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Parkgebet im Internet

Liebe Freundinnen und Freunde des Parkgebets,

aufgrund der aktuellen Lage muss das Parkgebet im Schlossgarten leider bis auf Weiteres ausfallen, doch im Internet ist es präsent. Wie gewohnt finden Sie hier die Ansprachen.

Neu ist, dass Sie jetzt auch weitere Texte und Musikdateien aufrufen können, die Sie virtuell durch das Parkgebet führen.

Um das Parkgebet vom 19.03.2020 aufzurufen, folgen Sie bitte diesem Link:
https://c.web.de/@823176437937739474/W-Lu4nnGTmi-4nnKACN6XQ

Das ist nur ein bescheidener Anfang. Wir planen mehr.

Danke, dass Sie uns auf diesem Weg begleiten. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen im Schlossgarten!

Ihr Parkgebets-Team

Parkgebet am 19. März 2020 von Jutta Radicke

Liebe Parkgebets-Gemeinde,

aus aktuellem Anlass steht das Leben in Stuttgart, ganz Deutschland und vielen anderen Ländern weitgehend still. Die meisten Läden haben geschlossen. Sportveranstaltungen, selbst Fußball, fallen aus. Ansammlungen von Menschen müssen vermieden werden, um die Weiterverbreitung des Corona-Virus zumindest zu verlangsamen. Das betrifft auch unser Parkgebet, das seit fast zehn Jahren regelmäßig im Mittleren Schlossgarten stattfindet.

Wir haben uns entschlossen, das Parkgebet  wenigstens in sehr eingeschränkter Form digital – weiterzuführen und heißen Sie alle dazu herzlich willkommen, auch wenn wir uns nicht von Angesicht zu Angesicht sehen können.

Momentan können wir Ihnen leider nur Text- und Tondateien zur Verfügung stellen. Wir arbeiten daran, den Internet-Auftritt auszubauen. Schön, dass Sie uns auf diesem Weg begleiten.

Herzlich, Ihr Parkgebets-Team
Stuttgart, am 19.03.2020

(hier die Ansprache als pdf-Datei)

Zu viel Zeit oder zu wenig Zeit?  Jutta Radicke am 19.03.2020

Was ist „normal“? Keine Zeit zu haben. Viel zu tun, man hetzt von einem Termin zum nächsten, weiß kaum, wie man seine Aufgaben bewältigen soll.

Die berufstätige Mutter, die ihr Kind in den Kindi bringt, nebenher noch ihren Haushalt stemmt. Der Firmenchef, der Aufträge heranschaffen muss, Schüler und Studenten, die Stress in der Schule haben und auf Klausuren lernen müssen und vieles mehr. Man hat zu viel Arbeit für zu wenig Zeit.

Das kennen auch wir, die wir uns für einen vernünftigen Bahnverkehr einsetzen, darauf hinweisen, dass Stuttgart 21 weniger Kapazität bietet als der Kopfbahnhof, dass das Brandschutzkonzept völlig untauglich ist. Wir gehen hier zu einer Demo, da zu einem Vortrag, informieren über die Gefahren von Stuttgart 21, setzen uns mit Umstieg 21 dafür ein, schon gebaute Teile des Projektes sinnvoll umzunutzen und Bestehendes auszubauen. Das ist ressourcenschonend. Uns gehen nicht die Ideen aus, wohl aber die Zeit.

Und jetzt – steht das öffentliche Leben fast still. Unis, Schulen und Kitas sind geschlossen, Kinos, Discos, die meisten Läden auch, Großveranstaltungen, selbst beim Fußball, sind verboten, die Montagsdemo gibt es nur noch im Internet.

Was ist geschehen?

Von China aus verbreitet sich ein neuer Krankheitserreger. Weiterlesen

ABGESAGT: 501. MONTAGSDEMO AM 10. FEBRUAR

Weder die Deutsche Bahn, die Staatsgewalt oder die Grünen haben es je geschafft, eine Montagsdemo gegen Stuttgart21 zu verhindern. Das Orkantief Sabine schafft es leider morgen, am 10.2.2020:

DIE 501. MONTAGSDEMO GEGEN S21 AM 10.FEBRUAR WIRD ABGESAGT.
Bitte informiert unsere Mitstreiter*innen, die keine elektonischen Medien benutzen

Nachdem keiner der Wetterdienste für morgen Abend zuverlässig Entspannung und ein Ende der Orkanböen  vorhersagt, hat das Demo-Team sich entschlossen, die morgige Montagsdemo vorsorglich abzusagen.

Es gibt nur 3 Gründe, um   auf Montag als Demotag gegen S21 zu verzichten: (1) Montag= Feiertag. (2) schwere Unwetter gefährden Demonstrant*innen. (3)  Stuttgart21 ist  beendet. Nachdem letzteres nicht der Fall ist, findet  die 501. Montagsdemo am Montag, 17.2. um 18:00 auf dem Schlossplatz statt.

Weihnachtsgottesdienst im Park 2019

(hier der ganze Gottesdienst als Video, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von „Doppelmeter“: https://youtu.be/6uOr92vOuJI)

(und hier eine Fotoserie, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Wolfgang Rüter: https://www.magentacloud.de/share/zdsw1riw50)

„Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“

Ansprache zum Weihnachts-Gottesdienst im Park am 26.12.2019 über Matthäus 10, Vers 16 (bis 22) von Pfr.i.R. Martin Poguntke

(hier als pdf zum Download)

Liebe Weihnachts-Gemeinde!

Für mich ist immer erst Weihnachten, wenn ich – wie eben – die Weihnachts-Geschichte aus Lukas 2 gehört habe. Manchmal kommt es mir so vor, als ob es mir dabei gar nicht mal auf den Inhalt der Geschichte ankomme, sondern einfach auf den Wortlaut, genau diesen Wortlaut. Wenn es losgeht in dieser altertümlichen Sprache: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging…“ – dann ist für mich Weihnachten. Das Korrekturprogramm meines PCs meldet mir, dass es besser wäre zu schreiben: „…dass ein Gebot des Kaisers Augustus ausging“ oder „von Kaiser Augustus“ – aber ich hänge an der alten Formulierung, nicht nur am Inhalt.

Aber dann, beim Hören der Geschichte, passiert es dann doch: Die einzelnen Personen, Szenen, Aktivitäten in der Geschichte beginnen für mich lebendig zu werden. An jeder Stelle der Geschichte könnte man einhaken und sich genauer ausmalen, wie das da wohl gewesen ist.

Wenn es zum Beispiel gegen Ende heißt: „Die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott.“ Da frage ich mich, ob sie wirklich zu ihren Herden umgekehrt sind oder nicht vielleicht zurück ins Dorf, aus dem sie gekommen waren? Sie mussten doch unter die Leute, um ihr Glück weiterzuerzählen. Aber dann denke ich wieder: Sie können doch ihre Schafe nicht alleingelassen haben – schlimm genug, dass sie einfach zum Stall in Bethlehem abgehauen sind. Nein, denke ich, sie werden sich ihrer Verantwortung bewusst geworden sein, die sie für die Schafe haben. Und sie werden auch – als Menschen, die Tag und Nacht mit ihren Schafen lebten – sich diesen Tieren nah gefühlt haben, sie als Mitgeschöpfe liebgehabt und wichtig genommen haben. Sie hätten es wohl nicht übers Herz gebracht, diese Tiere schutzlos den Wölfen zu überlassen, die da nachts auf Beutesuche waren. Schafe haben gegen Wölfe nichts auszurichten.

Der biblische Text, den wir für den diesjährigen Weihnachts-Gottesdienst ausgesucht haben, – Vers 16 aus Matthäus 10 – handelt genau davon: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“ Jesus sagt das zu seinen Jüngern. Und er gibt ihnen in den folgenden Versen noch Mahnungen mit, wie sie sich auf diesem schwierigen Weg verhalten sollten: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ „Hütet euch vor den Menschen, denn sie werden euch vor Gericht ziehen.“ „Ihr werdet gehasst werden.“ Ein Bruder wird den andern dem Tod preisgeben.“

Rauhe Worte. Jesus war nicht zimperlich, wenn es darum ging, die Grobheit der Welt zu benennen. In dieser Welt das Evangelium zu verkünden, das ist, wie als Schaf mitten unter Wölfe geschickt zu werden.

Von ähnlichen Erfahrungen können wir durchaus auch erzählen: von Gerichten, die S21-GegnerInnen wegen Lappalien zu Geldstrafen verurteilt haben, aber prügelnde Polizisten laufen ließen. Von Zivilpolizisten, die Demonstranten provozierten oder zur Gewalttätigkeit ermunterten. Von Politikern, Bahn-Vertretern oder Journalisten, die gnadenlos die Wahrheit verdrehten und gegen uns wandten. Ja, da konnte einem schon bisweilen dieses Bild von den Schafen unter den Wölfen in den Sinn kommen. Weiterlesen

Herzliche Einladung auf den 2. Weihnachtstag zum Weihnachts-Gottesdienst im Park

Es ist inzwischen schon eine richtige Tradition: Die S21-GegnerInnen feiern am 2. Weihnachtsfeiertag um 11 Uhr einen Weihnachts-Gottesdienst im Park.
Er findet wie alle Jahre im Mittleren Schlossgarten unter der großen Kastanie bei der Lustschloss-Ruine statt (dort, wo auch seit vielen Jahren die 14-täglichen Parkgebete ihren Stammplatz haben – http://www.s21-christen-sagen-nein.org/parkgebet).

Dieses Jahr steht der Gottesdienst unter dem Motto: Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“. Pfarrer i.R. Martin Poguntke wird dazu eine Ansprache über Matthäus 10, Vers 16 (und die folgenden) halten. Das bewährte Parkgebets-Team um Jutta Radicke wird die Liturgie gestalten. Und wie gewohnt können wir uns wieder auf die musikalische Begleitung durch das „Parkblech“ freuen – ergänzt durch Stücke für Querflöte, gespielt von Roland Morlock.

An Weihnachten 2010 hatten wir noch so viel Schnee:
Das ist womöglich – „dank“ des kippenden Klimas – ein für alle Mal vorbei.
Aber wer weiß…

Herzliche Einladung
jedenfalls zu diesem Weihnachts-Gottesdienst, der uns – gleich, bei welchem Wetter – durch Wort und Musik dabei behilflich sein soll, das Weihnachtsgeschehen an Leib und Seele mit unserem persönlichen und politischen Alltag in Verbindung zu bringen.

