Geistige und geistliche Verwahrlosung

Unterstellt wurde uns verschiedentlich, wir würden ein Bauprojekt („doch nur ein Bahnhof“) religiös überhöhen, wir würden „auch noch Gott auf die eigene Seite zu ziehen versuchen“.
Das haben wir nicht getan und tun wir nicht.
Das überlassen wir dem glühenden S21-Propagandisten Claus Schmiedel,
SPD-Fraktionsvorsitzenden im Landtag von BW.
Bei der Pro-S21-Veranstaltung am Samstag, 27. August, ließ er sich zu den Äußerungen hinreißen: „Über Stuttgart 21 liegt Gottes Segen.“
Und: „Wir sind die Guten.“
(http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-befuerworter-zeigen-flagge.b7e3eaee-67b4-41ca-9dc5-41fa4b68fc77.html)

Nun könnte man aus Kritikersicht voll Genugtuung feststellen, dass den Befürwortern anscheinend nichts mehr einfällt als religiös verbrämte Beschwörungen. Gepaart mit einfältiger Schwarz-weiß-Sichtweise:
Hier die Guten, da die Bösen.
George W. Bush lässt grüßen.
Aber nein – keine Genugtuung.

Dass ein prominenter Landespolitiker in dieser Weise Gottes Segen missbraucht, indem er ihn schamlos instrumentalisiert, macht betroffen. Eine derartige Schwarz-weiß-Sichtweise lässt wegen ihrer Primitivität erschrecken.
Zuspruch des Segens Gottes gilt allein Menschen, keinen Sachen, schon gar keinem Bauprojekt. Segen Gottes hat einen besonderen Wert; ihn inflationär oder missbräuchlich zu benutzen,
verfälscht seinen Sinn.

In den mehr als 60 Artikeln auf diesem Blog sowie auf unserer Website http://www.s21-christen-sagen-nein.de findet sich keine Passage, in der das Immobilien- und Bahnprojekt in dieser Weise religiös aufgeladen wird.

Für die Iniative Pfarrerinnen und Pfarrer gegen S21
Friedrich Gehring
Michael Harr
Anette Keimburg
Karl Martell
Guntrun Müller-Enßlin
Martin Poguntke
Martin Schmid-Keimburg
Dorothea Ziesenhenne-Harr

Mehr zum Thema:
Neue Pläne der SPD für den Hauptbahnhof
„Wir sind die Guten“
Schmiedel bei fluegel.tv

13 Antworten zu “Geistige und geistliche Verwahrlosung

  1. Dieter Dörfeldt

    Für mich ist es zutiefst beschämend und alarmierend, dass dieser Herr Schmiedel „Verteter des Volkes “ an herausragender Stelle im Landtag von Baden-Württemberg ist. Ein Mensch, der behauptet und auch noch öffentlich ausspricht “ Über Stuttgart 21 ruht Gottes Segen“ ist ungeeignet für ein öffentliches Amt. Der charakterlose Missbrauch religiöser Gefühle durch den Fraktionsvorsitzenden der SPD ist der bedauerliche rhetorische Tiefpunkt der bisherigen Auseinandersetzung um das Projekt Stuttgart 21. Um im Bilde zu bleiben kann ich nur sagen: Pfui Teufel Herr Schmiedel

  2. Ich schäme mich für den SPD – Politiker Herrn Schmiedel .Wie kann er Gott so instrumentalisieren und für die von ihm vertretenen Pläne zum Bau von Stuttgart 21 missbrauchen. Unabhängig davon, ob man für oder gegen dieses Projekt ist- als Christ muss man über eine solche Gotteslästerung erschüttert sein.

  3. Segen spricht man auch über Sachen. Zum Beispiel beim Tischgebet. Das ist gute evangelische Tradition. (Segne, Vater, diese Speise, uns zur Kraft und dir zum Preise, amen.)

