Liebe Parkgebetsgemeinde,
Sie wissen, dass ich jedesmal versuche, möglicherweise an das Losungswort aus der hebräischen Bibel und den dazugehörigen Lehrtext aus dem christlichen Neuen Testament anzuknüpfen. Ich nehme also wieder Losung und Lehrtext vom morgigen Freitag, da für den Menschen der Welt, in der diese Texte niedergeschrieben wurden, der neue Tag am Abend des Vortages begann.
Ich lade Sie ein, diese Andacht zu feiern im Wissen um die Notwendigkeit innerer Ruhe, ohne die wir nichts Vernünftiges ausrichten können. Ich spreche damit unsere aufgewühlten Herzen an, aufgewühlt von so vielen künstlich herbeigeführten Fehlentwicklungen. Es könnte ja alles so viel einfacher sein, wenn elementare Regeln, z.B. auch nur das geltende Recht, auch von den Regierenden eingehalten würden.
Natürlich brauchen die Menschen Arbeit!
- Aber warum nicht zur Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse, sondern zu deren Verschlechterung?
- Warum werden die Probleme verschwiegen anstatt sie zu benennen und ernst zu nehmen – z.B. hier bei S21 den Brandschutz, die Quellgefahren beim Bauen in Anhydrit; genauso wie z.B. im Straßenverkehr die Schwierigkeiten bei der Abgasreinigung in den Verbrennungsmotoren der Autos? Wohl gemerkt: Nach dem Diesel sind die Benziner dran!
- Warum lieber tricksen, lügen und betrügen als Herausforderungen zu benennen und notwendige Umorientierungen und Umsteuerungen vorbereiten und angehen?
Unfälle passieren. Wieso aber planerisch nicht sie einrechnen, sodass sie nicht zu Katastrophen werden – und wir von „Staatsverbrechen“ sprechen müssen (Brandschutzexperte Hans-Joachim Keim im „Stern“ vom 7.6.2018 „Katastrophe mit Ansage“, Artikel von Arno Luik https://www.stern.de/panorama/gesellschaft/stuttgart-21–experten-zum-brandschutz-beim-umstrittenen-grossprojekt-8116488.html)?
Zwei Zitate daraus, (S. 105f.):
„Die modernen ICE-Loks sind rollende Chemiefabriken, wissen das die S21-Macher nicht? Wenn die hochkomplexen Triebköpfe mit ihren Transformatorenölen, Dichtstoffen im Brandfall mit Wasser besprüht werden, entsteht ein unheimlicher Cocktail: unter anderem Senfgas, Phosgen, Blausäure.“
„Die Belüftungsmaschinen, die sie jetzt im Tiefbahnhof einbauen, erzeugen im Brandfall einen Kamineffekt wie der Schmied in der Esse! Sie blasen riesige Mengen Sauerstoff ins Feuer, sodass selbst ein kleiner Brand blitzschnell ein richtiger, ein hochenergetischer Brand wird, das hat dann ganz rasch 1000 Grad. Stellen Sie sich mal vor, da fliehen Tausende… Die Fluchtwege führen nach oben – genau dahin, wo Rauch, Gase am schnellsten hingehen! S21 hat das Potenzial, Europas größtes Krematorium zu werden.“
Anderes Problem:
Wieso den Bahnhofsneubau wie einen Damm quer zum Nesenbach-Talgrund bauen – in der traditionell von Hochwasser bereits am meisten heimgesuchten deutschen Großstadt und das in einer Zeit, in der sich die Tendenz zum zunehmenden Starkregen durch den Klimawandel eindeutig verschärfen wird?
Dr. Christoph Engelhardt kann hierzu auf der 418. Montagsdemonstration am 4.6.18 nur noch sarkastisch bemerken: „Die Stadt [Stuttgart] optimiert am Hauptbahnhof also nicht nur die Wahrscheinlichkeit für einen Schadenseintritt, sondern es wird auch das Schadensvolumen in Milliardenhöhe getrieben.“
Er berichtet von der Prüfung der städtischen Annahmen durch Diplomingenieur Hans Heydemann: Die Leistung der bisherigen Abwasserkanäle nehmen durch die Dükerung unter dem Stuttgart-21-Bahnhofstrog in ihrer Leistung ab. Und fasst zusammen: „Welch ein Wahnwitz, ausgerechnet in Stuttgart – der Stadt mit dem höchsten Risiko und mutmaßlich dem höchst anzunehmenden Schadensvolumen – plant die Stadt den denkbar drastischsten Rückbau der Starkregenvorsorge. Das Tiefbauamt gibt ‚wirtschaftliche Gründe‘ an. Man fragt sich, welche Wirtschaft von diesen Planungen profitieren soll, sind es die Schlamm-Abpumper oder ist es die Bestattungsindustrie? Oder sind es die Autobauer, wenn der öffentliche Verkehr auf Monate stillgelegt wird?“
Und: „Stuttgart 21 bleibt also auch bei der Hochwassergefahr der größte Schildbürgerstreich aller Zeiten!“
(Siehe auch: Dipl. Ing. Hans Heydemann unter Mitwirkung von Dr. Christoph Engelhardt „Überflutungsrisiken durch Stuttgart 21 – Der Tiefbahnhof als „Staumauer“ bei Starkregen“, Juni 2018, Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21
http://www.parkschuetzer.de/assets/termine/2018/Heydemann_zu_S21-Brandschutz_Fluchtreppen.pdf )
Warum machen die demokratisch gewählten Exekutiven in Bund, Land und Stadt so etwas, obwohl sie schon grundgesetzlich zum Schutze von Gesundheit und Leben der in seinem Geltungsbereich lebenden Menschen verpflichtet wären?