Herzliche Einladung:
2. Weihnachtsfeiertag (26.12.2019) um 11 Uhr, bei der Lustschloss-Ruine!

„C“ der CDU ist Wählertäuschung

(Pressemitteilung hier als pdf)

„TheologInnen gegen Stuttgart 21“ loben Greenpeace
„C“ der CDU ist Wählertäuschung 

Die Initiative „TheologInnen gegen Stuttgart 21“ begrüßt die Aktion von „Greenpeace“, das „C“ aus dem Logo der CDU an der Fassade der CDU-Parteizentrale in Berlin zu entfernen. Seit vielen Jahren ist die CDU eines der größten Hemmnisse für klimafreundliche Politik, ihr „C“ ist lediglich Köder, um Wählerstimmen von Christen zu bekommen.

Martin Poguntke, Sprecher der Initiative: „Seit vielen Jahren erleben wir die CDU als Partei des blinden Wirtschaftswachstumsglaubens und der rücksichtslosen Förderung des Autoverkehrs. Konkret schädigt die CDU das Klima hier in Stuttgart vor allem, indem sie mit aller politischen Kraft „Stuttgart 21“, das klimaschädlichste Infrastrukturprojekt Deutschlands, durchsetzt.“

Allein durch den gigantischen Beton- und Stahlverbrauch für die S21-Tunnel werden 1,5 Mio. Tonnen Klimagase ausgestoßen. Und weil der Tiefbahnhof über 30 % weniger Zugverkehr bewältigt als der bestehende Kopfbahnhof, werden durch den dadurch erhöhten Autoverkehr jährlich – je nach Szenario – ca. 3 bis 5 Mio. Tonnen CO2 und 20 bis 55 Mio. Tonnen NOx zusätzlich ausgestoßen. (www.kopfbahnhof-21.de/langfristig-mehr-feinstaub-und-stickoxid-durch-stuttgart-21/)

In erster Linie der CDU ist es zu „verdanken“, dass in Stuttgart einer der pünktlichsten und benutzerfreundlichsten Bahnhöfe Deutschlands durch eine lächerliche unterirdische Vorortbahnhof-Haltestelle mit nur 8 Gleisen ersetzt werden soll. So wird dem angeblichen Ziel der Großen Koalition, bis 2030 die Zahl der Bahn-Fahrgäste zu verdoppeln, in einer der wichtigsten Verkehrs- und Wirtschaftsmetropolen von vornherein der Garaus gemacht. Auch wird Stuttgart nicht in den geplanten „Integralen Taktverkehr“ integriert werden können, weil die Zahl der Gleise dafür nicht ausreicht.

Wenn die CDU ehrliches Interesse an wirksamem Klimaschutz hätte, würde sie darauf drängen, den Kopfbahnhof zu modernisieren und das bisher für S21 Gebaute z.B. für ein klimaschonendes Logistiksystem zu nutzen (siehe Umstieg-21.de). Stattdessen werden auf Druck vor allem der CDU immer mehr Milliarden in einen rückwärtsgewandten Mini-Bahnhof gesteckt, die dringend bundesweit zur klimafreundlichen Modernisierung der Infrastruktur gebraucht werden.

Poguntke: „Unsere Jugend geht in allergrößter Sorge um ihre Zukunft Freitag für Freitag auf die Straße, und die CDU beantwortet das mit einem lächerlichen „Klima-Päckchen“. Wir fordern die CDU auf, den Anspruch, der mit dem „C“ in ihrem Parteinamen verbunden ist, ernst zu nehmen und die Schöpfung nicht nur mit hehren Worten zu bewahren, sondern durch praktische, wirksame Politik.“

Ansprache beim Parkgebet am 21.11.2019 von Pfarrer i.R. Martin Poguntke

(hier als pdf-Datei)

Parkgebet am 21.11.2019, Jeremia 32,27

Liebe Parkgebetsgemeinde,

die Zerstörungen durch S21 werden immer größer, die Skandale dahinter werden immer empörender, der Baufortschritt geht immer weiter voran. Und wir demonstrieren und warnen, wir argumentieren und gehen vor Gericht – aber es wendet sich nichts zum Besseren. Wer soll das aushalten? Ein Wunder, wie viele überhaupt von uns immer noch nicht aufgegeben haben, sondern Woche für Woche dabeibleiben!

Dabeibleiben – vielleicht auch trotz des heimlich nagenden Glaubens-Zweifels. Des Zweifels, wieso Gott nicht dreinschlägt und endlich dem ganzen S21-Treiben den Garaus macht. Wieso lässt Gott das alles – und das viele andere weltweite Elend – zu?

Manche von Ihnen nicken wahrscheinlich innerlich und sagen: Ja, ja, die Theodizeefrage, sie lässt einen einfach nicht los. Theos, griechisch: Gott; dikee, griechisch: Gerechtigkeit. Wie können wir von einem gerechten Gott reden, wenn er doch so viel Ungerechtigkeit zulässt?

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Das Parkgebet feiert seinen 9. Geburtstag!

Am Donnerstag, 8. August 2019 um 18.15 Uhr im Schlossgarten bei der Lusthausruine ist es so weit: Wir feiern den 9. Geburtstag!

Eigentlich ist es kein Grund zum Feiern: dass wir seit 9 Jahren gezwungen sind, auch durch Andacht und Gebet unsern Protest gegen das Staatsverbrechen Stuttgart 21 zu zeigen und zu stärken.

Und es ist kein Grund zum Feiern: dass Politik, Wirtschaft, Behörden, Medien und Justiz in opportunistischer Verbrüderung und mafiösem Korps-Geist ein Projekt am Laufen halten, von dem jeder Informierte weiß, dass es ein unermesslicher Schaden für die Bevölkerung ist.

Und es ist kein Grund zum Feiern: Dass das Parkgebet nicht von den Kirchen organisiert wird, sondern von Ehrenamtlichen mit teils bewundernswertem Einsatz – und dass die Kirchen stattdessen leisetreterisch, konfliktscheu und staatstreu dazu schweigen.

Aber dennoch haben wir Grund zum Feiern: dass auch heute noch – nach so vielen Jahren –jeden 2. Donnerstag mehr Leute zusammenkommen als sonntags in vielen Kirchen des Landes, um für die Stadt Stuttgart zu beten.

Dennoch ist es ein Grund zum Feiern, wenn auf diese Weise alle zwei Wochen deutlich wird: (Auch) für informierte ChristInnen ist das Projekt Stuttgart 21 ein Skandal.

Und dennoch ist es ein Grund zum Feiern: Wenn auf diese Weise – ganz wie bei den biblischen Propheten – Glaube und Protest sich verbinden, wenn Glauben sich nicht auf Herzensfrömmigkeit beschränkt, sondern Verantwortung für die Welt übernimmt – und zwar ganz konkret und missbilligt von den Mächtigen.

Und so feiert das Parkgebet gerne seinen 9. Geburtstag! Denn in den vergangenen 9 Jahren seit August 2010 haben im Schlossgarten wohl um die 250 Parkgebete stattgefunden – bei jedem Wetter und immer mit ansehnlicher Besucherzahl, um für das Wohl unserer Stadt zu beten und sich auszutauschen.

Herzliche Einladung zum Jubiläums-Parkgebet, das wieder Guntrun Müller-Enßlin und Sylvia Rados gestalten werden – unterstützt wie immer von den BläserInnen des unvergleichlichen „Parkblechs“.

Ansprpache beim Parkgebet am 11. Juli 2019 zu Jesaia 2, Vers 4

hier als pdf-Datei

Liebe Parkgebetsgemeinde,

die heutige Tageslosung ist mir eine besondere Freude. Es ist der Jesaia-Vers, der seit Jahrzehnten die Friedensbewegung begleitet: „Der HERR wird zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln.“ (Jesaja 2,4)

Das hat es doch wieder mal schön getroffen. Denn nach biblischem Verständnis ist auch unser Kampf gegen S21 wirkliche Friedensarbeit, weil wir auch mit unserem Widerstand hier an dem großen Ziel des Schalom mitarbeiten. Gemeint ist ja in der Bibel mit Schalom nicht nur das Schweigen der Waffen, sondern ein umfassender Friede, auch ein Friede mit der Schöpfung.

Wenn Jesaia die Vision eines großen Friedens hat, bei dem keine Schwerter und Spieße mehr gebraucht werden, sondern sie zu friedlichen Hilfsmitteln wie Pflugscharen und Sicheln umgeschmiedet werden, dann hat er ja eine Veränderung der ganzen Welt-Gesellschaft im Blick: eine Weltgesellschaft, in der auch z.B. Wohnungen nicht mehr gebaut werden, um damit Geld zu verdienen, sondern einfach, um so viel Wohnraum herzustellen wie benötigt wird. Handel wird nicht mehr in der Absicht betrieben, den Konkurrenten zu besiegen, sondern in der Absicht, die Menschen mit den Handelsgütern zu versorgen, die sie brauchen. Und Worte werden nicht mehr wie Schwerter genutzt, um andere zu übertrumpfen oder ihnen wehzutun, sondern als heilsames Mittel der Wahrheitsfindung und der gegenseitigen Hilfe.

Beim Beispiel Worte als Waffen könnten wir ja wirklich viele, viele Beispiele aus dem Kreis der S21-Propagandisten nennen, für die Worte offenbar immer nur eines sind: Waffen zur Durchsetzung des Projekts. Mir ist da kürzlich der Staatssekretär im Bundes-Verkehrsministerium Steffen Bilger aufgefallen. Als der SWR seine Rechercheergebnisse öffentlich gemacht hatte, dass S21 nicht für den Deutschlandtakt geeignet ist, da stellte er sich vors Mikrofon und behauptete einfach: „Das ist alles genau durchgerechnet und von der Bahn überprüft; das wird funktionieren.“ Bei so viel Dreistigkeit bleibt einem die Spucke weg.

Der Prophet Jesaia ist da aber auch nicht naiv und hofft nicht einfach, dass selbst einer wie dieser opportunistische CDU-Politiker es schon noch lernen wird, Weiterlesen

KlimaSkandal Stuttgart 21 – Demo 11.5.19

Auch wir Theologinnen und Theologen gegen Stuttgart 21 laden herzlich ein zur Klima-Demo

am Samstag, 11. Mai, um 14 Uhr vor dem Hauptbahnhof Stuttgart

Von Beginn der Proteste gegen Stuttgart 21 an war dies ein zentraler Punkt: Der Tiefbahnhof ist eine Klima-Sünde: denn er bewältig viel zu wenig Züge und verhindert deshalb einen breiten Umstieg vom Auto auf Öffentlichen Verkehr.