    • @ D.S.
      Die feinen, aber wesentlichen Unterschiede sollten beachtet werden:
      1. Das von Ihnen zitierte Tischgebet ist eine Bitte! In einer Bitte bleibt die Unverfügbarkeit Gottes gewahrt („dir zum Preise“).
      2. Die Bitte zielt nur vordergründig auf die Speise, tatsächlich jedoch auf den Nutzen für die Essenden, also die Menschen („uns zur Kraft“). Eine Speise, die nicht gegessen wird, vergammelt bald – trotz Segensbitte.
      3. Der Redner Schmiedel behauptet, über Stuttgart 21 liege Gottes Segen.
      Er verletzt damit die Unverfügbarkeit Gottes, indem er Gott zum Mittel seiner Propaganda zu machen versucht.
      4. Gute evangelische Tradition ist es also, den elementaren Unterschied zu beachten zwischen einer Segensbitte und dem dreisten Versuch, über den Segen Gottes zu verfügen.
      5. Wie einleuchtend diese Unterscheidung ist, wird ganz deutlich, wenn man an solch unselige Vorgänge denkt wie das Segnen von Waffen.
      Karl Martell
      Pfarrer i.R.

    • Segen und Segnen: Eine systematisch-theologische Grundlegung. Von Dorothea Greiner. 2003.
      Leseempfehlung für Theologen.

  4. Die Drohung der SPD-Führung ist eindeutig:
    „Wir werden natürlich für S 21 werben, so wie es Claus Schmiedel am Samstag getan hat„, sagt der Sprecher der Landes-SPD, Andreas Reißig. „In der Sache wird es zu deutlichen Worten kommen.“ (http://www.taz.de, 28.08.11).
    Also landesweite „Anbetungs-Gottesdienste“ für den Götzen S21 ?

  5. Auch wir halten es für eine Anmaßung, dass Herr Schmiedel für seine Position den Segen Gottes nicht erst einmal erbittet – wie es sich für einen praktizierenden Gläubigen gebührte – sondern schon als erhalten und gegeben beansprucht. Ob er sich da nicht gewaltig täuscht!? Denn wenn eine Aktion dem Segen Gottes unterstellt wird, dann muss sie dem Hauptgebot für das Zusammenleben der Menschen, also der Nächstenliebe, entsprechen und darf deshalb auch keinen Schaden und keine Gefahren für die Mitmenschen heraufbeschwören. Gibt es aber den Verdacht auf solche Schäden, wie etwa die Verschwendung von Steuergeldern, die Verschlechterung der Lebensbedingungen unserer Mitmenschen im Personennahverkehr, die Gefährdung von Lebensgrundlagen im Bereich der Bäder oder der untertunnelten Häuser, dann ist der Nächstenliebe der Vorrang zu geben. Christen sollten sich eher für die Bewahrung der Lebensgrundlagen aller Mitmenschen einsetzen und auch für die Bewahrung dessen, was unsere Vorfahren geschaffen haben, wenn keine Notwendigkeit zum Rückbau besteht. Für eine solche Grundhaltung können wir sehr wohl den Segen Gottes erbitten. Und auch überzeugt sein, dass diese Haltung auf die Seite der „Guten“ führt.
    Herr Schmiedel hat mit seiner unqualifizierten Äußerung dem christlichen Glauben keinen guten Dienst erwiesen, weil er wieder einmal die Manipulation von Glaubensinhalten für parteipolitische Zwecke vorführt.
    Natürlich könnten wir sagen: Warten wir es ab, an Gottes Segen ist alles gelegen! Doch dann wären die Bausünden schon unwiederbringlich eingetreten. Somit halten wir es für Christenpflicht, mit legalen Mitteln zu demonstrieren und zu informieren, bevor es zu spät ist.

  6. Es gibt wahrscheinlich mehr Christen FÜR STUTTGART 21 als sogenannte Christen gegen S21. Das wird sicherlich über kurz oder lang zum Problem für Euch „Wut-Christen- K21“. Ihr müßtest Euch doch eigentlich mehr um Eure Kirchengemeinden und um das Wort kümmern, als sich wegen einem Bahnhof zu zerfleischen.
    Vielleicht gibt es aber auch eine ganz andere Wahrheit. Alle sogenannte Christen die sich für oder gegen S21 aussprechen sind überhaupt keine Christen! Könnte das nicht das Wahrheit sein? Ist z.B. diese Website „Christen gegen S21“ nur eine Plattform, wo das Christentum letztlich für eine Ideologie des „Dagegenseins“ massiv mißbraucht wird?
    Mal nachdenken….