Und warum können sie das machen? Eigentlich müssten da die für die Pflege von Recht und Gesetz geschaffenen Organe der Justiz als Dritter Gewalt im Staate davor sein. Warum läuft hier so viel gar nicht so, wie es eigentlich sollte?
Hier berühren wir die Abgründe menschlicher Existenz.
Die Losung für morgen spricht von uns und was uns als Gesellschaft, als Staat, als Wirtschaft und Interessenverbände, auch als Kirche, ausmacht – und sie spricht von Gott selber – in verhüllender Weise als von einem Gottesknecht, ohne diesen näher zu definieren Ich lese Jesaia 53,5:
„Durchbohrt aber wurde er unseres Vergehens wegen,
unserer Verschuldungen wegen wurde er zerschlagen,
auf ihm lag die Strafe, die unserem Frieden diente,
und durch seine Wunden haben wir Heilung erfahren.“
Wenigstens ganz überwiegend mehrheitlich müssen diese Vergehen und Verschuldungen diesen Menschen – erschrecken sie nicht! – Herzensangelegenheiten sein; wir wissen ja: Die größte Bestie ist der Mensch!
Obwohl wir hier uns gegen S21 positioniert haben, möchte ich uns doch mit einbeziehen in das „wir“, das jetzt kommt: Anstelle zum Guten hin, tendieren wir – wenn es geht – lieber zum Bösen hin; benennen es aber – natürlich – als etwas Gutes.
Wie kann ich etwas solches sagen? Uns als Projektgegner in den gleichen Topf werfen wie die Projektbefürworter und die Macher und Garanten bin in die höchsten Spitzen unseres Staates?
Einfach deshalb, weil es – natürlich – außerhalb der Thematik „S21 / K21“ viele Beispiele aufzuzählen gäbe, in denen auch wir uns vergehen und schuldig machen.
Nur ein Beispiel von mir persönlich:
Als Schüler in der 5. Klasse, da war ich also noch ein „kleiner Kerle“, ich erinnere ich mich noch ganz deutlich, entstand in mir auf meinem Schulweg ins Gymnasium mit Omnibus und Straßenbahn bereits die zukunftsträchtige Frage: Wohin wird dieser Autoverkehr eigentlich führen? Wann wird die Luft so verpestet sein, dass wir nicht mehr atmen können? – Dennoch fuhr ich später begeistert Auto und habe immer noch eines – und was für ein schönes! Das geht eigentlich gar nicht mehr!
Aber immerhin: Ich bin mir meiner Widersprüchlichkeit bewusst geblieben.
Denn da ist auch eine Sehnsucht nach dem Richtigen, nach dem Gerechten, nach dem, was allen guttäte, nicht nur mir persönlich, was einen guten Ausgleich für alle brächte. Da ist eine Hoffnung, die weit über das hinausgeht, was ich selber zustande bringe.
Weil da in einem solch „widersprüchlichen Kerle“ wie ich einer bin, eben auch die Sehnsucht nach dem Guten, Wahren und Schönen ist, berührt mich auch der Lehrtext für morgen, 1. Johannes 4,10:
„Darin besteht die Liebe:
Nicht, dass wir Gott geliebt hätten,
sondern, das er uns geliebt
und uns seinen Sohn gesandt hat
als Sühne für unsere Sünden.“
Obwohl ich hartnäckig immer auch ganz Schlechtes mache, wage ich zu hoffen, dass dies nicht mein Ende, meine Verwerfung bedeute.
Unser Glaube spricht von Jesus und nennt ihn den Sohn Gottes – wieder eine verhüllende Bezeichnung für Gott selbst. Jesus war einer, der auch durchbohrt worden ist.