Viele weitere klimaschädliche Aspekte des Tiefbahnhofs kommen dazu:
– die steilen Tunnelstrecken sind Energiefresser
– der zerstörte Schlossgarten fehlt als grüne Lunge der Stadt
– eine Bebauung des Rosenstein-Viertels stört die Frischluftströme für die City
– mit den Kopfbahnhofgleisen fehlt ein wichtiger Kühlkörper fürs Stadtzentrum
– durch die ICE-Verbindung zum Flughafen wird der Flugverkehr verstärkt
– Unmengen Beton für die Tunnels erzeugen Unmengen an CO2
– usw.

Deshalb ist es uns ein Anliegen, zusammen mit den „Fridays for future“-DemonstrantInnen für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen.

Im Blick auf Stuttgart 21 fordern wir:
sofortiger Baustopp und sofortiger Einstieg in die Planungen für die Modernisierung des Kopfbahnhofs.
Es ist noch lange nicht zu spät für „Umstieg 21“: http://www.umstieg-21.de

Ansprache beim Parkgebet am 4. April 2019 über Johannes 18, 28–38 von Pf. i.R. Hans-Eberhard Dietrich

(hier die Ansprache als pdf-Datei)

Leidensgeschichte: Jesus vor Pilatus

Liebe Parkgemeinde,

der kommende Sonntag heißt Judika. Er hat seinen Namen von den ersten Worten des 43. Psalms, der den Gottesdienst eröffnet: Judica me, Deus – Gott schaffe mir Recht!
Mit diesem Sonntag kommen wir dem Leiden und Sterben Jesu immer näher. In zwei Wochen ist Karfreitag. Der Predigttext für diesen Sonntag ist die Gerichtsverhandlung Jesu vor Pilatus.

Johannes 18, Vers 28 bis 38:
Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passahmahl essen könnten. Da kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Was für eine Klage bringt ihr gegen diesen Menschen vor? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet. Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand töten. So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.

Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben dirs andere über mich gesagt? Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortete: Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. Da frage ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. So spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?

  1. Hintergrundinfos

Pilatus, der römische Statthalter in Judäa. Er ist der eigentliche König. Herodes gibt es zwar auch noch. Aber das Sagen hat Pilatus. Deshalb residiert er auch symbolträchtig im Palast des Herodes. Die Römer nennen diesen Regierungssitz natürlich mit einem lateinischen Namen, Prätorium, das Haus des Feldherrn, wörtlich übersetzt. Die meiste Zeit hielt sich Pilatus aber in Cäsarea auf, am Meer gelegen, eine römische Stadtgründung, strategisch sicherer als Jerusalem. In Jerusalem war er nur in Krisenzeiten, an hohen Fest- und Feiertagen wie am Passahfest, wenn viele Menschen zusammenströmten. Da konnte man nie wissen, ob es Unruhen oder gar einen Aufstand gegen die Römer gab.
Grund hatte das Volk. Denn Pilatus war ein Judenhasser. Er hatte zwar vom Kaiser in Rom die Anweisung, auf die religiösen Gefühle der Juden Rücksicht zu nehmen und sie nicht zu provozieren. Aber er ließ keine Gelegenheit aus, sie seine Verachtung spüren zu lassen.

Und dann war da noch der Hohepriester Kaiphas, oberster Chef der religiösen Selbstverwaltung der Juden. Kaiphas, von Pilatus eingesetzt. Ein paar Rechte hatte das Volk zwar noch, kleinere Delikte durften sie nach ihrem mosaischen Gesetz aburteilen. Aber ein Todesurteil durften sie nicht fällen. Darum aber ging es der herrschenden religiösen Clique aus Hohenpriestern Pharisäern und Sadduzäern und wer sonst noch ein Interesse an der Beseitigung Jesu haben mochte.

  1. Die Gerichtsverhandlung

Auf diesem Hintergrund muss man jetzt die ganze Gerichtsverhandlung sehen.
Das Verhör findet drinnen im Palast statt. Die eigentliche Verhandlung draußen vor dem Palast, auf einem Hof oder freien Platz. Da sitzt er nun, der oberste Richter Pilatus auf seinem Richterstuhl, vermutlich ein Steinhocker, den man eigens für solche Gerichtsverhandlungen herbeischaffte und aufstellte.

Die Verhandlung nimmt jetzt ihren Verlauf. Wenn man sie unvoreingenommen liest oder hört, so hat man den Eindruck, dem Pilatus geht das ganze gegen den Strich und zwar auch deshalb, weil er von Jesu Unschuld überzeugt ist. Aber wie soll er sich verhalten? Weiterlesen

Ansprache beim Parkgebet am 21.2.2019 von Pfarrer Martin Poguntke

(hier als pdf-Datei)

„Schöpfungsglaube und Marktwirtschaft“

Liebe Parkgebetsgemeinde,

Ich will heute einmal mit Ihnen darüber nachdenken, was der Glaube an einen Schöpfer denn mit der herrschenden Marktwirtschaft zu tun hat. Nicht von der ethisch-moralischen Seite her, will ich fragen, also nicht von der Frage her, welche Werte dabei betroffen sind. Sondern von der Frage her: Welche grundsätzlichen Aussagen wollten eigentlich die Verfasser der alttestamentlichen Schöpfungserzählungen machen?

Wir stellen dann nämlich etwas Überraschendes fest: Obwohl es damals noch gar keinen Kapitalismus gab und keine Vorstellung von Markwirtschaft, hat das sehr viel zu tun mit eben dieser Marktwirtschaft.

Der Grund, warum sie damals eine Erzählung erstellten, in der ein Schöpfer die Schöpfung erschafft, war ja kein naturwissenschaftlicher. Sie wollten ja nicht beschreiben, auf welche Weise, die Welt erschaffen wurde. Erst recht nicht wollten sie eine bestimmte Vorstellung, wie die Welt erschaffen wurde, zum Glaubensgegenstand erheben, etwa die Vorstellung, die Welt sei in sieben Tagen erschaffen worden.

Nein, vom Wie der Schöpfung, was auf welche Weise entstanden ist – davon wussten sie ja damals noch ungleich weniger als wir, im Grunde gar nichts. Die Erzählung von der Erschaffung der Welt in sieben Tagen war reine Phantasie. Aber diese Phantasie hat man aufgewandt, um zwei ganz wichtige Dinge damit zum Ausdruck zu bringen: nämlich erstens, dass es einen unaufhebbaren Unterschied gibt zwischen Schöpfer und Schöpfung, und zweitens, dass der Mensch in dieser Schöpfung eine höchst wichtige Rolle hat.

Vielleicht fragen Sie sich nun: Was hat die Unterscheidung zwischen Schöpfer und Schöpfung mit der Marktwirtschaft zu tun?

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Herzliche Einladung zum Weihnachts-Gottesdienst im Park

Am 2. Weihnachtstag (26.12.17) um 11 Uhr feiern – wie inzwischen schon richtige Tradition – die S21-GegnerInnen einen Weihnachts-Gottesdienst.
Wie auch die 14-täglichen Parkgebete (www.s21-christen-sagen-nein.org/parkgebet) wird er im Mittleren Schlossgarten unter der großen Kastanie bei der Lustschloss-Ruine stattfinden.

Der Gottesdienst wird das Motto haben: „Auf der Seite der Schöpfung stehen“. Pfarrer i.R. Hans-Eberhard Dietrich wird dazu eine Ansprache halten und Pfarrer i.R. Friedrich Gehring mit Team die Liturgie gestalten. Und wie gewohnt ist die musikalische Begleitung bei den Musikern der Formation „Parkblech“ – verstärkt durch „Capella Rebella“ – in guten Händen.

So sah es Weihnachten 2010 aus:
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Herzliche Einladung
zu diesem Weihnachts-Gottesdienst, der wohl, seit der Klimawandel immer deutlicher zu spüren ist, nicht in so winterlicher Atmosphäre stattfinden wird wie 2010 – aber nicht weniger wohltuend und nachdenklich sein wird.

Wir sehen uns
am 2. Weihnachtstag (26.12.2017) um 11 Uhr,
bei der Lustschloss-Ruine!

Ansprache beim Parkgebet am 11.10.18 über Psalm 41 von Pf. Martn Poguntke

(hier als pdf-Datei)

Liebe Parkgebetsgemeinde,

Der Hambacher Forst darf bis auf Weiteres nicht gerodet werden. Die verbotene Demonstration gegen die Rodung letzten Samstag durfte doch stattfinden. Das sind wunderbare Nachrichten. – Solche würden wir allzu gerne auch einmal im Zusammenhang mit Stuttgart 21 hören. Aber die Mächte, die hinter S21 stehen, scheinen zu verfilzt zu sein, die Politik scheint sich zu sehr mit S21 identifiziert zu haben, sodass kein Gericht es mehr zu wagen scheint, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten.

Und dennoch stehen wir hier. Und dennoch demonstrieren wir seit 8 Jahren oder noch länger. Und dennoch haben wir nicht vor aufzugeben. Macht das wirklich Sinn?

Der Psalm, den wir eben gebetet haben – Psalm 41 – scheint damit nichts zu tun zu haben. Er ist ja das Gebet eines Kranken.

Aber vielleicht haben Sie schon entdeckt, dass es z.B. bei den Heilungsgeschichten Jesu um viel mehr geht als um körperliche Gebrechen. Jedenfalls weiß ich, dass viele, viele Frauen schon die Heilung der gekrümmten Frau an sich selbst erlebt haben: das Glücksgefühl, endlich aufrecht durchs Leben gehen zu können. Und ich weiß, dass schon viele Menschen nach der Lektüre einer Blindenheilungsgeschichte gesagt haben: Auch mir hat Jesus die Augen geöffnet – für die schönen Dinge des Lebens, für die Not der andern, für Situationen, in denen ich gebraucht werde.

Und so ist es mir nun mit dem Psalm 41 gegangen: Ich habe darin nicht nur die Schwachheit eines körperlich Kranken gelesen. Sondern ich habe darin auch unsere Lage als Widerständler gegen Stuttgart 21 gesehen. Weiterlesen

Demo „Blick zurück… nach vorn!“ kommenden Samstag, 29. September, 14 Uhr, vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof

(Flyer als pdf)

Am 30. September jährt sich der „schwarze Donnerstag“ zum 8. Mal. Wir werden den inzwischen gerichtlich für „rechtswidrig“ erklärten Polizeieinsatz vom 30.9.2010, bei dem es hunderte an Verletzten gab und eine große Zahl an bis heute Traumatisierten, nicht in Vergessenheit geraten lassen.

