Denkmalpflege, Barbarei und Unglauben

Sehr lesenswert ist im neuen Heft der Denkmalstiftung Baden-Württemberg „Denkmalstiftung 4 / 2015“ ein Interview mit dem emeritierten Bauhistoriker Dietrich W. Schmidt. Die bei den für das Bauwesen in Stuttgart Verantwortlichen seit Jahrzehnten vorherrschende Stimmung „Weg mit dem alten Glomp!“ wird von ihm kommentiert mit den Worten „Aber in Stuttgart hat(te) die Denkmalpflege einen furchtbaren Stand.“

Von der Zerstörung des Steinhauses bis zur Zerstörung des Reichsbahndirektoriums und der Flügel des Bonatz-Baus ist ein erschreckend weiter Bogen zu schlagen. Der verächtliche Umgang mit hochwertiger historischer Bausubstanz ist eine einzige Schande für diese Stadt.

Das ist auch theologisch relevant. Dabei sei Friedrich Daniel Schleiermacher zitiert. „Soll der Knoten der Geschichte so auseinander gehen? Das Christentum mit der Barbarei und die Wissenschaft mit dem Unglauben?“

Der Widerstand gegen den barbarischen Umgang mit der kulturellen Überlieferung sollte sich für Christen und Kirche von selbst verstehen. Die barbarische Zerstörung von Kulturgütern geht sehr schnell mit Menschenverachtung Hand in Hand.

Das Heft kann bestellt werden unter: denkmalstiftung-baden-wuerttemberg.de

Michael Harr

2 Antworten zu “Denkmalpflege, Barbarei und Unglauben

  1. Dr. Norbert Bongartz

    Je dichter ein starkes kommerzielles Interesse an historische Gebäude heran rückt, umso schwieriger ist es, sie zu erhalten. Umso eher findet eine Güter-Abwägung zu ihren Ungunsten statt.
    Und wenn noch ein handfestes politisches Interesse dazukommt, kann es passieren, dass ein MP Oettinger die Architektur der Bonatz-Bau-Flügel als „Hüttenkruscht“ herabwürdigen konnte, nachdem er
    dafür gesorgt hatte, seiner Landes-Denkmalpflegerei zu S21 einen Maulkorb umzuhängen. Schändlich, so was!
    Wenn die vom Land bestellten Konservator(inn)en ihr Erhaltungs-Plädoyer abgegeben haben, kommt es sehr darauf an, ob die Denkmalschutzbehörden dieses auch in ihre Entscheidung übernehmen…

  2. Ach ja, wenn es nur die Unbildung und Barbarei des ehemaligen MPs wäre! Heute las ich mal wieder über seine damalige Nähe zum Pizza-Wirt Mario, ehedem in Weilimdorf. Gelegentlich darf man das ja in Erinnerung rufen, wenn man sich fragt, wer sich denn so etwas wie S 21 ausgedacht hat. Wenn ich mich recht entsinne, darf man diesen Gastronomen laut eines Gerichtsurteil als „Mafiawirt“ titulieren. Übrigens soll, wie man aus einschlägigen Kreisen hören konnte, die Pizza bei Mario nichts Besonders gewesen sein und kein Grund, diese Lokalität aufzusuchen.

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