Für den Kirchentag 2015 wurde Stuttgart als Veranstaltungsort ausgewählt. Die Begründung für diese Entscheidung seitens des Kirchentagspräsidiums lautete:
„Die Stadt des 35. Deutschen Evangelischen Kirchentages hat während der zurückliegenden Monate im Streit um das Projekt „Stuttgart 21“ neue Formen offener und öffentlicher Debatte erlebt. Nachhaltiger Protest und zivilgesellschaftliches Engagement haben eine landesweite Diskussion über die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Entscheidungen in der Demokratie ausgelöst. In diesem Kontext hat der Kirchentag die Einladung nach Stuttgart besonders gern angenommen.“
Da war es schon sehr verwunderlich, dass auf dem Dresdener Kirchentag 2011 „Stuttgart 21“ gerade mal bei einem einzigen Forum thematisiert wurde, bei dem „Schlichter“ Heiner Geißler gesprochen hat. Den Gegnern von „Stuttgart 21“ wurde keine Möglichkeit gegeben, sich durch Beiträge bei Veranstaltungen zu artikulieren.
Genauso sieht es nun in den Planungen für Hamburg aus. Stuttgart 21 und der Widerstand wird ausschließlich zum Thema durch eine sehr mysteriöse Veranstaltung, die recht weit außerhalb liegt (Programm Seite 391). Wir drucken die Ankündigung ab mit der Frage: „Versteht ihr, was ihr da lest?“ Was haben sich die Organisatoren dieser Veranstaltung dabei gedacht? – falls sie sich etwas gedacht haben sollten.
Bühne Magellan-Terrassen p 60
14.30–16.00 Hat Unzufriedenheit Zukunft?
• Rechtsextremismus überwinden
• Demokratie erneuern
• Wutbürger oder Mutbürger? Stuttgart 21 und die Folgen
Moderation:
Thomas Adomeit, Pastor, Oldenburg
Wolfgang Kruse, Beauftragter Ev. Landeskirche in Württemberg für den 35. Deutschen Ev. Kirchentag in Stuttgart
Musik: Staryend, Reutlingen
Dem dringenden Wunsch, bei dieser Veranstaltung mit einer Person aus unserer Gruppe „Pfarrerinnen und Pfarrer gegen S 21“ auf dem Podium vertreten zu sein, wurde bislang nicht entsprochen. Man kann gespannt sein, was bei dieser Veranstaltung raus kommen soll.
Meine Sorge ist, daß die Stadt Stuttgart den Kirchentag 2015 logistisch gar nicht bewältigen wird und das leider gar nicht bemerkt und den Oranisatoren das auch falsch kommuniziert.
Man sehe sich mal die Pläne an, wie die Fußgängerwege rund um den Bahnhof und den Schloßgarten geplant sind. Man stelle sich vor, daß die Haltestelle Statsgalerie verlegt wird und der Innenstadtring (Stadtbahn) mitsamt seinen Umsteigeverbindungen nicht funktionieren wird. Man mache sich klar, daß Lastwagen die Schillerstraße verstopfen werden, so daß man die Innenstadtbuslinien vergessen kann. Man betrachte sich die Visualisierungen der sogenannten Querbahnsteige…
Und so will man viele tausende Gäste empfangen?
Bitte macht das den verantwortlichen Leuten klar. Völlig unabhängig, ob man den Tiefbahnhof zukunftsweisend findet oder nicht.
Ich halte es für besser, beim Kirchentag in Hamburg nicht mitzumachen. Sonst wird man für diese Bürgerbeteiligungs- und Demokratie-simulations-werbe-veranstaltungen vereinnahmt. Das auch gleich als Warnung für den Stuttgarter Kirchentag.
Werter D.S.,
Genauso ist es. Falls Stuttgart 21 doch noch kommen sollte, wäre es unverantwortlich, den Kirchentag 2015 in Stuttgart abzuhalten. Die Infrastruktur des Nahverkehrs würde eine solche Belastung nicht bewältigen können. Wenn also der Landesbischof bei der Schlussveranstaltung nach Stuttgart einlädt, ohne zugleich entschieden die Beendigung dieses Irrsinns zu fordern, handelt er verantwortungslos. Es wäre sicher ganz gut, wenn er sich einmal ernsthaft mit diesem Projekt befassen würde. Er wäre mitverantwortlich, wenn es einen katastrophalen Kirchentag in Stuttgart geben sollte. Auch die Leitung des Kirchentags kann nicht endlos den Kopf in den Sand stecken. Falls Stuttgart 21 gebaut wird, sollte der Kirchentag in Stuttgart rechtzeitig abgesagt werden.