Was muss „Stuttgart 21“ für ein Projekt sein, wenn es mit solcher Brutalität durchgesetzt werden musste?

Und was müssen das für Politiker sein, die bis heute alles unternehmen, um das Scheitern dieses Projekts zu verhindern, obwohl es inhaltlich niemand mehr für sinnvoll hält? Im Gegenteil: Es ist ein vielerlei Hinsicht zerstörerisches und gefährliches Projekt. Es zerschlägt die Bahninfrastruktur der Wirtschafts- und Verkehrsmetropole Stuttgart – nur, um 1a-Immobilien vermarkten und öffentliche Gelder in die Bauwirtschaft leiten zu können.

Wir demonstrieren gegen eine Politik, die sich die Bevölkerung und deren Interessen zu Gegnern gemacht hat und die sich der Wirtschaft willenlos unterwirft und dafür Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Presse- und Demonstrationsfreiheit zu opfern bereit ist.

Herzliche Einladung zur Demonstration am Samstag, dem 29. September um 14 Uhr vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof!

Ansprache beim Parkgebet am 13.9.18 über Psalm 17 von Pf. i. R. Gunther Leibbrand

(hier als pdf-Datei)

Liebe Parkgemeinde,

aus dem 17. Psalm, den wir vorher miteinander gesprochen und gebetet haben, stammt die Losung für den morgigen Tag:

„Zeige, wie wunderbar deine Güte ist.
Du befreist Menschen, die Zuflucht vor den Widersachern suchen, mit deiner Rechten.“

In unserem Engagement für einen Bahnverkehr für alle Menschen, seien sie auch weniger begütert oder mit körperlichen oder mentalen Einschränkungen belastet, rufen wir den Höchsten an:
Er möge uns und allen Luft zum Atmen und Raum zum Leben erhalten – auch beim Zugfahren in der Zukunft.

Er möge uns auch die Augen, Ohren und Herzen unserer politischen Gegner erreichen lassen, die uns zunehmend unerreichbar geworden zu sein scheinen. Einige von uns haben 50.000,- Euro gesammelt, um eine ganzseitige Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit unseren Einwendungen erscheinen zu lassen, denen bisher kein Gehör geschenkt wird, obwohl die Deutsche Bahn immer mehr in finanzielle Schieflage gerät und immer weniger Menschen und Waren in die Fläche unseres Landes bringen kann, geschweige denn rechtzeitig.

Wir suchen in unserem Engagement um Gerechtigkeit und Gemeinnutz der Vielen vor Eigennutz der Wenigen die Hilfe dessen, der hier mit dem Namen „Ha Makom“ angesprochen wird: Der, der Platz und Raum zum Leben in Seinem Sinne schafft.

Als „Ha Makom“ wird also hier der Gott Israels angesprochen, weil Er es ist, der dem, der da in Not ist, Platz zum Leben und Luft zum Atmen verschafft. „Ha Makom“ ist einer der verhüllenden Decknamen für den Gott, der sich das unbedeutendste aller Völker, die Hebräer, – was heißen will: die aller Unbedeutendsten – zu Seinem zuerst geliebten Volk erwählt hat: Damit es besser werde in der Welt: Und alle anderen Völker, auch das unsere, sollen sich Segen wünschen im Namen des Gottes dieses Volkes.

Die hebräische Welt ist in dieser Woche in ihr 5779. Jahr seit ihrer Erschaffung eingetreten. Diese Welt will mit ihren Werten einen anderen Weg gehen: Dort soll nicht dem Recht des Stärkeren gehuldigt werden, sondern Maßstab ist das Recht, das dieser Gott gestiftet hat, für ein Leben mit gleichem Recht, der gleichen Ordnung und Freiheit für jeden Menschen. Weiterlesen

Das Parkgebet feiert Geburtstag!

Am Donnerstag, 2. August 2018 um 18.15 Uhr bei der Lushausruine ist es so weit!

Das Parkgebet feiert Geburtstag! In den vergangenen 8 Jahren seit August 2010 haben im Schlossgarten weit über 200 Parkgebete stattgefunden – bei jedem Wetter und immer mit ansehnlicher Besucherzahl, um für das Wohl unserer Stadt zu beten und sich auszutauschen.

Herzliche Einladung!
Guntrun Müller-Enßlin und Sylvia Rados

Charly Brown zu Snoopy: „Geburtstage sind herrlich“
Snoopy: „Ja aber wir werden immer älter, zum Schluss sterben wir.“
Charly Brown: „Aber jeder Tag davor ist ein herrlicher Tag.“

Tunnel-Segnung? – Nein, Segen muss der Schöpfung dienen!

Nun hat also am 17. Juli 2018 wieder eine „Segnungsfeier“ in einem S21-Tunnel stattgefunden. Wer immer die beiden evangelischen bzw. katholischen Geistlichen gewesen sein mögen und was immer bei dieser Segenshandlung getan und gesprochen wurde – ich möchte im Folgenden ein paar (hoffentlich) klärende, ganz nüchterne Gedanken zum Segnen beisteuern:

  1. Ein evangelischer Geistlicher kann nicht an der Segnung von Gegenständen (Tunnels, Häuser, Fahnen, Waffen etc.) mitwirken, denn ein auf der Bibel gegründeter Segen kann nur Menschen und ihrem Tun gelten.
  2. Nach evangelischem Verständnis ist Segnen kein magischer Vorgang, bei dem (wie Obelix mit dem Zaubertrank) göttliche oder übernatürliche Kräfte auf Menschen übertragen werden. Geistliche verfügen weder über besondere eigene oder göttliche Kräfte, noch haben sie die Macht, Derartiges herbeizurufen. Veranstaltungen, bei denen solches versucht wird – etwa, indem auf Heiligenfiguren Weihwasser gespritzt wird –, sind aus evangelischer Sicht Aberglaube und Mummenschanz.
  3. Eine Segenshandlung ist vielmehr eine natürliche und rationale seelsorgerliche Zeichenhandlung, durch die wir Menschen die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zusprechen – und aus diesem Erfahren von Zugehörigkeit schöpfen sie die Kraft, um die es beim Segen geht.
  4. Diese Gemeinschaft, in die wir Menschen beim Segnen mit hineinnehmen, ist nicht etwa die Kirche oder gar die örtliche Gemeinde, sondern die Gemeinschaft allen Lebens, der ganzen menschlichen und nicht-menschlichen Schöpfung. Diese weltumspannende Gemeinschaft bezieht ihre lebendige Kraft – körperlich und seelisch – aus der Kraft, aus der die ganze Schöpfung hervorgegangen ist und die bis heute in ihr wirkt und die wir „Gott“ nennen.
  5. Wir Christen verstehen Reden und Wirken Jesu so, dass diese der Schöpfung innewohnende Lebenskraft zugleich die Kraft der Liebe ist. Deshalb heißt Segnen für uns auch immer: Menschen in den Zusammenhang der Liebe mit hineinnehmen.
  6. Weil die Kraft, an der ein Segen teilhaben lässt, also die auf Liebe ausgerichtete Lebenskraft ist, ist die Teilhabe an dieser Kraft immer auch mit dem Auftrag verbunden, ein an dieser Schöpfung orientiertes liebevolles Leben zu führen. Segnung ohne solche Beauftragung ist Missbrauch der Schöpferkraft.
  7. Auch wenn Menschen diesem Auftrag, das Leben und die Schöpfung zu erhalten, nicht gerecht werden – und das sind nach evangelischem Verständnis alle(!) Menschen –, schließen wir sie dennoch ein in die Gemeinschaft des ganzen Lebens. Wir tun das aber nie, ohne ihnen zu sagen, worauf sie die Kraft richten sollen, die sie aus diesem Segen erfahren.
  8. Auch Menschen, die an einem in vielfacher Weise Leben zerstörenden Betrugs-Projekt wie „Stuttgart 21“ mitarbeiten, schließen wir selbstverständlich in diese Gemeinschaft mit ein. Wir tun das aber dann missbräuchlich, wenn wir sie nicht im selben Atemzug auf die Lebensfeindlichkeit ihres Tuns aufmerksam machen und sie ermahnen, ihre Kraft dem Erhalt der Schöpfung und der Gestaltung einer liebevollen Welt zu widmen. Nur dazu darf ihnen die mit dem Segen gemeinte Lebenskraft dienen.

In diesem Sinne hoffe ich, dass bei der Segnungsfeier den Tunnelarbeitern und allen an diesem verbrecherischen Bauvorhaben Beteiligten deutlich geworden ist, dass sie Gott lästern, wenn sie nicht umkehren von ihrem schändlichen Tun. Das wäre eine im besten Sinne geistliche Wirkung des Segens.

Martin Poguntke, 27.7.18

Herzliche Einladung zur Demo nach Stuttgart: Samstag, 7. Juli, 14 Uhr, vor dem Hauptbahnhof

Wenn Unrecht und Schaden groß sind, darf man nicht dazu schweigen – nur weil man vielleicht nicht mehr die Chance hat, das Unglück zu verhindern.

Es ist geradezu ein staatspolitischer Auftrag:
Wenn große Teile von Politik, Wirtschaft, Justiz und Medien konsequent einen der größten Betrugsfälle der Nachkriegsgeschichte zum Schaden der Bevölkerung in einer konzertierten Aktion „finster entschlossen“ durchziehen wollen, dann muss dagegen protestiert und es müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden – selbst wenn eines Tages das Projekt schon fertiggestellt sein sollte.

Dabei gibt es ja eine wunderbare Alternative: UMSTIEG 21 (www.umstieg-21.de). Wenn es „der Politik“ wirklich um die Verkehrssituation in der Region Stuttgart ginge, hätte sie das vor sich hin dümpelnde und Milliarde um Milliarde verschlingende S21 längst gestoppt. Aber ihr geht es vor allem darum, vor Bevölkerung und Wirtschaft nicht einzuknicken. Und deshalb müssen wir den öffentlichen Druck immer und immer wieder aufrecht erhalten.

Deshalb findet am kommenden Samstag wieder eine Demonstration vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof statt – mit interessanten Redner*innen und klasse Musik:

https://www.bei-abriss-aufstand.de/wp-content/uploads/Samstagsdemo_2018-07-07_PlakatA3_v2_450px.jpg

Herzliche Einladung an alle!

