepersonals, frage nach den Gründen und wünsche am Schluss den Impfentwicklern Erfolg. Dass ich dazu hin auch eine notwendige kritische Begleitung des Impfens erhoffe, geht auf die bisherigen Erfahrungen in der Impfstoffentwicklung zurück, die nicht ich erfunden habe. Du wünschst Dir, dass ich mich „nicht so wichtig“ nehme. Ich erinnere deshalb daran, dass ich mich selbst so wenig wichtig genommen habe, dass ich die Basis über den Weihnachtsgottesdienst im Park habe entscheiden lassen. Weißt Du noch, wer sich darüber verwundert gezeigt hat? Ich nehme Fachleute wie Illich, von Hirschhausen oder Streeck wichtig. Wolfgang Weiß hat bemerkt, dass ich bei meiner Erklärung eine Hypothese zur Diskussion stelle, also davon ausgehe, dass sie falsch sein kann. Er bietet mit dem Link auf Streeck ein ernsthaftes Gegenargument: Das Impfgeschäft beträgt nur 0,3 % des gesamten Pharmamarkts. Das ist zwar auch dann noch ein Geschäft, aber der Einwand lässt mich über eine andere Hypothese nachdenken.

      Wer auf das Impfen fixiert ist, vernachlässigt die präventiven Möglichkeiten. Du selbst bist der Beleg: Du bist impffixiert, weil Du nicht lebenslang Masken tragen willst. Auch Fahrradhelme und Sicherheitsgurte im Auto mögen unangenehm sein, wir werden sie aber lebenslang tragen, wenn wir selbstverantwortlich am Straßenverkehr teilnehmen wollen und nicht von anderen erwarten, für unsere Sicherheit zu sorgen. Beim Impfen wird uns die eigene Verantwortung, unser eigener Beitrag zur Pandemiebewältigung abgenommen, wir sind dann Objekte der Medizin. Der Münsteraner Katholik Spahn vertritt diese Objektstellung so weit, dass er gegen die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts verzweifelt Leidenden einen selbstbestimmten Tod verweigert. Auch lutherische Theologen behaupten, Gott allein sei Herr über Leben und Tod. Es wird nicht registriert, dass längst die moderne Medizin an Gottes Stelle getreten ist und wir uns per Patientenverfügung vor dieser Medizin schützen müssen. Im Spätmittelalter galt vielen Ärzten der Versuch, Leben zu verlängern, als „Blasphemie“ (Illich a.a.O. S. 141), gerade weil man darin eine Einmischung in Gottes Recht sah. Wer nicht von der Vorstellung eines Sklavenhaltergottes ausgeht, der sich durch den Suicid des Sklaven um dessen Kaufpreis geschädigt fühlt, sondern vom barmherzigen Vater Jesu, der denjenigen, der sein Leben nicht mehr erträgt, mit liebenden offenen Armen empfängt (Lk 15,11 ff), wird die Objektstellung verweigern. In diese drängen mit großen Vollmachten ausgestattete Münsteraner Katholiken, lutherische Theologen und Ethiker (zu letzteren siehe oben Link zu Fakt 2: Ethiker verurteilen impfskeptisches Pflegepersonal als „moralisch verwerflich“, als ob Ängste durch Verurteilungen zu bewältigen wären!!!). Du profilierst Dich gut lutherisch, wenn Du Dich statt Eigenverantwortung durch Masken zu übernehmen in die Objektstellung der Geimpften begibst.
      Ich habe am 1.9.20 meinen Onkel (87 J., seit über 4 Jahren Dialysepatient) im Pflegeheim besucht mit apothekenfrischer FFP2-Maske, er hatte bei dem Besuch keine bekommen. Er starb nicht an Covid19, sondern weil er sich 2 Tage später zum Objekt von Medizinern machte, die an ihm eine große Darmkrebsoperation durchführten, an deren schlimmen Folgen er am 6.10.20 verstarb. Warum konntest Du Deine Eltern nicht mit FFP2-Maske besuchen und ihnen solche mitbringen? Damit hättest Du Dich selbst wichtig gemacht im positiven Sinn.

      Wer Interesse an der Objektstellung der Patienten hat, findet Impfskepsis oder Impfverweigerung „moralisch verwerflich“. Aber logisch betrachtet gefährden diejenigen, die das Impfen verweigern, nur sich selbst untereinander, nicht die Geimpften. Sie werden auf dem schwedischen Weg Herdenimmunität erzeugen wie bei der Hongkonggrippe 1968-70 und den Preis dafür bezahlen – wie die zu später Impfung Verdammten – durch asymptomatische, leichte oder schwere Erkrankung oder Tod. Wenn Impffixierte gegen sie aggressiv reagieren wie die o.g. Ethiker, ist das für mich unlogisch. Logisch wäre, sie zu bemitleiden. Die unlogische Aggression kann ich mir nur mit autoritärer Geisteshaltung erklären, die bei Gläubigen häufig mit einem autoritären Gottesbild gerechtfertigt wird. Impfskeptiker:innen, die wie meine 79-jährige Schwester jetzt auf eine Impfung verzichten und dafür sorgen, dass impffixierte Jüngere früher drankommen und wieder ihre maskenfreien Fernflüge machen können, sollten nicht als verwerflich verurteilt werden, sondern einen Max-Kolbe-Preis bekommen.