Und es gibt erklärte Atheisten, die sich im Extremfall auch lieber haben umbringen lassen, als, z. B., ihren Kampf gegen das organisierte Verbrechen einzustellen. Ich denke da an den palermitanischen Kommunisten Pio La Torre, den die Mafia am 30. April 1982 hat umbringen lassen, weil er eine Gesetzesvorlage eingebracht hatte, die die Mitgliedschaft in der Mafia unter Strafe stellen wollte und vorsah, die kriminell erworbenen Besitztümer solcher Leute beschlagnahmen zu können. Also: Trotz der Ermordung dieses überaus mutigen Gewerkschafters und seines Fahrers Rosario di Salvo wurde dieses Gesetz am 13. September desselben Jahres 1982 dennoch verabschiedet!
Zum Losungswort in Jesaia 53,5 sagte ich vorher, wer der dortige „Gottesknecht“ sei, werde nicht näher bestimmt.
Nun, ich denke, Gott, gepriesen werde sein Name, begegnet uns ganz sicher auch in der Gestalt Pio La Torres! Und anderer, die ihre Leben nicht für sich behalten wollten.
Pio La Torre hat mit seiner posthum dennoch erfolgreichen Gesetzesinitiative die Grundlage für die Arbeit von Giovanni Falcone und Paolo Borselino gelegt, der Mafia gewaltige Schwierigkeiten zu bereiten. Auch sie wurden aber wiederum in schrecklichen Bombenattentaten zusammen mit den sie begleitenden Polizisten 1992 ermordet.
Palermo ist in diesem Jahr eine der Kulturhauptstädte Europas. Fahren sie hin. Gerade auch der Anti-Mafia-Kampf hat auch etwas mit dem Projekt Stuttgart 21 zu tun. Darum müssen wir uns auch noch näher kümmern…
„Darin besteht die Liebe:
Nicht, dass wir Gott geliebt hätten,
sondern, dass er uns geliebt
und uns seinen Sohn gesandt hat
als Sühne für unsere Sünden.“
(1. Johannes 4,10)
Und gleich im Anschluss heißt es:
„Ihr Lieben, wenn Gott uns so geliebt hat, sind wir auch verpflichtet, einander zu lieben.“
(1. Johanes 4,11)
Da fällt mir doch gleich unsere Angela Merkel ein, wie könnte es auch anders sein:
Da sind wir also aufgefordert, Angela Merkel, die bisher von unseren Bemühungen um die Verhinderung des Schlimmsten hier, wirklich nicht viel hält, zu lieben – zumal sie wohl auch meint, eine Christin zu sein oder es wenigstens versucht, eine zu sein – genauso wie wir auch. Wir sollen sie also lieben, weil Gott uns ja zuerst geliebt hat.
Auch wenn wir uns gegen sie positionieren, sollen wir das in Liebe tun, was heißen könnte, ihr den Schritt, auf uns zuzugehen, möglichst zu erleichtern, wenigstens, indem wir trotz aller sachlichen Gegensätze, lieb zu ihr sprächen.
Vielleicht so:
Du bemühst Dich doch auch. Zwar wähnen wir dich weit über dem Gesetz stehend, das für unsereins doch mitunter echte Regeln setzt und uns echte Vorschriften auferlegt. Aber Alles in Allem ist uns eine gewisse Ordnung auch einsichtig und hat ihre Berechtigung. Meinst Du nicht, dass, wenn auch Du unsere Gesetze respektieren würdest, manches für uns alle einfacher und besser werden würde? Es gäbe auch uns das gute Gefühl, dass Du wirklich eine von uns bist.
Sie merken, ich komm‘ irgendwie ins Schwärmen:
Mir ist vor einiger Zeit, halb aus Bitterkeit und halb unbewusst, ein je länger desto tröstlicher auf mich wirkendes kleines Wortspiel eingefallen, das ich nun bei jeder sich bietenden Gelegenheit spiele:
Es geht so: Immer, wenn jemand etwas tut oder sagt, das eigentlich gar nicht geht, stelle ich ganz unschuldig die Frage: „Was würde wohl Angela Merkel dazu sagen?“ Und so deute ich mir unsere Kanzlerin einfach um: So wird sie zu einer Person, die alles richtig macht und vor allem zu einer, die so ist, wie ich eigentlich sein möchte: Perfekt, einfach perfekt! Und vielleicht klingelt es ja irgendwann in ihren Ohren, und sie fasst sich ein Herz und denkt auch meinen Lieblingsgedanken: Eigentlich wäre alles ja so einfach: Man müsste es nur richtig machen.
Amen – so sei es!
Oben bleiben! Es bleibt noch viel zu tun!