Ansprache beim Parkgebet am 14.6.18 zu Jesaia 53,5 und 1. Johannes 4,10 von Pfr. i. R. Gunther Leibbrand

(hier als pdf-Datei)

Liebe Parkgebetsgemeinde,

Sie wissen, dass ich jedesmal versuche, möglicherweise an das Losungswort aus der hebräischen Bibel und den dazugehörigen Lehrtext aus dem christlichen Neuen Testament anzuknüpfen. Ich nehme also wieder Losung und Lehrtext vom morgigen Freitag, da für den Menschen der Welt, in der diese Texte niedergeschrieben wurden, der neue Tag am Abend des Vortages begann.

Ich lade Sie ein, diese Andacht zu feiern im Wissen um die Notwendigkeit innerer Ruhe, ohne die wir nichts Vernünftiges ausrichten können. Ich spreche damit unsere aufgewühlten Herzen an, aufgewühlt von so vielen künstlich herbeigeführten Fehlentwicklungen. Es könnte ja alles so viel einfacher sein, wenn elementare Regeln, z.B. auch nur das geltende Recht, auch von den Regierenden eingehalten würden.

Natürlich brauchen die Menschen Arbeit!

  • Aber warum nicht zur Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse, sondern zu deren Verschlechterung?
  • Warum werden die Probleme verschwiegen anstatt sie zu benennen und ernst zu nehmen – z.B. hier bei S21 den Brandschutz, die Quellgefahren beim Bauen in Anhydrit; genauso wie z.B. im Straßenverkehr die Schwierigkeiten bei der Abgasreinigung in den Verbrennungsmotoren der Autos? Wohl gemerkt: Nach dem Diesel sind die Benziner dran!
  • Warum lieber tricksen, lügen und betrügen als Herausforderungen zu benennen und notwendige Umorientierungen und Umsteuerungen vorbereiten und angehen?

Unfälle passieren. Wieso aber planerisch nicht sie einrechnen, sodass sie nicht zu Katastrophen werden – und wir von „Staatsverbrechen“ sprechen müssen (Brandschutzexperte Hans-Joachim Keim im „Stern“ vom 7.6.2018 „Katastrophe mit Ansage“, Artikel von Arno Luik https://www.stern.de/panorama/gesellschaft/stuttgart-21–experten-zum-brandschutz-beim-umstrittenen-grossprojekt-8116488.html)?

Zwei Zitate daraus, (S. 105f.):
„Die modernen ICE-Loks sind rollende Chemiefabriken, wissen das die S21-Macher nicht? Wenn die hochkomplexen Triebköpfe mit ihren Transformatorenölen, Dichtstoffen im Brandfall mit Wasser besprüht werden, entsteht ein unheimlicher Cocktail: unter anderem Senfgas, Phosgen, Blausäure.“

„Die Belüftungsmaschinen, die sie jetzt im Tiefbahnhof einbauen, erzeugen im Brandfall einen Kamineffekt wie der Schmied in der Esse! Sie blasen riesige Mengen Sauerstoff ins Feuer, sodass selbst ein kleiner Brand blitzschnell ein richtiger, ein hochenergetischer Brand wird, das hat dann ganz rasch 1000 Grad. Stellen Sie sich mal vor, da fliehen Tausende… Die Fluchtwege führen nach oben – genau dahin, wo Rauch, Gase am schnellsten hingehen! S21 hat das Potenzial, Europas größtes Krematorium zu werden.“

Anderes Problem:

Wieso den Bahnhofsneubau wie einen Damm quer zum Nesenbach-Talgrund bauen – in der traditionell von Hochwasser bereits am meisten heimgesuchten deutschen Großstadt und das in einer Zeit, in der sich die Tendenz zum zunehmenden Starkregen durch den Klimawandel eindeutig verschärfen wird?

Dr. Christoph Engelhardt kann hierzu auf der 418. Montagsdemonstration am 4.6.18 nur noch sarkastisch bemerken: „Die Stadt [Stuttgart] optimiert am Hauptbahnhof also nicht nur die Wahrscheinlichkeit für einen Schadenseintritt, sondern es wird auch das Schadensvolumen in Milliardenhöhe getrieben.“

Er berichtet von der Prüfung der städtischen Annahmen durch Diplomingenieur Hans Heydemann: Die Leistung der bisherigen Abwasserkanäle nehmen durch die Dükerung unter dem Stuttgart-21-Bahnhofstrog in ihrer Leistung ab. Und fasst zusammen: „Welch ein Wahnwitz, ausgerechnet in Stuttgart – der Stadt mit dem höchsten Risiko und mutmaßlich dem höchst anzunehmenden Schadensvolumen – plant die Stadt den denkbar drastischsten Rückbau der Starkregenvorsorge. Das Tiefbauamt gibt ‚wirtschaftliche Gründe‘ an. Man fragt sich, welche Wirtschaft von diesen Planungen profitieren soll, sind es die Schlamm-Abpumper oder ist es die Bestattungsindustrie? Oder sind es die Autobauer, wenn der öffentliche Verkehr auf Monate stillgelegt wird?“

Und: „Stuttgart 21 bleibt also auch bei der Hochwassergefahr der größte Schildbürgerstreich aller Zeiten!“

(Siehe auch: Dipl. Ing. Hans Heydemann unter Mitwirkung von Dr. Christoph Engelhardt „Überflutungsrisiken durch Stuttgart 21 – Der Tiefbahnhof als „Staumauer“ bei Starkregen“, Juni 2018, Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21
http://www.parkschuetzer.de/assets/termine/2018/Heydemann_zu_S21-Brandschutz_Fluchtreppen.pdf )

Warum machen die demokratisch gewählten Exekutiven in Bund, Land und Stadt so etwas, obwohl sie schon grundgesetzlich zum Schutze von Gesundheit und Leben der in seinem Geltungsbereich lebenden Menschen verpflichtet wären?

Und warum können sie das machen? Eigentlich müssten da die für die Pflege von Recht und Gesetz geschaffenen Organe der Justiz als Dritter Gewalt im Staate davor sein. Warum läuft hier so viel gar nicht so, wie es eigentlich sollte?

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Ansprache beim Parkgebet am 17. Mai 2018 zu Apostelgeschichte 2,1-13 von Pfarrer i.R. Hans-Eberhard Dietrich

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Das Pfingstwunder (Apostelgeschichte 2, Vers 1–13)
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander, und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.
Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.
Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene, in Libyen und Einwanderer aus Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden.
Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?
Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein.

 

1. Der Ausstieg einer aktiven Kämpferin

Liebe Parkgebetsgemeinde,

ihr habt vielleicht gelesen: Helga Stöhr-Strauch, eine Miterfinderin der Montags-Demos und anfangs aktive Streiterin gegen S21 verlässt Stuttgart und zieht weg, auch wegen ihres lungenkranken Mannes. In „einer zu Tode gerittene Stadt“ wolle sie nicht mehr leben.

Ihr tiefster Grund aber ist „die Hilflosigkeit und der Zorn darüber, Energie nicht mehr in Aktion umwandeln zu können“. (Kontext 370)

Nun, wir alle haben wohl auch schon mit den Gedanken gespielt, aus dem Protest auszusteigen, wenn auch nicht wegzugehen, aber sich in die Innerlichkeit zurückzuziehen und vor der Macht des Faktischen zu kapitulieren. Und wenn wir uns so umsehen und die kleine Schar der Protestierer vergleichen mit den früheren Jahren, stellen wir fest: Die meisten haben sich abgefunden und resignieren.

2. Begeisterung die Pfingstgeschichte

Welch einen Kontrast bietet demgegenüber unsere soeben vorgelesene Pfingstgeschichte. Da ist eine bis dahin kleine, verängstigte Schar von Menschen, die sich auch vor der Macht des Faktischen, nämlich die Kreuzigung Jesu, in die Innerlichkeit zurückgezogen haben.

Sie aber werden erfasst: Ein Brausen, ein Sturmwind vom Himmel, Feuerzungen über ihren Köpfen, alle fangen an zu reden von den großen Taten Gottes und die Leute, die sie hören, verstehen sehr gut, was sie da verkündigen. Die einen fragen interessiert, andere aber freilich spotten nur.

Pfingsten, da hatten die Jüngerinnen und Jünger erfahren, wir sind nicht verlassen und allein, wir brauchen uns nicht ängstlich zu verstecken, nein wir können reden von dem, was unsere Herzen erfüllt. Wir spüren den Geist, und erleben
Einsicht und Erkenntnis,
Weisheit und Stärke,
Wahrheit, Rat und Gottesfurcht.

Freilich, wir können über diesen Geist nicht einfach verfügen, er weht wo er will. Um diesen Geist können wir bitten, immer wieder neu.

3. Das wär`s, was wir brauchen: Begeisterung

Die Pfingstgeschichte erinnert uns daran, wie es gehen könnte, das wär`s doch, was wir für unsere Bewegung bräuchten: Begeisterung statt Resignation.

Dürfen wir diese Pfingstgeschichte auf diese Weise für uns in Anspruch nehmen? Pfingsten ist doch die Geburtsgeschichte der Kirche. Diese Begeisterung ist nicht einfach übertragbar, sondern mit der Gründung, mit dem Beginn der Kirche verknüpft.

Gottes Geist begeistert Menschen dafür, die Verkündigung der guten Botschaft in die Welt hineinzutragen. Das allerdings verbindet uns mit ihr. In dieser Tradition stehen wir. Als verfasste Kirche oder Gemeinde vor Ort oder aber so wie wir hier als Parkgebetsgemeinde.

Kirche ist nicht gleichzusetzen einfach mit unserer real vorfindlichen Orts- oder Landeskirche, sondern im ursprünglichen Sinn des Wortes einer Versammlung der Glaubenden. Eine bunt zusammengewürfelte Schar von Menschen. In diesem Sinne sind auch wir hier als Parkgemeinde Kirche, weil hier – wie die Reformatoren später genauer definierten – das Evangelium gepredigt wird. (Die Sakramente spielen freilich bei uns keine Rolle.) Und weiter sagten sie: Wo Gottes Wort ist, da wirkt auch der Heilige Geist.

Wir wollen und brauchen nicht zu sein, eine gesellschaftlich relevante Größe, die in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Wir bemühen uns nicht wie die Landeskirche um gesellschaftliche Anerkennung, öffentliche Wahrnehmung und Bedeutung.

Aber weil wir das alles nicht sein wollen, brauchen wir auch keine Rücksichten nehmen, müssen wir nicht nach Mehrheiten Ausschau halten oder uns umtreiben lassen von der Angst vor Kirchenaustritten. Wir können ungeschminkt und unzensiert das Evangelium verkündigen und das Beste daran ist: Wir müssen nicht resignieren vor der Macht des Faktischen.