      Herzlichen Gruß

      Friedrich

  5. WOLFgang Weiss (Autonomer badischer Parkschützer)

    Liebe Guntrun,
    vielen Dank für Dein inhaltlich nachvollziehbares Statement dazu 🙂 !
    Ich meine, persönliche Erfahrungen, wie Du sie familiär schilderst, sind auf jeden Fall ernst zu nehmen und zu respektieren. Übrigens habe ich bei uns in einer Apotheke schon vor Wochen (!) eine FFP-Maske erhalten.
    Ganz o h n e Altersnachweis oder Testvorweise…;-)
    Interessanter Bericht zu „Q-711″ generell:(finde ich sehr sehenswert)
    “ Am Puls Deutschlands – Der Querdenker-Effekt
    Kann uns Corona spalten? – Unterwegs mit Jochen Breyer“
    https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/am-puls-deutschlands—der-querdenker-effekt—kann-uns-corona-spalten-100.html

    Wie extrem ist Querdenken? https://www.zdf.de/nachrichten/zdfheute-live/corona-massnahmen-querdenker-extremismus-rechts-video-100.html

    „Die Gastronomie hat demonstriert, die Kulturschaffenden haben demonstriert, die Reisebranche hat immer wieder auch Demos gemacht…natürlich gibt es jede Menge zu kritisieren…“ (Matthias Quendt, Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft, Jena)

    Liebe Grüße aus Mittelbaden 😀
    WOLFgang

  6. Tilmann Fischer

    Lieber Friedrich,

    ist das wirklich der Skandal ??
    Die Regierung will alle dazu nötigen, sich impfen zu lassen (wird es wirklich einen Impfzwang geben??).
    Die Regierung rückt erst seit dem 16.12. FFP2-Masken heraus (kann man sie nicht seit langem in jeder Apotheke kaufen??).
    Eine Priesterkaste bekämpft „den Schutz von Vulnerablen“ (Vulnerable, sind das nicht zum Teil gut betuchte Rentner*innen, die eine kostenlose Abgabe von Masken überhaupt nicht nötig haben??).

    Dies sind meines Erachtens wirkliche Skandale:
    Corona-Hilfen gibt es nicht für die Armen, wohl aber für professionelle Steuervermeider wie die Lufthansa.
    Die reichen Länder haben sich für ihre 14% der Weltbevölkerung bereits 80% der Impfdosen gesichert, so der Präsident von Caritas International jüngst in einem Interview.
    Die reichen Länder verteidigen den Patentschutz für ihre Pharmaindustrie mit Zähnen und Klauen und verhindern so, dass Impfstoffe in den armen Ländern preiswert hergestellt werden können. https://www.patents-kill.org/deutsch/
    Die Liste ließe sich fortsetzen.

    Friedrich, ist Dir das wirklich alles entgangen ??

    Beste Grüße, Tilmann

  7. friedrichgehring

    Lieber Tilmann,
    weil mir das nicht entgangen ist, wünsche ich am Ende meiner Predigt den Impfentwicklern „Erfolg vor allem in den ärmeren Ländern“, Zu den Vulnerablen zähle ich vor allem die Geflüchteten oder die sklavenähnlich Beschäftigten etwa in der Fleischbranche, an denen der ansonsten abgelehnte schwedische Weg ausprobiert wird, aber auch die Menschen, die in den Heimen und ähnlichen beengten Wohnverhältnissen leben müssen. Dass Menschen wie ich die Masken schon vorrätig hatten oder Menschen wie Sie sich jede Menge FFP2-Masken leisten können, entbindet die Regierung nicht, sich um die besonders Gefährdeten zu kümmern wie in Tübingen. Dass über diejenigen, die dies rechtzeitig gefordert haben, eine „Phalanx“ hergefallen ist (Frankfurter Rundschau vom 21.10.20, S. 27), ist für mich deshalb auch ein Skandal, weil die Vernachlässigung der Prävention wie in Tübingen auch Menschenleben kostet. Ich bagatellisiere deshalb aber die anderen Skanale keineswegs und bin auch kein Impfgegner. Ich finde nur: Wer beim Run auf die knappen Impfdosen jetzt auf den Impfschutz verzichtet, verdient keine moralische Verurteilung, sondern sollte – wie gesagt – eine Art Max-Kolbe-Preis bekommen. Eine kritische Begleitung der sehr schnellen Impfentwicklung muss m. E. eine Selbstverständlichkeit sein
    Herzlichen Gruß
    Friedrich
    P.S.: Zum Skandal, dass arme Lockdowngeschädigte leer ausgehen, verweise ich noch auf meine Formulierung im Fütbittegebet: Wir bitten dich für alle Arbeitslosen und die, welche in der Pandemie ihre wirtschaftliche Existenz verlieren, hilf uns mit ihnen zu teilen.

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