Antwort an den Stuttgarter Stiftskirchenpfarrer Matthias Vosseler zu dem Artikel in der Stuttgarter Zeitung am 1.August 2011: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kombiloesung-fuer-stuttgart-21-geburtsort-liegt-im-zug-nach-schaffhausen-page1.fce14731-ad60-4e35-9f1b-a5c77849b1fe.html
Nach altbekanntem, in schlechten Predigten zu hörendem Schema:
Spannung – oder was der Prediger dafür hält – aufbauen, eher wohl aufbauschen („bewegender Tag“, „Herzschlag“, „mittendrin“), eine dramatische, aber unzutreffende Situationsbeschreibung geben („Krieg in Stuttgart“), schließlich wie das Vögelchen aus der Kuckucksuhr „Friede – ich bin dabei“ flöten. Das Ganze garniert mit besserwisserischen Appellen des scheinbar Unparteiischen, tatsächlich wohl Unberührten, an Bahn und Bündnis.
Wer ist denn – bitteschön – nicht für Frieden?
Sehr geehrter Kollege Vosseler,
es herrscht kein „Krieg in Stuttgart“. Solches Vokabular ist nicht nur angesichts der tatsächlichen Kriege im Mittleren Osten sowie der Befreiungsbewegungen in Nordafrika und im Vorderen Orient unangemessen.
Unangemessen, wenn Menschen – wie in Stuttgart – ein elementares Grundrecht in Anspruch nehmen. Und das friedlich!
Unangemessen angesichts von mehr als undurchsichtigen Machenschaften und offensichtlichen Lügen, bei denen es eben nicht „nur um einen Bahnhof“ geht, wie manche verharmlosend glauben machen wollen.
Unangemessen; denn schon im so genannten Schlichterspruch war von „gleichberechtigter Teilnahme von Bürgern aus der Zivilgesellschaft“ die Rede. Durch das bisherige Verfahren wurde dieser Anspruch nicht annähernd eingelöst.
Unangemessen, weil Ihr pseudoneutrales, bequemes „die einen – die anderen“-Geschaukel, das Sie schon früher – auch zynisch – zum Besten gegeben haben, der Situation in keiner Weise gerecht wird.
In der Kritik an S21 engagieren sich Bürgerinnen und Bürger unterschiedlichster Provenienz ohne Eigennutz mit beachtlicher Sachkompetenz und sehr großem zeitlichem Aufwand.
Sie zitieren einen der für Sie „schönsten Verse der Bibel“ (Römer 15,33) mit dem Hinweis auf den „deus pacis“, den Gott des Friedens. Schön und gut, ist nie falsch! Aber soweit sind wir noch nicht.
Bis es dahin kommt, gilt das Wort des Propheten Jeremia: „Sie gieren alle, Klein und Groß, nach unrechtem Gewinn, und gehen mit Lüge um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede. Sie werden mit Schande dastehen, … aber sie wollen sich nicht schämen und wissen nichts von Scham.“ (Jer.6,13f)
Spätestens seit den Ereignissen in Norwegen sollte davon Abstand genommen werden, vom „Frieden“ zu schwadronieren, aber „Krieg“ zu propagieren.
Karl Martell
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Meta
Ihr ganzen Pfarrer von Stuttgart!
Habt Ihr nicht besseres zu tun, als Euch um einen Bahnhof zu streiten?
Es verbittert mich förmlich, wenn ich sehe, dass so viele Geistliche an einem „Parkgebet“ teilnehmen. Der Glaube wird mißbraucht fur Eure linken Ideologien. Wenn die Kirchenführung von Ba-Wü diesen K21-Pfarrern nicht langsam entgegenwirkt, dann trete ich aus der Evangelischen Kirche aus!
Verzeihen Sie meinen harschen Worte, aber was hier in Stuttgart in der (linken) Kirche abgeht, möchte ich mit meinen Kirchsteuermitteln und meinem Engagement nicht länger unterstützen.
Herr Legat, können Sie mir ein paar Ihrer Aussagen näher erläutern?
1. Was ist schlimm daran, in einem Park zu beten? Wir Christen dürfen überall beten, nicht nur in einem Gotteshaus.
2. Was ist „links“ an einer Einstellung, dass S21 ein schlechtes Projekt sei? Einverstanden, die Verurteilung von Immobiliengeschäften zu Lasten der Allgemeinheit ist „links“.
3. Ist die Lehre Jesu eher „links“ oder eher „rechts“? Ich denke, man würde ihn heute als „Linken“ bezeichnen.
4. Glauben Sie, dass „Pfarrer und Pfarrerinnen gegen S21“ den ganzen lieben langen Tag nichts anderes mehr tun, als gegen dieses Projekt zu arbeiten? Ich kenne da anderes.
5. Befürworten Sie, dass Theologen ihre Meinung zu alltäglichen Dingen nicht öffentlich kundtun dürfen? Meinungsfreiheit gilt hoffentlich auch für diese Menschengruppe.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Werner Scheffler
Herr Legat, ich bin kein Pfarrer. Aber ich bin Christ und versuche die Lehre Christi zu verstehen, auch als Laie. Das ist keine leichte Aufgabe. Versuchen Sie es doch bitte auch. Über den „Wirrkopf“ habe ich mich übrigens köstlich amüsiert.
Mit besten Grüßen,
Werner Scheffler
hab den Artikel gerade erst gefunden.
Sollten wir nicht die ganz normalen Stuttgarter Pfarrer ermuntern, sich einmal wieder zu Stuttgart 21 zu äußern? Wie wird die Stimmung in der Bevölkerung empfunden, immernoch verfeindet oder versöhnlich oder ignorant? Wär doch interessant. Wie sind die persönlichen Erfahrungen der Stuttgarter Pfarrerschaft bei der Gleissuche im Hauptbahnhof oder in der steckengebliebenen S-Bahn? Also, mich würde das interessieren. Und: wie erholen sich die Stuttgarter Pfarrer von ihrer stressigen Arbeit? In welchem Abschnitt des Schloßgartens oder Rosensteinparks joggen sie vorbei? Sind sie schonmal einem blauen Rohr begegnet und haben sie sich gefragt, was das bedeuten soll? Auf geht’s! Ich freu mich auf eine kleine Interview-Reihe!