4. Viele haben sich abgefunden mit der Macht des Faktischen

Wie gesagt: Die meisten Menschen in Stuttgart und Umgebung haben sich abgefunden damit, dass gebaut wird. Und wenn wir einmal das Jahr 1995 als den Beginn von S21 mit allem Begleiterscheinungen und Ungeheuerlichkeiten sehen, ist ja in der Zwischenzeit eine ganze Generation herangewachsen, die nichts anderes kennt, als dass eben gebaut wird, sie kann sich diese Stadt gar nicht anders vorstellen und finden es ganz normal, vielleicht sogar in Ordnung.

In der Politik nennt man das die „normative Kraft des Faktischen“. Das ist zwar kein Naturgesetz, es funktioniert aber in vielen Bereichen. Ein ganz banales Beispiel: In den Banken hat mal einer angefangen Krawatte zu tragen. Und alle anderen haben es nachgemacht. Heute tragen die Moderatoren im Fernsehen kaum noch einen Schlips und alle finden das normal.

Am Beispiel der Moral ganz leicht nachvollziehbar. Vor 50 Jahren stand ein Zusammenleben ohne Trauschein noch unter Strafe. Dann aber lebten immer mehr Paare so und langsam bildete sich eine neue Anschauung von Sitte und Anstand heraus.

Als letztes noch ein Negativbeispiel: Diktaturen. Nach Jahren der Unfreiheit und Unterdrückung haben sich die Leute daran gewöhnt und sehen es als normal an.

5. Auf diesen Mechanismus spekulieren die Politiker

Mit dieser normativen Kraft des Faktischen rechnen die Politiker, darauf spekulieren auch die Macher und Betreiber von S21. Man baut einfach und wenn es dann viele Jahre so weitergeht, werden es die Menschen schon akzeptieren. Ganz von allein geht es freilich nicht, man muss noch ein bisschen nachhelfen, am besten mit der Suggestion der Alternativlosigkeit, da ginge es um die Zukunftsfähigkeit des Landes oder Deutschland wird ohne S21 unregierbar, und wie die Sprüche alles heißen mögen. Nicht vergessen dürfen wir, welcher Anpassungsdruck in einer Gesellschaft von der Macht des Faktischen ausgeht. Keiner will ausscheren, alle wollen auf der Seite der Mehrheit und der Sieger stehen.

6. Erst der Protest einer Minderheit stellt die Macht des Faktischen in Frage

Aber wenn wir von Mehrheit sprechen, dann gibt es eben immer auch eine Minderheit, eine gewisse Anzahl von Menschen, die sich eben nicht abfinden, die protestieren, die Kritik üben und auf alle Ungeheuerlichkeiten, Widersprüche und Gefahren hinweisen. Dieser Protest Einzelner stellt die Macht des Faktischen in Frage. Erst diese Kritik macht vielen anderen Menschen bewusst, dass es eben nicht normal, nicht Sitte und Anstand ist, was da gebaut wird. Es macht bewusst, dass es andere Werte gibt, für die es sich lohnt zu kämpfen und sich einzusetzen.

7. Energie in Aktion

Um noch mal unsere Einleitung aufzugreifen: Mancher unter uns kann die Hilflosigkeit nicht mehr aushalten, nichts mehr bewegen zu können. Energie nicht mehr in Aktion umzuwandeln.

Ich frage mich, kann es mehr an Aktion geben als dass wir es fertigbringen, den Protest aufrecht und am Leben zu erhalten? Wir dürfen nicht vergessen, wir sind ja keine Wutbürger, die halt dagegen sind. Vielmehr artikulieren wir einen Protest, der sich aus Sachverstand speist.

Und das ist nicht wenig. Um nur die wichtigsten zu nennen: Der Sachverstand der Ingenieure22 als auch der exzellenten Juristen wie Eisenhardt von Loeper, Dieter Reicherter und viele anderen.

Und die vielen Gutachten, Expertisen von Experten. Die Pressemitteilungen des Aktionsbündnisses, die in der Presse ihren Niederschlag finden, wenn auch nicht immer so wie es sachlich geboten wäre. Und nicht zu vergessen die Fahrten nach Berlin, wenn der Aufsichtsrat tagt. Und auch wir hier im Parkgebet sind ein Teil der vielen Aktionen.

Und dieser geballte Protest wird jeden Montag erneut ausgebreitet und hält in unserem Denken und der Öffentlichkeit gegenüber die Tür offen, dass es auch anders gehen kann.

Wie leicht die Macht des Faktischen sich manchmal wandelt, zeigt folgendes Gedicht, mit dem ich schließen will:

Eine stachelige Raupe sprach zu sich selbst:
Was man ist, das ist man.
Man muss sich annehmen, wie man ist,
mit Haut und Haaren.
Was zählt, ist das Faktische. Alles andere sind Träume.
Meine Lebenserfahrung lässt keinen anderen Schluss zu:
Niemand kann aus seiner Haut.
Als die Raupe das gesagt hatte,
flog neben ihr ein Schmetterling auf.
Es war, als ob Gott gelächelt hätte.

Quelle: Die Macht des Faktischen von Dominik Frey, Baden-Baden, Katholische Kirche. Ein Gedicht des Schriftstellers und Dichters Lindolfo Weingärtner, Die Macht des Faktischen, aus: Einer soll heute dein Nächster sein, Schriftenmissions-Verlag, SWR3 Worte 24MRZ 2015.

Ansprache beim Parkgebet am 19. April 2018 zu 2. Korinther 4,16-18 von Pfarrer Martin Poguntke

hier als pdf-Datei

Liebe Parkgebetsgemeinde!

Eine der Fragen, die mir in letzter Zeit am häufigsten begegnen, ist die Frage: Warum protestiert ihr eigentlich immer noch gegen den Tiefbahnhof, obwohl ihr doch eigentlich keine Hoffnung mehr haben könnt? Warum tut ihr euch das an? Ihr quält euch, macht euch lächerlich, vertut eure Zeit.

Und ich antworte dann – und das werden Sie, liebe Parkgebetler, auch immer wieder sagen –: weil es um viel mehr geht als um einen Bahnhof. Um Demokratie geht es und darum, dass wir zu einem Großbetrug nicht schweigen können. Um das sogenannte „System 21“ geht es: dass es inzwischen weltweit zur Aufgabe der Politik zu gehören scheint, dass sie sinnlose Großprojekte erfindet und zum Schaden der Bevölkerung durchkämpft, um dem Moloch Wirtschaftswachstum Futter geben zu können. Alles das und noch mehr führen wir an, um zu sagen: Es geht bei unserem Protest um viel mehr als um einen Bahnhof.

Aber um wieviel(!) mehr es tatsächlich geht, das ist mir jetzt in den Ostertagen erst deutlicher geworden. Es geht um ein Kernelement unseres christlichen Glaubens, um die Auferstehungsbotschaft. Denn mit unserer Auferstehungshoffnung meinen wir ja nicht diese heilsegoistische Verengung, dass wir selbst – weil uns unser eigenes Leben ja das allerwichtigste ist – nach unserem Tod auf jeden Fall auferstehen müssen. Sondern unsere Auferstehungshoffnung ist ja eine Hoffnung, die wir für die Welt haben, die ganze Menschheit, die ganze Schöpfung.

In dem Predigttext, über den am kommenden Sonntag von den evangelischen Kanzeln gepredigt wird, habe ich etwas gefunden, das uns der Sache ein wenig auf die Spur bringt, der Frage: was das Geheimnis der Welt mit unserem nicht müde werdenden Protest zu tun hat und was unser scheinbar sinnloser Protest mit der Frage nach wirklichem Leben zu tun hat.

Ich lese aus dem 2. Korintherbrief, aus dem 4. Kapitel die letzten drei Verse. Dort schließt Paulus seine Gedanken über das Leiden der dortigen christlichen Gemeinde mit folgenden Worten ab:

Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

Paulus meint mit dem „Unsichtbaren“, das „ewig“ sei, nicht irgendein – gar esoterisches – Geistreich, das ewig sei. Nein, mit dem „Unsichtbaren“ meint er einfach alles das, was noch nicht sichtbar ist, das, was noch kommt. Also die Neuwerdung der Welt, die unsichtbar am Kommen ist – das ist die „über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit“, wie es in unserem Text heißt, die eine Qualität hat, die er „ewig“ nennt.

Und nun legt Paulus eine erstaunliche These vor. Er behauptet: diese Neuschöpfung komme ausgerechnet aus unseren Niederlagen und Schwächen. Unsere „Trübsal“ – wie es im Text genannt wird – sei kein Zeichen des Niedergangs, sondern im Gegenteil: „Unsere Trübsal … „schafft“ die ewige Herrlichkeit.“ Weiterlesen

Offener Brief an Ministerpräsident Kretschmann

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte auf scharfe Kritik des Theaterregisseurs Claus Peymann am Zustand Stuttgarts hin in seiner Antwort an ihn erneut sein Nichtstun gegenüber S21 mit der Volksabstimmung begründet: Peymann müsse seine Kritik an das Volk wenden, nicht an ihn – er sei demokratisch verpflichtet, S21 zu unterstützen.

Aus diesem Anlass hat die Initiative „TheologInnen gegen S21“ einen Offenen Brief an ihn geschickt, der hiermit zur Kenntnis gegeben sei:

(hier als pdf-Datei)

Offener Brief
Beschädigen Sie nicht weiter die Demokratie!
Entziehen Sie S21 Ihre Unterstützung!

Stuttgart, im März 2018

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,

wir wenden uns an Sie, weil Sie in Ihrer Antwort auf Claus Peymanns Kritik am Zustand Stuttgarts das Nichtstun der Landesregierung und der grünen Partei gegenüber den durch die S21-Bauarbeiten verursachten Zerstörungen einfach damit rechtfertigen, dass Sie aufgrund der Volksabstimmung gezwungen seien, das Projekt zu unterstützen.

Wir wollen dazu nicht schweigen, weil wir uns als Christ/innen mitverantwortlich wissen für Wahrhaftigkeit in der Politik und für ein funktionierendes Staatswesen.

Wir halten Ihre Haltung nicht nur für ein faktenwidriges, nicht hinnehmbares Abwälzen von Verantwortung, sondern wir sind der Auffassung, dass Sie damit der Demokratie in dreierlei Hinsicht schweren Schaden zufügen.

