Kirchentag Hamburg und Stuttgart 21

Die Hoffnungen mancher Leute haben sich nicht erfüllt. Das deutlich erkennbare Bemühen der Kirchentagsleitung, das Thema „Stuttgart 21“ nach dem Kirchentag in Dresden 2011 nun auch in Hamburg so weit als möglich zu unterdrücken, war nur teilweise von Erfolg gekrönt.
Denn das irrsinnige Projekt und der Widerstand dagegen wurden dann eben doch an den verschiedensten Stellen thematisiert.

Davon wollen wir, eine Gruppe engagierter Christinnen und Christen gegen S 21 auf dem Kirchentag, hier berichten.

  • Täglich, von Mittwoch bis Samstag, haben wir vor dem Hamburger Hauptbahnhof um 19 Uhr einen Schwabenstreich gemacht. Wir waren immer mindestens 5 Personen, die mit dem großen Banner da standen, eine Minute lärmten, unseren Weckruf „Oben bleiben“ skandierten und anschließend den „Tunnelblick“ und andere Flugblätter verteilten. Es gab durchaus unterschiedliches Feedback, von Gleichgültigkeit bis zu regem Interesse und Zustimmung, und es kam zu sehr guten Diskussionen und Vernetzungen.
  • Wir besuchten Winfried Hermann und Prälat Ulrich Mack mit dem großen S 21-Banner auf einer Veranstaltung zur zukünftigen Stadtentwicklung. Hier wurde in Sichtweite der Elbphilharmonie, obwohl das nicht beabsichtigt gewesen war, „Stuttgart 21“ zu einem wichtigen Thema. Wir luden dann Winfried Hermann zum Schwabenstreich ein. Leider hatte er eine Folgeveranstaltung und musste danach sofort nach Berlin reisen.
  • Angela Merkel haben wir während ihrer Rede für circa 15 Sekunden unser großes Banner vor die Nase gehalten. Und weil sonst keine Banner da waren (Wir haben es auch rein schmuggeln müssen, und das hat erst beim zweiten Versuch geklappt), war das dann – großmächtig mitten im Publikum – nicht zu übersehen. Das Bild, so wie es Merkel gesehen haben muss, ist am nächsten Tag im Kirchentagsblättle gekommen (Tagesauflage 50.000 Expl.): http://www.parkschuetzer.de/statements/155356, zu finden unter http://www.parkschuetzer.de/statements/155330 (9. Kommentar)
  • Winfried Kretschmann haben wir nach seiner Bibelarbeit kurz angesprochen und (passend zu seiner Bibelarbeit) ermuntert, doch mal wieder zur Montagsdemo zu kommen. Er hat staatsmännisch mild gelächelt, was nicht wirklich interpretierbar war…
  • Wir haben dann auch Fritz Kuhn bei der Veranstaltung „Mobilität – ökologisch und gerecht“ besucht und im Anschluss daraufhin angesprochen, ob er nicht mit zum Schwabenstreich mitkommen wolle. Er hatte keine Zeit, hat aber erfreut gewirkt, dass der Schwabenstreich bis nach Hamburg reicht.
  • Hannes Rockenbauch war an zwei Veranstaltungen beteiligt, bei denen es vorrangig um bürgerschaftliches Engagement ging.
  • Bei der Veranstaltung auf den Magellan-Terrassen, wo sich die Evangelische Landeskirche Württemberg als Gastgeberin des Kirchentags 2015 in Stuttgart präsentierte, sprachen aus unserer Bewegung neben Hannes Rockenbauch auch Peter Conradi und Pfr. Michael Harr. Leider erhielten die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer keine Auskunft darüber, wie die Landeskirche einen Kirchentag mit ca. 120 000 Besuchern in einer Stadt verantwortlich durchzuführen gedenkt, in deren Zentrum eine Großbaustelle den gesamten Verkehr blockieren wird und deren Bürgerschaft seit Jahren über dieses Wahnsinnsprojekt streitet. Sie erhielten auch keine Möglichkeit, hierzu während der Veranstaltung Nachfragen zu stellen. Anstelle dessen präsentierte sich die Landeskirche an diesem Nachmittag in weiteren launigen Präsentationen als einen Ort, wo es dem Mesner egal ist, wer unter ihm Pfarrer ist, und uns Schwaben als Menschen, denen nichts über Maultaschen, Vesper und die Kehrwoche geht.
  • Beim Schlussgottesdienst wurden dann noch etwa 1000 Flyer verteilt.

Soweit unsere kurze Berichterstattung zu dem, was wir auf dem Kirchentag auf die Füße stellen konnten.

Daneben gab es noch eine ganze Menge einzelner Gespräche und Diskussionen, die „Stuttgart 21“ zum Inhalt hatten.

Was hinter den Kulissen von Insidern diskutiert wurde, das war die Frage nach der Sicherheit eines Kirchentags in Stuttgart, wenn es nicht gelingen sollte, Stuttgart 21 zu stoppen. Es gibt bereits jetzt sachkundige Personen, die der Ansicht sind, dass man genau genommen unter diesen Umständen einen Kirchentag in Stuttgart polizeilich verbieten sollte. Die Katastrophe von der Love Parade in Duisburg sitzt noch allen – und zwar zu Recht – in den Knochen.

Wir hatten so etwas wie eine Ausladeaktion oder eine Reisewarnung überlegt, wollten aber nicht allzu sehr provozieren, wenn die Stimmung ach so gut ist. Dennoch muss dies ab sofort ein zentrales Thema werden: Wie kann die Sicherheit des Kirchentags in Stuttgart 2015 gewährleistet werden, falls es nicht gelingen sollte, den Irrsinn von S 21 zu stoppen? Oder: Wer Ja sagt zum Kirchentag in Stuttgart 2015, der muss Nein sagen zu Stuttgart 21.