    • @ Klaus
      Am besten: Nachdenken, bevor man schreibt!
      1. Unterstellung: Von „Wut-Christen- K21″ ist keine Rede.
      2. Fehldiagnose: Gerade wer sich „um das Wort kümmert“, es ernst nimmt, muss sich in guter Protestanten-Tradition gegen ein überflüssiges Projekt aussprechen, das viel, viel Geld verschlingt, das an anderen Stellen dringend benötigt würde.
      3. Von wegen „Dagegensein“: Für (!) den Erhalt und die Modernisierung eines bestens funktionierenden Bahnhofs.
      Für (!) einen menschenfreundlichen Einsatz begrenzt vorhandener Mittel!
      4. Falscher Adressat: Die Frage nach der „ganz anderen Wahrheit“ ist an die Propagandisten der „C“DU zu richten.
      5. Abwegig: Keiner „zerfleischt“ hier irgendjemand. Auseinandersetzung um der Sache willen tut not.
      6. Alles andere als Missbrauch: „Woran du aber dein Herz hängst, das ist dein Gott“. Martin Luther hat nicht gesagt: „Geld regiert die Welt“. Das ist die Devise von S21.

    • Wenn man davon ausgeht, dass Albert Einstein mit seinen immer wieder gemachten Äußerungen über die Dummheit der Menschen recht hatte, dann könnten Sie mit Ihrer ersten Aussage sogar richtig liegen, Klaus (haben Sie eigentlich keinen Nachnamen?). Er hielt z.B. die Majorität der Dummen für unüberwindbar und für alle Zeiten gesichert. Und bekanntermaßen war er sich hinsichtlich der Unendlichkeit des Universums nicht ganz so sicher im Unterschied zu jener der menschlichen Dummheit. Noch kurz vor seinem Tod sagte er: Die Herrschaft der Dummen ist unüberwindlich, weil es so viele sind, und ihre Stimmen zählen genau wie unsere.
      Ja, das ist wirklich ein echtes Problem, allerdings nicht erst „über kurz oder lang“, sondern allezeit.

  7. Zu Ihren partiellen Beleidigungen möchte ich doch etwas schreiben:

    „Am besten: Nachdenken, bevor man schreibt!“

    Sie unterstellen mir, dass ich nicht nachdenke? Nur weil ich ein Andersdenkender bin, unterstellen Sie diese Anschuldigung? Es könnte doch auch sein, dass Sie zu wenig nachdenken, oder?

    „1. Unterstellung: Von „Wut-Christen- K21″ ist keine Rede.“
    Es ist bitteschön KEINE Unterstellung, sondern eine Feststellung. Wenn ich so manche Beiträge von den sogenannten „Christen gegen S21“ lese, dann spürt man förmlich die Wut dieser Menschen. Sorry, aber ein anderes Wort als Wutchristen wäre bei Ihnen und Ihrern Genossen nicht berechtigt.

    „2. Fehldiagnose: Gerade wer sich „um das Wort kümmert“, es ernst nimmt, muss sich in guter Protestanten-Tradition gegen ein überflüssiges Projekt aussprechen, das viel, viel Geld verschlingt, das an anderen Stellen dringend benötigt würde.“

    Sie behaupten in Ihrem ideologischen Denken, dass S21 überflüssig sei. Für Sie sind die Andersdenkenden diejenigen, die alles falsch machen. Sie meinen die Wahrheit zu kennen = typisch für Ideologen. Doch Sie wissen doch, Ideologien haben in der Deutschen Geschichte immer zum Chaos geführt….Nationalsozialismus, Sozialismus…..etc. (denken Sie mal nach…)

    „3. Von wegen „Dagegensein“: Für (!) den Erhalt und die Modernisierung eines bestens funkt. Bahnhof“

    Achso, der beste Bahnhof der Welt ist also gegenwärtig in Stuttgart. Ratschlag: Fahren Sie öfters mal mit der Bahn und schauen sich die großen Bahnhöfe in Deutschland und Europa an. Ich glaube danach werden Sie Ihre Meinung ändern.

    “ Für (!) einen menschenfreundlichen Einsatz begrenzt vorhandener Mittel!“um der Sache willen tut not.“
    Ich gebs zu, so ein Gutmensch wie Sie, werde ich wahrscheinlich nimmer. Doch mal ehrlich, haben Sie diese Einstellung auch in IHREM Leben? Mal nachdenken….