  1. Die Demokratie lebt davon, dass Abstimmungsergebnisse bei neuer Faktenlage grundsätzlich korrigierbar sind. Alles andere würde nicht nur den Abstimmenden geradezu prophetische Fähigkeiten abverlangen, sondern auch die Basis aller demokratischen Abstimmungen ignorieren, dass sie sich nämlich grundsätzlich auf konkrete Situationen und Fakten beziehen und nicht davon unabhängig Ewigkeitswert beanspruchen können.
  2. Die Demokratie lebt vom Streit der Meinungen – gerade der Meinungen von Minderheiten. Die Vorstellung, die Bevölkerung oder eine Partei dürfe nach Abstimmungen nicht mehr in Opposition gegen Mehrheitsmeinungen gehen, sondern müsse sich einer Mehrheitsabstimmung beugen, ist völlig abwegig. Sie stellt das demokratische System auf den Kopf: Es dürfte dann im Parlament nur noch die Mehrheitspartei sitzen, und Bürgerinitiativen und Parteien dürften sich nur noch für Ziele einsetzen, die ohnehin in der Bevölkerung eine Mehrheit haben.

Im Übrigen würde es eine Missachtung des Souveräns – der höchsten Instanz der Demokratie – bedeuten, wenn ausgerechnet dieser freie Souverän, das Volk, von dem alle Gewalt ausgeht, durch Abstimmungen gebunden würde.

Besonders schwer wiegt der Schaden, dass wegen Ihrer Äußerungen eine große Zahl wohlmeinender Bürger es fälschlich für ihre demokratische Pflicht hält, dem Projekt S21 keinen Widerstand mehr entgegen zu bringen.

  1. Die Demokratie lebt davon, dass eine gewählte Regierung für ihr Handeln die politische Verantwortung trägt. Bewusst hat der Gesetzgeber für Volksabstimmungen ein hohes Quorum gesetzt, damit sich Regierungen weder von Minderheiten in ihrem Handeln beeinträchtigen lassen müssen, noch sich hinter solchen Minderheiten verstecken können.

Bei der Volksabstimmung im Jahre 2011 haben aber beide Seiten, die unterlegene und die siegreiche, dieses gesetzliche Quorum nicht erreicht. Damit hat sich durch diese Abstimmung rechtlich nichts geändert. Die Landesregierung bricht deshalb die demokratischen Spielregeln, wenn Sie sich dennoch von dieser Abstimmung abhängig macht und nicht selbst die Verantwortung für ihre Entscheidungen trägt.

Wir fordern deshalb Sie und alle das Projekt S21 unterstützenden Parteien auf, das zu tun, was wir als Bürger/innen von den politischen Akteuren erwarten dürfen: dass sie ihre Entscheidungen selbst verantworten – und zwar ausschließlich auf Basis der gegebenen Fakten. Die wesentlichen Fakten sind aber:

  • Der im Bau befindliche Tiefbahnhof wird deutlich mehr als das Doppelte kosten, gegenüber dem, über den 2011 abgestimmt worden ist.
  • Er wird – im Gegensatz zu dem Bahnhof, über den 2011 abgestimmt worden ist – nicht mehr, sondern weniger Bahnverkehr ermöglichen und deshalb Autoverkehr und CO₂-Ausstoß nicht vermindern, sondern vermehren.
  • Er wird – was den Abstimmenden im Jahr 2011 nicht bekannt sein konnte – voraussichtlich nur eine eingeschränkte Betriebsgenehmigung bekommen, weil er eine sechsmal so hohe Gleisneigung besitzen wird, wie nach Europarecht zulässig ist, und weil der Brandschutz für zu wenig Züge und Fahrgäste ausgelegt ist.

Wir fordern Sie auf, aufgrund der Fakten Ihre Unterstützung für das Projekt schnellstmöglich zu beenden – insbesondere, weil es eine hervorragende Modernisierungsalternative gibt, die billiger, leistungsfähiger und sicherer ist: Umstieg 21 (siehe www.umstieg-21.de).

Kehren Sie um! Beschädigen Sie nicht weiter die Demokratie, die Stadt und den Bahnverkehr!
Einen Fehler zu machen, ist menschlich – ihn nicht zu revidieren, dumm und gefährlich.

Ansprache beim Parkgebet am 22. Februar 2018 zu Matthäus 4,1-11 von Pfarrer i. R. Hans-Eberhard Dietrich

(hier als pdf-Datei zum Herunterladen)

Matthäus 4,1-11
1 Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde.
2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.
3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden.
4 Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.
5 Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels
6 und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engel deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.
7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.
8 Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit
9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.
10 Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott und ihm allein dienen.
11 Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.

Liebe Parkgemeinde

Dreimal tritt der Versucher an Jesus heran, natürlich nur mit dem einen Ziel, ihn von seinem Weg wieder abzubringen, den er soeben in der Taufe am Jordan begonnenen hatte. Jesus wehrt sich mit einem Gotteswort. Aber der Teufel lässt nicht locker, zitiert selber Bibelworte. Sogar dieses wunderbare Psalmwort:

„denn er hat seinen Engel befohlen über dir, dass sie dich auf den Händen tragen“. Der Teufel macht weiter. Erst als Jesus ihn beim Namen nennt, „hinweg von mir Satan“, ihm sozusagen die Maske vom Gesicht reißt, eine sich sehr fromm gebende Maske, das raubt dem Satan die Macht. „Hinweg von mir Satan“, das hat gewirkt, die Macht des Bösen ist gebannt. Der Teufel verlässt Jesus. Engel erscheinen und dienen ihm.

Dieser eine Zug der Versuchungsgeschichte soll uns heute Abend beschäftigen. Das Böse wird beim Namen genannt und seine Macht ist gebannt.
Offensichtlich hat das Böse in der Welt ein großes Interesse daran, unerkannt zu bleiben, namenlos aus dem Dunkel heraus seine Macht auszuüben.

Liebe Parkgemeinde, ich glaube, Sie wissen schon, woran ich denke. Ob das nicht auch für S21 gilt? Mir jedenfalls ist es zu Beginn vor acht Jahren so ergangen. Namenloses Böses, unbegriffene Mächte, die sich da austoben und ihr böses Spiel mit uns treiben. Ich konnte es nicht fassen und ich konnte es mir einfach nicht erklären, warum unsere Gesetze plötzlich nicht mehr gelten sollten (z. B. Denkmalschutz oder der Schutz der Heilquellen), warum der Protest so vieler Tausend Menschen in einer freiheitlichen Demokratie nicht zählt. Warum haben alle guten Argumente nicht gefruchtet?

Aber je mehr ich an Informationen erfuhr, je intensiver ich mich in die Materie einarbeitete, desto mehr konnte ich all diese unbegriffenen Mächte beim Namen nennen. Das wirkte auf mich wie eine große Befreiung.

Dieser persönliche Erkenntnisgewinn war aber nicht möglich ohne die vielen anderen neben mir, die die gleichen Erfahrungen machten. Jetzt endlich konnten wir das Unrecht beim Namen, konnten die Urheber und Macher im Hintergrund auf diese Weise blamieren mit ihren hohlen Phrasen von Fahrzeitverkürzung, der Magistrale Paris–Bratislava, Kapazitätserhöhung, neue Arbeitsplätze usw.

Was sich hierbei abspielt, hat Volker Lösch mal auf den Begriff gebracht: Weiterlesen

Ansprache beim Parkgebet am 8. Februar 2018 zu Amos 5, 21–24 von Pfarrer Martin Poguntke

(hier als pdf-Datei)

Liebe Parkgebetsgemeinde,

in der Nacht vom 14. auf den 15. Februar 2012 – nächsten Donnerstag ist es 6 Jahre her – haben sie unseren Park endgültig zerstört. Sie haben die herrlichen, teils 200-jährigen Bäume geschreddert, eine Mondlandschaft hinterlassen. Eine böse, unsinnige Aktion, denn erst viel, viel später wurde begonnen mit dem Bau des schlechtesten Bahnhofs Deutschlands. Und die Bauarbeiten gehen zurzeit immer langsamer voran, weil die technischen, rechtlichen und finanziellen Probleme immer größer werden.

Wir haben das alles schon damals geahnt. Und gut drei Wochen später haben wir am Rande dieser Baustellen-Wüste einen Trauer-Gottesdienst gefeiert (https://s21-christen-sagen-nein.org/2012/03/10/trauergottesdienst-am-10-marz-2012-im-schlossgarten/), einen Gottesdienst, der mich noch heute ergreift, wenn ich an unsere damalige Seelenverfassung denke. – Was diesem Gottesdienst damals seine Kraft und Bedeutung gegeben hat, darum soll es heute gehen.

Ich möchte Ihnen dazu ein wenig vom Propheten Amos erzählen.

Amos war – wie alle biblischen Propheten – kein Hellseher, sondern ein Mensch mit „Durchblick“. Ein Mensch, der – weil er einen tiefen Glauben hatte – dem Alltag mehr ansah als die andern. Und so sah er mit seinem buchstäblichen „Durchblick“, wie moralisch verkommen das Israel seiner Zeit geworden war und wie falsch deshalb auch die Gottesdienste waren. Und deshalb wandte er sich mit großer Wortgewalt und schonungsloser Direktheit an seine Zeitgenossen und rief ihnen zu – ich zitiere aus Amos 5, Vers 21 bis 24, dem Predigttext vom vergangenen Sonntag:

So spricht Gott: „Ich hasse eure Feiertage und verurteile sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speiseopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören!
Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“

Die Gottesdienstbesucher waren schockiert. Sie fanden diese Vorwürfe nicht nur empörend, sondern auch völlig unverständlich. Denn ihre Lieder waren ausgesprochen schön – keineswegs „Geplärr“. Und die Harfenmusik, mit der sie begleitet wurden, war kunstvoll und auf hohem Niveau. Auch die Dank- und Speiseopfer, die sie in ihren Gottesdiensten darbrachten, waren keineswegs kritisierenswert.

Und in der Tat, die Kritik, die Amos an diesen Gottesdiensten übte, war auch keine an der Liturgie. Sondern es war eine Kritik an der inneren Haltung ihrer Besucher. Weil die Gottesdienste nämlich eines nicht leisteten: Sie veränderten die Menschen nicht; Weiterlesen

Ansprache beim Parkgebet am 25.1.18 zu Offb. 21,6 von Pfr. i. R. Gunther Leibbrand

(hier als pdf-Datei)

Liebe Parkgebetsgemeinde,

ich will uns die evangelische Losung für das Jahr 2018 auslegen, damit sie uns helfe, „oben“ zu bleiben – mit unserem Bahnhof, mit unserem Kopf und Herzen – für unsere Kinder, für unsere Gesellschaft, für ein friedliches Miteinander.