Hiermit ergeht herzliche Einladung an Bischof July und an Prälat Mack, hinkünftig an den Montagsdemonstrationen teilzunehmen. Immerhin haben sie nach Stuttgart eingeladen.

17 Antworten zu “Kirchentag Hamburg und Stuttgart 21

  1. Ja, angesichts der großen Risiken ist es nicht zu verantworten, dass aus dem ganzen Bundesgebiet Personen zu einer Großveranstaltung nach Stuttgart eingeladen werden. Und es ist schon gar nicht zu verantworten, dass Christen Christen einladen. Bischof July, Prälat Mack und andere Personen in verantwortlichen Positionen der (Landes-)Kirche müssen sich nun gegen S21 (und für K21) bekennen, da geht kein Weg daran vorbei. Das ist auch schon deswegen nötig, weil S21 nur mit sehr viel Druck und fortwährender Missachtung von geltendem Recht (siehe massives Mobbing von S21-Gegnern in Kommentaren zu Artikeln der StN und der StZ, widerrechtliche Verlegung von Rohren bzgl. 7. PAE GWM u.v.a.m.) vorangetrieben wird.

  2. Hatten die Herren Rockenbauch , Conradi und Harr keine Möglichkeit Klartext zu reden ?
    Vielleicht sollten die Pfarrer/innen von „Christen sagen nein“ auch l den Papst besuchen ? Das Kirchenkonzil von den 80 ger Jahren hat doch beschlossen, daß die Kirchen die Schöpfung bewahren solllen und sie sich auch einsetzen sollen ,die Schere zwischen arm und reich nicht größer werden zu lassen.
    Frau Merkel will ja schon wieder zum Papst beichten gehen..

  3. Wer wäre denn zuständig für das Gewährleisten der Sicherheit?
    Ich nehme nicht an, daß sich der Landesbischof und andere Verantwortliche plötzlich auf die Seite von Kopfbahnhofbefürwortern stellen. Die glauben einfach nicht, daß es da ein gravierendes Sicherheitsproblem geben könnte. Und siehe da, es gibt auch keins.

  4. Das ist ja das, was beunruhigend ist, nämlich dass die Schwierigkeiten, die so eine Großveranstaltung wie ein Kirchentag auf der größten Baustelle Europas haben muss, verdrängt werden. Genau das lässt ja an Duisburg denken.
    Zuständig dürfte die örtliche Polizeibehörde und das heißt die Stadt Stuttgart sein. Sie muss die Lage in Abstimmung mit der Polizei einschätzen – und zwar unter den Gesichtspunkten der möglichen Gefahren und nicht der politischen oder kirchenpolitischen Rücksichten.
    Tja, man würde dazu gerne mal hören, wie die Verantwortlichen sich das denken.

  5. Das Sicherheitsproblem könnte man auch im Hinblick auf die Vertuschung des Brandes im Hamburger Hafen mit Radioaktivität während des Eröffnungsgottesdienstes des Kirchentags ansprechen. Wieviel Vertrauen haben denn die Kirchentagsorganisatoren noch in die Verantwortlichen von Polizei und Stadtverwaltungen, wenn auf solche Vorfälle nicht angemessen reagiert wird?

  6. Da wird es einem im Nachhinein noch ganz anders. Es ist nach meiner Ansicht zu einem Problem geworden, wie handzahm der Kirchentag und seine Besucherinnen und Besucher geworden sind. Wenn es dort uns vom Widerstand gegen S 21 nicht gegeben hätte, wäre noch deutlich weniger kritisches Potential zum Vorschein gekommen.
    „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ – oder vielleicht doch „Die Wahrheit wird euch frei machen.“ darüber müssen wir uns in dieser Kirche Gedanken machen.
    Michael Harr

  7. Als ergänzende Information zu der Beinahe-Katastrophe beim Kirchentag haben mich noch folgende Links und Nachrichten erreicht:

    Schiff mit Uranhexaflorid brennt 16 Stunden lang im HH Hafen – Beinahe-Katastrophe beim Kirchentag
    In ganz Norddeutschland kein CO2 zum Löschen von Uranhexafluorid vorhanden:
    http://taz.de/Schiff-mit-radioaktiver-Fracht/!116468/
    http://www.ndr.de/regional/hamburg/schiffsbrand107.html —-
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kommentar/2111725/
    Aufschlussreiches Interview:
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/2111989/

    Wenn 35.000 Besucherinnen des Eröffnungsgottesdienstes ahnungslos einer solchen Gefahr ausgesetzt werden und auch danach versucht wird, die Beinahe-Katastrophe zu vertuschen – was werden wir dann auf die Zusicherungen von Bahn und Landesregierung geben können, dass S21 (Europas größte Baustelle) kein Sicherheitsrisiko darstellt, wenn beim Kirchentag 2015 mehrere 100.000 Besucherinnen kreuz und quer durch Stuttgart fahren, gehen, feiern werden.
    Allein der Gedanke an die beiden geplanten Stege über die Baugrube mitten im Hauptbahnhof, über die der gesamte Verkehr der Bahnankömmlinge geschleust werden soll, treibt mir den Angstschweiß auf die Stirn.

    • oh, da steht Sch t uttgart.
      Ich hab natürlich Schutt gart gelesen.
      (man kann diesen Kommentar und den von 16.59 löschen, denn es gehört ja nicht hierher…)

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