Michael Harr
Werte/r D.S.,
Für Hamburg planen wir einen täglichen „Schwabenstreich“. Näheres dazu kommt demnächst. Es liegt an uns, ob der Kirchentag mehr wird als Demokratiesimulation. Im Übrigen stellt sich die hochinteressante Frage: Wer hat dem Kirchentag einen Maulkorb umgebunden?
Michael Harr
zum Thema Maulkorb:
Man schaue, welche Politiker beim Kirchentag mitplanen und mitverantworten. Man merke sich diese Namen und google sie zusammen mit z.B. Stuttgart 21. Man betrachte auch verschiedene Stiftungen und Ausschüsse. Dann mache man sich seine Gedanken.
(nur als Beispiel: „Von 2003 bis 2009 gehörte Turner dem Präsidium des Evangelischen Kirchentages an.“ Quelle Wikipedia)
Übrigens, D.S. ist weiblich.
Das mit dem Turner habe ich echt noch nicht gewusst. Da gehen einem ja ganze Kronleuchter auf!
Michael Harr
zu der oben genannten Veranstaltung in Hamburg:
Protestbewegungen ein Sprachrohr geben! (?)
Das stärkt die Demokratie! (?)
Die Fragezeichen sind von mir.
Hat unsere Protestbewegung es nötig, darum zu betteln, auf einem Kirchentagspodium ein paar Sätze sagen zu dürfen?
Wir wollen doch INHALTLICH mit unseren Anliegen ernst genommen werden. Auf allen Ebenen. Geologisch, theologisch, verkehrstheoretisch und demokratietheoretisch.
Das WILL der Kirchentag gar nicht leisten. Der will doch nur den Parteipolitikern und Kirchenpolitikern Gelegenheit bieten, sich vor dem Volk gut darzustellen. Oder etwa nicht?
Gegenbeispiele aus dem Kirchentagsprogramm erwünscht.
Bühne Magellan-Terrassen p 60
14.30–16.00 Hat Unzufriedenheit Zukunft?
• Rechtsextremismus überwinden
• Demokratie erneuern
• Wutbürger oder Mutbürger? Stuttgart 21 und die Folgen
Moderation:
Thomas Adomeit, Pastor, Oldenburg
Wolfgang Kruse, Beauftragter Ev. Landeskirche in Württemberg für den 35. Deutschen Ev. Kirchentag in Stuttgart
Musik: Staryend, Reutlingen
Verstehe ich das richtig, dass bei der oben genannten Veranstaltung auf dem Kirchentag niemand aus der Innenperspektive der Anti-S21-Bewegung dabei ist und spricht? Ich hoffe, es meldet sich jemand und sagt mir, dass ich mich irre.
Liebe D.S., liebe Guntrun,
Seith ich vor etwa 30 Jahren von Jugendlichen meiner Gemeinde widerwillig auf einen Kirchentag mitgeschleppt wurde und so erstmalig einen besuchte, bin ich begeisterter Besucher von Kirchentagen. Das muss ich vorneweg zugeben. Daher ist es mir nicht egal, wer wann und wo dort spricht.
Für die Veranstaltung bei den Magellan-Brücken drückte ich den Verantwortlichen gegenüber deutlich mein Angebot und meinen Wunsch aus, dort sprechen zu können. Dies ist vor Wochen gewesen. Ich bekam damals die Bescheide, dass ich „wohl“, dann dass ich „vielleicht“ sprechen könne.
Sether habe ich nichts mehr gehört.
In den Programmänderungen wird die Veranstaltung nicht abgesagt, es wird aber auch nicht mitgeteilt, wer dort sprechen wird. Soweit ich das sehe, ist nicht gewollt, dass jemand aus der Innenperspektive spricht, aber wer da reden soll, bleibt weiterhin nebulös.
Michael Harr