Die Losung steht im Buch Offenbarung 21,6 und heißt:

Und er [der auf dem Thron saß] sagte zu mir:
/ Es ist geschehen.
Ich bin das Alpha und das Omega
/ der Anfang und das Ende.
Ich werde dem Dürstenden von der Quelle des Lebenswassers zu trinken geben
/ umsonst.

Unser Losungswort ist eine Aufforderung, aus der Quelle des Lebenswassers zu trinken, um Energie zu schöpfen für die schier übermenschlichen Anstrengungen, die es zu stemmen gilt: Unter anderen: Den Umstieg 21 hinzubekommen, um das Trauerspiel Stuttgart 21 endlich zu beenden. Nächste Gelegenheit: Morgen bei der Bahn-Aufsichtsratssitzung in Berlin: Alternativen zu prüfen als Ergebnis käme fast schon dem gleich, was der dynamische französische Staatspräsident Emmanuel Macron am 17. Januar mit dem hoch umstrittenen Groß-Flughafenbau Notre-Dame des Landes bei Nantes hinbekommen hat: ihn aufzugeben. Unsere Gruppe Theologinnen und Theologen gegen S21 hat unserer geschäftsführenden Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel, einen entsprechenden Brief geschrieben. Ich denke, dass es auch für Frau Merkel eine ans Übermenschliche grenzende Anstrengung wäre: Sie müsste über ihren langen Schatten springen! Obwohl: Sie hatte schon die Kraft, – ich zitiere aus unserer Erklärung vor vier Tagen – „den Atomausstieg einzuleiten… die deutsche Flüchtlingspolitik zu öffnen.“ (Quelle: Offener Brief – Denkpause für Stuttgart 21! Umkehr zur Wahrheit!“, 21.1.2018)

Das neue Jahreslosungswort ermutigt mich also – über alle Maßen! und: außergewöhnlich! – Volker Lösch fände gewiss noch weitere zwanzig Wörter, um die hervorragende Sprachgestalt dieser wenigen Sätze aus Off. 21,6 zu qualifizieren.

Dieses Wort will uns auch als Bürgerbewegung stärken! Für diese Bürgerbewegung hat Volker Lösch bei der 400. Montagsdemonstration wunderbare Worte gefunden!
Ich zitiere:
„Diese Bürgerbewegung ist dafür, dass zerstörerische Großprojekte abgewickelt werden!
Sie ist dafür, dass Bürgerinnen und Bürger frei sind von der Angst um die eigenen Lebensverhältnisse.
Sie ist dafür, dass Demokratie und Sozialstaat zusammengehören.
Sie ist dafür, dass eine wirtschaftspolitische Umkehr stattfindet.
Sie ist dafür, dass der Kapitalismus dem Gemeinwohl untergeordnet wird.
Sie ist dafür, dass Demokratie auf der Selbstbestimmung autonomiefähiger Bürgerinnen und Bürger besteht.
Diese Bürgerbewegung gegen Stuttgart 21 ist dafür, dass die Zukunft eine Zukunft hat.“

Um solche Ziele zu erreichen, bedarf es wahrlich einer unerschöpflichen Wegzehrung: Es bedarf – in der Sprache des Buches der Bücher – des „Lebenswassers“. Und des beständigen Sprudelns desselben: Es braucht die „Quelle“ selbst. Denn es ist, weil wir Menschen sind, nicht nur mit einem Schluck aus dieser Quelle getan, Weiterlesen

Offener Brief an die Kanzlerin

Am kommenden Freitag, 26. Januar 2018 findet eine Krisensitzung des Bahn-Aufsichtsrats zu Stuttgart 21 statt. Aus diesem Anlass hat die Initiative „TheologInnen gegen S21“ folgenden Offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel geschickt:

(hier als pdf-Datei)

Offener Brief
Denkpause für Stuttgart 21!
Umkehr zur Wahrheit!

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

aus Sorge um die Umwelt und um Wahrhaftigkeit und Demokratie in Deutschland wenden wir uns im Blick auf die Bahn-Aufsichtsratssitzung am 26. Januar 2018 mit einer dringenden Bitte an Sie: Zeigen Sie Stärke: Senden Sie ein Signal, dass es beim Projekt S21 kein einfaches Weiter-so „mit geballter Faust in der Tasche“ geben darf!

Das Projekt befindet sich mittlerweile auf ganzer Linie in der Krise:

  • Der ICE-Anschluss des Flughafens – das zentrale Argument des Landes Baden-Württemberg – wird von der Bahn infrage gestellt.
  • Die Bebauung auf dem gegenwärtigen Gleisgelände des Hauptbahnhofs – das zentrale Argument der Stadt Stuttgart – ist völlig ungewiss, weil die Kopfbahnhofgleise noch nicht entwidmet sind und von einer privaten Bahngesellschaft beansprucht und gerichtlich eingeklagt werden.
  • Die „überragende verkehrliche Bedeutung“ des Projekts – das zentrale Argument für alle Sondergenehmigungen – hat sich ins Gegenteil verkehrt: Der Tiefbahnhof bewältigt 30 % weniger Verkehr als der bestehende und behindert den bundesweiten ICE-Taktverkehr. Eine Verbesserung leistet lediglich die Neubaustrecke nach Ulm, deren Vorteile aber auch ohne Tiefbahnhof verwirklicht werden können.
  • Die – als Wahrzeichen erhofften – Kelchstützen des Tiefbahnhofs bekommen seit Jahren keine Genehmigung, weil die für den Brandschutz erforderlichen Ergänzungen zu statischen Problemen führen.

Das Projekt bewegt sich finanziell und zeitlich inzwischen in einer Dimension, in der eine zusätzliche Denkpause keinen nennenswerten zusätzlichen Schaden anrichten kann. Im Gegenteil: Es besteht die große Chance, das Projekt finanziell und technisch aus der Krise zu führen – wenn Sie, sehr geehrte Frau Kanzlerin, jetzt den Bahn-Aufsichtsräten das Signal geben, Alternativen zu prüfen.

Dazu liegt das hervorragende Konzept „Umstieg 21“ vor (www.umstieg-21.de): Es sieht eine hoch leistungsfähige Modernisierung des Kopfbahnhofs zu einer Mobilitäts-Drehscheibe vor – bei gleichzeitiger weitgehender Mitverwendung der bislang gebauten Gruben und Tunnels. Es kann deutlich früher verwirklicht werden – und vor allem mit einer Kostenersparnis gegenüber dem Weiterbau von bis zu 5 Milliarden.

Bitte üben Sie auf die Aufsichtsräte nicht – wie 2013 massiv geschehen – Druck aus, die dramatischen Warnungen von Gutachtern, Fachleuten und Bundesrechnungshof zu übergehen. Sondern lassen Sie eine vernünftige, sachbezogene, nicht von machtpolitischen und Gesichtswahrungsgründen bestimmte Abwägung der Fakten zu. Sie können doch nicht als die Kanzlerin in die Geschichte eingehen wollen,

  • die – um angeblich die Infrastruktur zu verbessern – die Bahn-Infrastruktur zerschlagen hat (regelmäßiger Verkehrskollaps wegen regelmäßiger monatelanger Tunnelsperrungen, wegen Anhydrit-Quellungen).
  • die – angesichts drohender Fahrverbote und EU-Klagen gegen Deutschland – das zentrale Instrument des Klimaschutzes, den Bahn-Verkehr einer der wichtigsten Wirtschaftsmetropolen, zurückgebaut hat.
  • die – um angeblich den Wirtschaftsstandort Deutschland zu retten – den Ingenieursstand Deutschlands weltweit blamiert und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland beschädigt hat,
  • die – um den Arbeitsplätzen in der Autoindustrie keine Konkurrenz durch die Bahn zu schaffen – für das größte Bundesunternehmen Milliardenverluste und Arbeitsplatzabbau zu verantworten hat,

Laden Sie nicht die Schuld auf sich, dass in Deutschland 10 Milliarden für den Rückbau eines Bahnhofs aufgewandt werden, während dadurch bundesweit Geld für Wartung und Ausbau des Schienenverkehrs entzogen wird.

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel, Sie hatten die Kraft, den Atomausstieg einzuleiten. Sie hatten die Kraft, die deutsche Flüchtlingspolitik zu öffnen. Sie haben auch die Kraft, ein Projekt zu beenden, das sich im Laufe von nun über 20 Jahren als zerstörerischer Unfug herausgestellt hat. Nehmen Sie sich ein Beispiel am französischen Präsidenten Macron, der letzte Woche den hoch umstrittenen Flughafenbau Notre-Dame-des-Landes bei Nantes – nach 40 Jahren gesellschaftlicher Spaltung – gestoppt hat.

Bitte werden Sie aktiv! Jetzt ist die entscheidende Gelegenheit zum Umsteuern – und dabei die Lernfähigkeit der Politik zu beweisen.

Mit freundlichen Grüßen,

im Namen der Initiative „TheologInnen gegen S21“,
Martin Poguntke

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Herzliche Einladung zur 400. Montagsdemo – 15.1.18, 18 Uhr, direkt vor dem Hauptbahnhof!

Herzliche Einladung zum Weihnachts-Gottesdienst im Park

Am 2. Weihnachtstag (26.12.17) um 11 Uhr feiern – wie inzwischen schon richtige Tradition – die S21-Gegner einen Weihnachts-Gottesdienst.
Wie auch die 14-täglichen Parkgebete (www.s21-christen-sagen-nein.org/parkgebet) wird er im Mittleren Schlossgarten unter der großen Kastanie bei der Lustschloss-Ruine stattfinden.

Der Gottesdienst wird unter dem Motto „Weihnachtslicht in finstere Machenschaften“ stehen. Pfarrer i.R. Friedrich Gehring wird dazu eine Ansprache zu Johannes 3, Vers 17+19-21 halten und Jutta Radicke die Liturgie gestalten. Und wie gewohnt ist die musikalische Begleitung bei den Musikern der Formation „Parkblech“ in guten Händen.

So sah es Weihnachten 2010 aus:
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Herzliche Einladung
zu diesem Weihnachts-Gottesdienst, der wohl nicht in so winterlicher Atmosphäre stattfinden wird wie 2010, aber nicht weniger wohltuend und nachdenklich sein wird.

Wir sehen uns am
2. Weihnachtstag (26.12.2017) um 11 Uhr, bei der Lustschloss-Ruine!

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KlimaSkandal S21: Herzliche Einladung auf Montag, 30. Oktober, 19:30 Uhr