    „6. Alles andere als Missbrauch: „Woran du aber dein Herz hängst, das ist dein Gott“. Martin Luther hat nicht gesagt: „Geld regiert die Welt“. Das ist die Devise von S21.“
    Nur die Wutchristen K21 hängen ihr Herz an einen völlig veralteten Bahnhof, der für keine Zukunftsvision steht. Nur die Wutchristen K21 hängen Ihr Herz an Dinge, die mit dem Glauben und Christentum letztlich nichts zu tun haben.

    • @ Klaus
      Bei den Unterstellungen und Beschimpfungen („Ideologen“, „Wutchristen“, „Gutmenschen“ u.a.m.) handelt es sich offensichtlich um Projektionen.
      Wir haben Argumente – nicht nur Behauptungen – und machen den geistigen und geistlichen Hintergrund unserer Argumentation deutlich. Nicht mehr und nicht weniger!
      Respektieren Sie das bitte.
      Auf die Feststellung, dass der Stuttgarter Bahnhof gut funktioniert, lediglich zu entgegnen, er sei „völlig veraltet“, wird dem nötigen Argumentationsniveau nicht gerecht. Schon deshalb nicht, weil von den Kritikern immer darauf hingewiesen wurde, dass dieser gut funktionierende Bahnhof, der zweitpünktlichste in Deutschland, selbstverständlich modernisiert werden muss, nachdem er über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, von der DB vernachlässigt wurde.
      Vergleichbares trifft zu auf die Bahnstrecke Stuttgart – Ulm. Dazu in diesem Blog u.a. der Kommentar von Norbert Haidl vom 06.08.2011: https://s21-christen-sagen-nein.org/unterzeichner/#comment-383
      Gut funktionierend und zu modernisieren ist unser Argument. Vom „besten Bahnhof der Welt“ hat niemand geredet. Davon zu reden, hieße die großsprecherische, verlogene Propaganda der Betreiber zu imitieren („bestgeplant“, „Das neue Herz Europas“ usw.)
      „Zukunftsvision“? Welche denn bei S21? Wir haben unsere Zukunftsvision sehr differenziert und mit guten Argumenten dargelegt, auch in diesem Blog.
      Dazu nur soviel in Kürze:
      Bestehendes wertzuschätzen, an Bewährtes anzuknüpfen und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung Vorhandenes mit Augenmaß weiterzuentwickeln, darin äußert sich ein Verständnis von Geschichte und Kultur, von Gestaltung menschenfreundlichen Zusammenlebens, das sich bewusst abgrenzt von Weghauen und Hinklotzen sowie besinnungslosem Höher-schneller-weiter.
      Das hat mit Ideologie, wie böswillig unterstellt („Nationalsozialismus“, „Sozialismus“), nichts zu tun, sondern eher mit dem, was Geißler in seinem Schlussvotum nach dem Faktencheck zu Protokoll gegeben hat:
      „Dennoch formierte sich schon frühzeitig Widerstand gegen S 21. … Diese Entwicklung hatte regionale und überregionale Gründe und ist nur zu verstehen auf dem Hintergrund einer massiven Vertrauenskrise der Politik im Allgemeinen und einer speziellen ebenfalls massiven Kritik an der Art und Weise des Zustandekommens und der Durchführung des Projekts S 21. In den Augen vieler Bürgerinnen und Bürger waren mit ihm mehr ökologische, geologische und finanzielle Risiken als wirtschaftlichen Chancen verbunden.“
      Weiter spricht Geißler von einer neue Form unmittelbarer Demokratie, von der Wiedergewinnung von Glaubwürdigkeit und mehr Vertrauen für die Demokratie und von gleichberechtigter Teilnahme von Bürgern aus der Zivilgesellschaft.
      Wenn Sie Geißler auch als „Ideologen“ diffamieren wollen, dann tun Sie’s, wenn Sie’s nicht lassen können.
      In diesem Blog allerdings werden Beiträge, die sich in Diffamierungen, Unterstellungen und Projektionen erschöpfen, zumal wenn sowas nur dumpf und gebetsmühlenartig wiederholt wird, künftig gelöscht.

  8. Ich habe das Gefühl die Christen vernachlässigen das lesen in der Bibel.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..